Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst

Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst. Organ des Central-Verbandes der Deutschen Uhrmacher. Nr. 9. Halle, den 1. Mai 1906. 31. Jahrgang. Alle Verbandsangelegenheiten betreffende Mitteilungen sind an den Vorsitzenden des Central-Verbandes, Kollegen Rob. Freygang in Leipzig, Johannisplatz 24, zu richten. Alle für die Expedition bestimmten Geld-, Brief- und Inserateusendungen, ferner Abonnementsbestellungeii sind stets zu adressieren an die Expedition des „Allgemeinen Journals der Uliruiacherkunst“, Wilhelm Knapp in Halle a. S. Inhalt: Central-Verband.— Oeffentliche Prüfung an der Deutschen Uhrmacbersckiile zu Glashütte i. Sachsen. \\ ürttembergische bachschule für Fein mechanik, Uhrmacherei und Elektromechanik Schwenningen. — Aus den deutschen Handwerks- und Gewerbekammeru. Ungünstige Beurteilung in dem Abgangszeugnis. — Juristischer Briefkasten. — Eine Handwerksstiftung. - Die Bestellung von Zwangsverwaltern für gewerbliche Unternehmungen und Handelsbetriebe. — Astronomisches. — Schaltwerk für elektrische Uhren mit zwei Schalt- und zwei Sperrklinken. iaschenuhr mit Chronographen einrichtung. — Neuheiten. — Der Biedermeierstil (Fortsetzung). — Pateutbericht — Inuungs- und V ereinsuachrichten. — \ ersckiedenes. v om Bücher tisch. — Frage - und Antwortkasteu. — Anzeigen. Central- Verband. Der Ruf, nach Glashütte zur Prüfung zu kommen, ist auch in diesem Jahre nicht ungehört verhallt. Eine weit grössere Anzahl Kollegen als sonst war dem Rufe gefolgt, sogar eine lange Fahrt aut der Eisenbahn, 10, 12 und 18 Stunden, haben die Kollegen nicht gescheut, um der Prüfung beiwohnen zu können. Es waren Kollegen aus Berlin, Spandau, (Nauen, Meusel witz, Apolda, Salzungen, Dresden, Köln und Leipzig erschienen. Auch ehemalige Schüler aus Wien, Dresden, Görlitz, Gleiwitz und Leipzig hatten sich eingefunden, um ihre Anhänglichkeit an die Schule, den Lehrkörper, die Schülervereinigung und die Stadt Glashütte zu bekunden. Es wird wohl auch niemand gereut haben, dass er die Reise unternommen, selbst kleine Unbequemlich keiten, welche eine Reise mit sich bringt, werden voll aufgewogen durch das, was man zu sehen und zu hören bekommt, Schon die Prüfung an sich, sowie die Ausstellung der Zeichnungen und praktischen Arbeiten bot des Neuen und Interessanten so viel, dass man reichlich belohnt ist, Ferner bot der unter Anleitung des Herrn Professor Strasser von Herrn Lehrer Romers hausen gehaltene Experimentalvortrag auf dem Gebiete der Elektrizität viel noch nicht Gesehenes und Gehörtes. Aber auch durch die Besichtigung der verschiedenen Fabriken und Werkstätten konnten die Besucher ihr Wissen bereichern. Denn von Jahr zu Jahr ist man, selbst in den kleinsten Werkstätten bemüht, Neues und Vollkommeneres zu schaffen. Vom feinsten Pendel für astronomische Uhren bis zu den kleinsten Hilfswerkzeugen waren Neuheiten zu sehen. Es ist mit einem Wort hochinteressant, der Uhrenstadt Glashütte einen Besuch abzustatten. Auch wir waren anwesend und konnten mit Freuden bemerken, dass alles getan wird, um der Deutschen Uhrmachei- sehule ihren guten Ruf zu erhalten und immer mehr zu befestigen. In einer am Vorabend stattfindenden Autsichtsratsitzung bot sich Gelegenheit, etwas über verschiedene geplante Einrichtungen zu hören, welche allerdings auch neue Geldquellen erheischen. Ferner haben wir die uns zu Ohren gekommenen Beschwerden zur Sprache gebracht und testgestellt, inwieweit dieselben berechtigt waren. Jedenfalls können wir feststellen, dass der Aufsichtsrat, sowie der Direktor der Schule, Herr Professor Strasser, eifrig bemüht sind, alle sich zeigenden Lücken und Unebenheiten im Betriebe der Schule aut das schonendste auszugleichen, und hoffen wir, dass sich das Lehrerkollegium diesem löbhchen Bestreben in jeder Weise anschliesst. Der gute Ruf der Schule hängt gar von vielem ab, selbst von angeblichen Kleinigkeiten. Es ist aber vieles zu umgehen und manches auszugleichen, wenn der gute Wille vorhanden ist, und nur mit diesem ist es möglich, das schöne Werk, die Glashütter ührmacherschule, aut ihrer Höhe zu erhalten. Bei dem anschliessenden gemeinsamen Mittagessen nahmen wir, wie immer, Gelegenheit, dem Autsichtsrat, dem Direktor und dem Lehrerkollegium für die gehabten Mühen den Dank des Central-Verbandes zum Ausdruck zu bringen. Wir taten es gern und aus voller Ueberzeugung, hatten wir doch, während der nunmehr bald beendeten sechsjährigen Amtsdauer, öfter Gelegenheit, die Weiterentwicklung der Schule zu beobachten. Wir schliessen mit dem Wunsche, dass der Schule auch ferner Gönner und eine weitere gedeihliche Entwicklung beschieden sein mögen. Nicht unerwähnt mag bleiben, dass dem langjährigen und ältesten Lehrer der Uhrmacherschule, Herrn G. Hesse, vom Königl. Sächs. Ministerium des Innern der Titel Oberlehrer verliehen wurde. Zu dieser Ehrung bringen wir Herrn Hesse auch an dieser Stelle unsere herzlichste Gratulation dar. Mag sein ferneres Wirken als Lehrer ein segensreiches sein. In der gehobenen Stimmung während des Mittagessens wurde auch eines in grösser Notlage befindlichen Kollegen in der Bayerischen Pfalz gedacht und eine Sammlung veranstaltet. Die Gaben flössen reichlich, so dass der unglücklichen Familie 50 Mk. übersandt werden konnten, wofür ein Dankschreiben bereits einging. Das neue Schuljahr beginnt mit dem heutigen Tage, doch können die Schüler auch zu jeder anderen Zeit eintreten. Wir ersuchen die Kollegen, die Schule zum Besuch zu empfehlen. Den Söhnen von Verbandsmitgliedern sind Vergünstigungen zugesichert. Wir wollen nicht unterlassen, schon heute aufmerksam zu machen, dass in diesem Jahre, Ende August, der 4erbandstag in Magdeburg stattfindet. Die Vereinigungen, welche nur aller Vierteljahre Versammlung haben, seien besonders darauf auf merksam gemacht, damit sie Gelegenheit haben, ihre Abgeordneten zu wählen. Gleichzeitig bitten wir, die rückständigen Steuern baldigst einzusenden. Ebenso die Beträge für geliefertes Einwickelpapier und Garantiescheine. Mit kollegialischem Gruss Der Vorstand des Central-Verbandes der Deutschen Uhrmacher. Vorsitzender: Rob. Froygang.