Illustrierte Monatsschrift für Kunde der deutschen üorzeif. Jahrg. 1. Herausgegeben von Dr. Chr. Meyer, München. Nr. II. Die Hohenzollern in ihrem Verhältnis zur katholischen Kirche. Von O. Horn. (Schlufs.) 1 it tiefer Befriedigung konnte der grofse Kurfürst am Ende seines Lebens auf seine kirchlichen Errungenschaften zurückblicken. Für alle Zukunft waren in ihnen die Grundgedanken der einzuhaltenden Politik gegeben: Gewissens freiheit des Einzelnen, Beaufsichtigung der Korporation. Die Anerkennung der von seinen nächsten Nachfolgern eingenommenen Haltung wird demnach nach dem Grade zu bemessen sein, in welchem sie der Politik ihres Ahnherrn treu gebüeben sind, beziehungsweise — da es keinen Stillstand in der Geschichte giebt — dieselbe in seinem Geiste fortgebildet haben. Es ist der Segen eines monarchischen Staats wesens, dals sich bei ihm leichter als bei jeder anderen Staatsform eine feste politische Tradition bildet, welche vom Vater auf Sohn und Enkel vererbt; auch das kraftvollste Herrschergenie, welches den Staat auf eine ungeahnte Stufe der Macht und des Glanzes emporhebt, vermag doch nicht die Grundpfeiler des Gebäudes zu ver rücken, immer ist es nur ein herrlicher Ausbau, kein völliger Neubau, den dasselbe zu schaffen vermag. Andererseits wird aber auch der Minderbegabte, wenn man das Fazit des von ihm Erreichten zieht, nicht weit hinter dem Mittel mals zurückgeblieben sein, weil ihm immer ein grofses Ziel vor Augen schwebt, welches durch das Interesse des Staates wie von selbst ge geben ist. Bei den brandenburgischen Hohen- zollem tritt noch das weitere günstige Moment hinzu, dafs sie von Anfang an einer klar be- wufsten, stets auf das Grofse und Ganze ge richteten Politik angehangen haben. Hier konnten also noch in einem besonderen Sinne die Unter schiede zwischen den einzelnen Regenten nicht zu augenfällig hervortreten, weil den Mehr- begabten doch immer die Tradition des Hauses in gewissen Schranken hält, dem Minderbegabten eben dieselbe einen Ansporn giebt und Kräfte leiht, wo ihm die Natur solche versagt hat. So konnte sich Kurfürst Friedrich III. keineswegs an Geistesgröfse und Willenskraft mit seinem Vater messen, aber es darf ihm trotzdem nicht die Anerkennung versagt werden, dafs er der traditionellen Politik seines Hauses nicht nur treu geblieben ist, sondern auch zu der künftigen Gröfse desselben einige nicht unwerte Bausteine geliefert hat. Uns interessiert hier lediglich seine religiöse Haltung. Und da werden wir sagen müssen, dals er, sonst so unähnlich seinem Vater, ihm doch in der Tiefe und Wärme seiner religiösen Überzeugung nicht nachstand. Ja, er ist, was weitherzige Duldung anderer Kon-