Photographische Mittheilungen No. 430, Januarheft I, 1601. Photographische Gesellschaft in Kiel. Sitzung vom 7. November 1890. Deutscher Verband von Freunden der Lichtbildkunst, — Farbenempfindliche Platten. — Magneti scher Kegistrirapparat von Lüdeling. — Momentverschluss vonPrigge und Heusehkel. Apparat von Gartig. — Skizzen von Johow. — Vereinsausstellung. Vorsitzender: Prof. L. Weber. 1) Nach Erledigung geselläftlieher Mittheilungen schlägt Herr Professor Weber vor, den §§ 1 und 2 der Berliner Vorschläge für die Bildung eines Amateur-Verbandes im Princip zuzustimmen. Die Gesellschaft giebt dazu ihre Einwilligung. 2) Eine Discussion über farbenempflndliche Platten zeigt ziemlich weit auseinaDdergehende Ansichten einzelner Herren hinsichtlich des absoluten Werthes der Platten. Während Herr Wagner dieselben weniger empfind lich als gewöhnliche gefunden hat, ist Herr Hampke der Ansicht, dass der Unterschied ein „kolossaler“ und zwar zu Gunsten der gefärbten Platten sei. Der Unterzeichnete sprach sich dahin aus, dass für Landschaftsaufnahmen die Färbung ohne Gebrauch der Gelbscheibe wenig merkbare Unterschiede ergebe, dass ferner die mit einem Zusatz von Ammoniak gefärbten Platten viel em pfindlicher seien und endlich, dass selbst bei Aufnahme farbiger Gegenstände (Bilder, Gewänder etc.) nur die Einschaltung einer Gelbscheibe wirklichen Vortheil gewähre*). 3) Herr Lüdeling demonstrirt darauf einen photogr. Registrirapparat, der nach den Angaben des Herrn Professor Weber angefertigt ist und zur Messung der magnetischen Declination dient. Letztere ist bekanntlich der Winkel, den die Richtung einer frei schwebenden Magnetnadel, der magne tische Meridian, mit dem astronomischen bildet. Sie unterliegt sowohl säeu- laren, wie auch täglichen periodischen Aenderungen, ausserdem treten häufiger plötztliche Schwankungen von kurzer Dauer ein, sog. Störungen. Um den Verlauf der täglichen Variation zu erhalten, war es erforderlich, dass minde stens von Stunde zu Stunde beobachtet wurde. Da dieses, besonders zur Nachtzeit, keine geringe Mühe war, so sann man darauf, sich die ganze Arbeit durch einen Registrirapparat zu ersparen. Wegen der geringen Grösse der Kraft, welche die Magnetnadel bewegt, musste man von vornherein von einer mechanischen Registrirung absehen, und man versuchte nun die Photographie anzuwenden. Man bediente sich dabei, da es sich hier um sehr geringe Winkelmessun gen handelt, der Poggendorf-Gauz'schen Methode der Messungen kleiner Winkelgrössen, nämlich der Messung mit Hilfe eines Spiegels. Das Princip der Registrirung ist nun folgendes: Von einer Lichtquelle fallen die Licht strahlen durch eine kleine Oeffnung oder einen schmalen Spalt auf einen mit der Magnetnadel fest verbundenen planparallelen Spiegel und werden von *) Siehe über denselben Gegenstand Samhaber pag. 258, Fragen pag. 265, Boissonas Repert. pag. 41 u. 66, Max Helff, Nyblin etc. pag. 234; ferner die Vergleichsaufnahmen mit gewöhnlichen und farbenempfindlichen Platten in Vogel’s Lehrbuch und in früheren Jahrgängen dieser Zeitschrift. 19