Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst

Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst. Organ des Central-Verbandes der Deutschen Uhrmacher. Nr. 18. Halle, den 15. September 1906. 31. Jahrgang. Mit nächster Nummer beginnt das IV. Quartal des „Allgemeinen Journals der ührmaclierkunst“. Es wird daher am schleunige Ernenernng des Abonnements gebeten, damit die Weiterlieferung ohne Verzögerung geschehen kann. Bestellungen nehmen entgegen: alle Buchhandlungen und Postämter des In- und Auslandes, sowie die Expedition des „Allgemeinen Journals der Uhrmacherkunst“ in Halle a. Mühlweg 19. Diejenigen unserer Herren Abonnenten, welche die Zeitung direkt von unserer Expedition beziehen, erhalten dieselbe weiter geliefert, sofern sie nicht abbestellen. Inhalt: Central-Verband. — Bericht über die neunundzwanzigste, auf der Deutschen Seewarte abgehaltene Wettbewerb-Prüfung von Marine-Chronometern (Winter 1905 — 1906.) — Uhrmacher Eduard Korfhage f. — 50jähriges Meisterjubiläum. — Bericht des Vorstandes über die Tätigkeit des Landesverbandes württemb. Uhrmacher, erstattet am 18. Juni 1906 in Ulm a D. — Bericht des Aufsichtsrates der Deutschen Uhrmacherschule über das 28. Schuljahr 1905/1906. — Sind isochronische Endkurven an den Spiralfedern notwendig? — Die Magdeburger Tagung. — Jubelfeier in Glashütte. — Innungs- und Vereins nachrichten. — Verschiedenes. — Frage- und Antwortkasten. — Anzeigen. Central- Verband. Kaum hat die neue Verbandsperiode begonnen, so müssen wir auch schon eine Trauerbotschaft bringen und die Toten liste eröffnen. Verspätet erfuhren wir, dass am 9. August der liebe Kollege Eduard Korfhage in Buer, im Kreise Osnabrück, im Alter von 81 Jahren und 15 Tagen verstorben ist. Der Entschlafene wird wohl fast allen Kollegen namentlich und einer grossen Anzahl persönlich bekannt gewesen sein. Sein Name ist nicht nur im engeren Vaterlande, sondern weit über die Grenzen des Deutschen Reiches hinaus bekannt. In gar vielen Städten und Orten künden die von ihm gebauten Turmuhren den Bewohnern die Zeit. Denn vorzüglich sind es die Turmuhren, die seinem Namen den guten Klang verschafften, den er in allen Kreisen genoss. Aber auch grosse Zimmer- und besonders Präzisionspendeluhren für Uhrmacher wurden in seiner Werkstatt gefertigt. Auch mit den Präzisionspendeluhren hat er sich einen guten Namen in Uhrmacherkreisen geschaffen. Wenn jemals die Worte unseres grossen Dichters Friedrich Schiller: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen“ auf wen Anwendung fanden, so nicht zum mindesten auch auf Korfhage. Wohl selten wird ein so junger Mann, wie es bei dem Verstorbenen der Fall war, durch das Schicksal bestimmt, mit dem 18. Lebensjahre das väterliche Geschäft zu übernehmen. Und wenn es vorkommt, dann nicht immer zum Wohle und Guten des Betreffenden. Nur zu leicht werden die jungen Leute vom Hochmutsteufel gepackt und vernachlässigen das vom Vorfahr mühsam Aufgebaute in unverantwortlicher Weise, was dann häufig zum gänzlichen Ruin führt. Bei Korfhage war, zu seiner Ehre sei es gesagt, gerade das Gegenteil von dem vorhin Gesagten der Fall. Wohl bewusst, was er übernimmt, hat er verstanden, das ihm gewordene Erbe gut zu verwalten. Mit eisernem Fleiss und grösser Ausdauer, gepaart mit Scharfblick und Schaffenslust, hat er das Geschäft zu ansehnlicher Grösse ausgebaut, so dass seinen Söhnen, die das Geschäft übernommen, die Wege geebnet sind. Der Koll. Korfhage gehörte der Innung Osnabrück und dem Central-Verband als treues Mitglied an, und wird sein Ableben beklagt und betrauert von der Innung Osnabrück, wie auch von uns. Dem Verstorbenen bleibt in unseren Kreisen ein ehrendes Andenken gesichert. Die Innung Osnabrück hat im gleichen Monat auch ein freudiges Ereignis zu verzeichnen. Am 12. August, während unseres Verbandstages, feierte der Koll. C. Tappe in Melle, im Kreise Osnabrück, sein 50jähriges Meister- und Geschäftsjubiläum. Wenngleich wir schon beim Verbandstag des Jubilars gedacht haben, so seien ihm aber auch an dieser Stelle die herzlichste Gratulation und die besten Wünsche für Gesundheit und ferneres Wohlergehen dargebracht. Durch den lieben und geschätzten Koll. Julius Hertzog in Görlitz wurden die beim Verbandstag für die Richard Länge- Stiftung gezeichneten 100 Mk. in bar eingesandt, worüber wir hiermit quittieren und zugleich bestens danken. Der geschätzte Kollege hat auch, wenn bestimmte Bedingungen, über die Näheres zu berichten wir zur Zeit nicht befugt sind, erfüllt werden, weitere testamentarische Zuwendungen in Aussicht gestellt. Es ist unseres Wissens das erste Mal, dass ein Kollege, der mit irdischen Gütern gesegnet ist, sich zu solchem edlen Tun aufschwingt. Der Spruch „Gutes Wort findet gute Statt“ wird hier zur Wahrheit. Es muss wohl auch ein erhebendes Gefühl sein, sich mit dem Gedanken zu tragen, für arme, notleidende und be dürftige Kollegen mit gesorgt zu haben. Ein schönes Zeichen, dass der Idealismus, der vor 30 Jahren die Kollegen beseelte, noch immer vorhanden ist. Wenn das vom Koll. Hertzog gegebene schöne Beispiel nur recht viel Nachahmung finden möchte, damit der von Herrn Richard Lange gestiftete Fonds zu einer ansehnlichen Grösse anwächst, welcher es ermöglicht, recht oft im Sinne der Stifter zu wirken. Weiter haben wir die Bitte, den Arbeitsmarkt unseres Organs fleissig benutzen zu wollen. Mit kollegialischem Gruss Der Vorstand des Central-Verbandes der Deutschen Uhrmacher. Vorsitzender: Rob. Frejgang.