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Germania
- Bandzählung
- 1.1894/95
- Erscheinungsdatum
- 1895
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Hist.Germ.univ.158.m-1.1894/95
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id411898116-189500009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id411898116-18950000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-411898116-18950000
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- Nr. 11
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Germania
- Autor
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GERM A N I A. 337 Königshause einzunisten und dann, durch die Mutter und die Schwestern weiter minierend, wie im Hause der Stuarts geschehen war, den stärksten Damm zu brechen, der dem evan gelischen Wesen im Reich noch blieb. Es wird bei dem Könige nur eines Hinweises auf eine solche Möglichkeit bedurft haben, um ihm den Plan gründlich zu verleiden. Derselbe ist nicht wieder zur Sprache gekommen. Schon vom grofsen Kurfürsten war der Ver such gemacht worden, für die Katholiken zu Halberstadt einen geistlichen Vikar zu ge winnen, dem alle zum Ordo gehörigen Hand lungen übertragen und dadurch die Eingriffe auswärtiger Bischöfe unmöglich gemacht werden sollten. Diese Bemühungen waren damals ge scheitert. Jetzt wurden sie von neuem in gröfserem Mafsstabe aufgenommen: nicht nur für Halberstadt, für den ganzen Umfang der Monarchie sollte eine Art Inspektor über die katholischen Stifter und Klöster aufgestellt werden. Der erste, der hierfür in Aussicht genommen winde, war Pater Vota, jetzt Beichtvater des Königs von Polen. Wahrscheinlich bei Ge legenheit der Zusammenkunft der drei Könige von Preufsen, Dänemark und Polen (1709) er hielt Vota das Anerbieten: er nahm es gerne an und stellte nur die Forderung, dafs die preufsischen Katholiken sich in allen die Religion betreffenden Angelegenheiten nur an ihn wenden und er die einzige Mittelsperson zwischen ihnen und dem Landesherrn sein sollte. Das konnte die Regierung nicht zugeben. Viel leicht hätte aber doch noch eine Verständigung zwischen beiden stattgefunden, wäre nicht Rom dazwischen getreten. Es hatte die in der Krönungssache erlittene Niederlage noch nicht vergessen und schürte immer wieder den Brand gegen den ketzerischen Usurpator. Im Jahre 1708 war der Streit wieder einmal akut ge worden. Der Rat der Stadt Köln hatte, auf gehetzt von den Jesuiten und dem päpstlichen Nuntius, dem König das Recht abgesprochen, im Hause seines dortigen Residenten refor mierten Gottesdienst abhalten zu lassen. Nach einer groben, diesem letzteren zugefügten Be leidigung griff der König zu Repressalien. Und zwar nicht blofs auf deutschem Gebiet. Der Zufall fügte es, dals gerade damals — es wai die Zeit des spanischen Erbfolgekrieges — ein preufsisches Hilfskorps bei der kaiserlichen Armee in Italien und zwar nahe den päpst lichen Grenzen stand. Als nun der päpstliche Nuntius mit seinen Hetzereien in Köln nicht aufhörte, erging an General Stille der Befehl, den päpstlichen Beamten zu eröffnen, der König werde, wenn man ihn weiter reize, nicht nur allen preufsischen Katholiken den Gebrauch ihrer Religion verbieten, sondern auch Land und Unterthanen des Papstes als feindlich behandeln. Zunächst rückten fünf preufsische Bataillone in den päpstlichen Ort Figlione ein, bald darauf wurden im offenen Felde bei Ferrara die päpst lichen Truppen von den Preufsen in die Flucht geschlagen; ja es geschah das Schreckliche, dafs auf römischem Boden, der nie einen Ketzer gesehen, evangelischer Feldgottesdienst gehalten wurde. Die Folge davon war freilich zunächst nur eine noch gröfsere Halsstarrigkeit der Kurie. Gegen die Bewilligung der reformierten Religions übung in Köln, zu welcher sich der dortige Rat in Rücksicht auf den mächtigen Nachbarn schliefslich doch verstanden hatte, erhob der Nuntius einen geharnischten Protest, in welchem er unter ändern die reformierte Religion eine verdammte Sekte und den König von Preufsen einen akatholischen Fürsten nannte. Noch ein mal trat die ganze alte hochmütige Anmafsung der römischen Kirche nackt zutage. Friedrich I. aber war nicht gewillt, eine solche Sprache ruhig hinzunehmen. Die Reichsgesetze verboten die Bezeichnung evangelischer Reichsstände als Acatholici; die preufsische Regierung rief daher den Beistand des Corpus Evangelicorum an. Den gewollten Erfolg hat dieses Vorgehen freilich nicht gehabt, doch liefs es wenigstens die Kurie darüber nicht im Unklaren, dafs man in Berlin nicht gewillt war, solche hochfahrende Imper tinenzen ruhig in die Tasche zu stecken. Überhaupt zeigen die letzten Regierungsjahre Friedrichs I. wieder ganz ein Festhalten an der traditionellen kirchlichen Politik seines Hauses. Uneingeschränkt darf dieses Lob sein Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm I. in Anspruch nehmen. Und zwar um so mehr, als sein heftiger und eigenwilliger Charakter ihn einer anmafsenden Korporation wie der katholischen Kirche gegenüber leicht auf die Bahnen der Unduldsamkeit und Verfolgungssucht hätte führen können. Es ist merkwürdig, wie bei diesem Fürsten, der an eigentlicher Geistes bildung weit hinter seinen beiden Vorgängern
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