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Germania
- Bandzählung
- 1.1894/95
- Erscheinungsdatum
- 1895
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Hist.Germ.univ.158.m-1.1894/95
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id411898116-189500009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id411898116-18950000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-411898116-18950000
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- Nr. 11
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Germania
- Autor
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GERMANIA. 341 Wetterläuten und Wetterschiefsen, Ein physikalischer Beitrag zur Kulturgeschichte Siegmund Günther. D er Wetterzauber gehört ohne allen Zweifel zu den ältesten Bethätigungen jener dunklen Scheu vor grofsen Naturereignissen, welche der grofsen Mehrzahl aller Menschen innewohnt. Im griechischen und römischen Altertum glaubte man Blitzschlag und Hagelgefahr durch Beschwörungen abwenden zu können, wie dies aus den ein schlägigen Stellen bei Plinius *) und bei den geo- ponischen Schriftstellern hervorgeht. Die geo graphischen Zeugnisse für solch weit verbreiteten Glauben haben, soweit Griechenland in Frage kommt, Neumann und Partsch gesammelt: 2 ) »Die Fulguralorakel Lakoniens, die Verehrung des »Zeus Blitz« zu Mantineia, des blitzenden Götterkönigs bei den Kinaethern und Eleem, der Altar für Blitz, Sturmwind und Donner bei Trapezus, der Name des Berggipfels Kerausion — alle diese kahlen Einzelheiten antiker Überlieferung sind ebensoviele Beweise, dafs auf Glauben und Denken der alten Bewohner Moreas häufige und kräftige Gewitterbildungen eine unwiderstehliche Einwir kung geübt haben müssen.« Auch das Orakel von Dodona hatte einen ähnlichen Charakter. An manchen Orten im Peloponnes gab es ein eigenes »Amt der Hagelhüter«, und diese Be diensteten waren verpflichtet, beim Anzuge eines Gewitters gewifse Zeremonien zu verrichten, durch welche die Schlofsen abgehalten werden sollten. 8 ) Dafs auch das Mittelalter dem Wetterzauber nicht fremd war, ist leicht zu verstehen; war doch die Überzeugung, dafs alles dem Menschen Nach teilige in der Welt mittelbar auf den Teufel, ’) Plinius, Historia Naturalis, lib. XVII, cap. 9; lib XXVIII, cap. 7. 2 ) C. Neumann-Partsch, Physikalische Geographie von Griechenland mit besonderer Rücksicht auf das Altertum, Breslau 1875, S. 74 ff 3 ) Über die Hagelhüter macht Seneca (Naturales Quaestiones, lib. IV, cap. 6) seine Witze, indem er es für wenig wahrscheinlich erklärt, dafs man mit der Hagel wolke, deren Bildung doch einzig und allein durch Natur gesetze bedingt sei, Verträge schliefsen und ihr durch Opfer eine beliebige Richtung anweisen könne. XI. direkt aber auf »böse Leute«, »Hexen«, »Ko bolde«, »Unholde« u. s. w. zurückgeführt werden müfse, eine ganz allseitig gehegte und auch von der Religion sanktionierte. Wenige aufgeklärte Männer waren es, welche dem dumpfen Aber glauben entgegenzutreten wagten; als der der Zeit nach erste Vorkämpfer des gesunden Menschen verstandes tritt uns der Lyoner Bischof Agobard in der Karolingerzeit entgegen, der es aufs be stimmteste leugnet, dafs irgendwie menschliche oder dämonische Kräfte auf den von einem höheren Willen geleiteten Gang der Witterung einen Einflufs auszuüben im Stande seien.*) Leider war er ein Prediger in der Wüste, denn noch sieben hundert Jahre nach seinem Auftreten feierte die Lehre von der Wettermagie in den Hexenprozessen ihre wüstesten Orgien. 2 ) Mit diesen krassesten Auswüchsen der Naturdämonologie räumte das XVIII. Jahrhundert auf, aber ein starker Rest davon blieb doch noch übrig und rettete sich, wie niemand bestreiten wird, bis in unsere Tage hinein. Allein man kümmert sich heutzutage nicht mehr viel darum, und erst durch das Auf blühen eines sehr jugendlichen Wissenszweiges, *) Die Bedeutung von Agobards »Liber contra insul- sam vulgi opinionem de grandine et tonitruis« hat u. a. Siber in seinen »Fragmenten zur Geschichte der Meteorologie« (Kästners Archiv für Chemie und Meteorologie, 5. Band, S. 284 ff.) nach Verdienst ge würdigt. Nicht unerwähnt möchten wir lassen, dafs V. Scheffel es trefflich verstanden hat, in seinen »Ekke hard« einen Teil der von Agobard gegen die Lehre vom »Nebelschiff« gerichteten Polemik in ganz eigen artiger Weise hinein zu verarbeiten. s ) Hierüber ist Näheres zu erfahren bei H. Kopp (Einiges über Witterungsangaben, Braunschweig 1879, S 65 ff.) und J. van Bebber (Handbuch der ausübenden Witterungskunde, 1. Teil, Stuttgart 1885, S. 29 ff.) Natürlich richtete sich da und dort auch der Verdacht gegen die Juden, die selbst wieder an Magie und Wetter beschwörung glaubten. Aus dem »Führer der Irrenden« des Maimonides ist zu ersehen, dafs die Chaldäer aufser der Astrologie auch den Wetterzauber, Abwendung des Hagels u. s. w. verstanden haben sollen.
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