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Germania
- Bandzählung
- 1.1894/95
- Erscheinungsdatum
- 1895
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Hist.Germ.univ.158.m-1.1894/95
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id411898116-189500009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id411898116-18950000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-411898116-18950000
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- Nr. 11
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Germania
- Autor
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GERMANIA. 343 sich umzog, sofort der Wetterartillerist sich an seine Aufgabe machen konnte. Das geschah denn auch mit solcher Energie, dafs sich zum öfteren Unglücksfälle ereigneten. Teils mit Rücksicht hierauf und auf die unnötigen Kosten, teils auch blofs, um der rationalistischen Denkweise der oberen Klassen eine Konzession zu machen, ver bot die bayerische Regierung unter Montgelas’ Lei tung sowohl die eine als auch die andere Art des vermeintlichen Gewitterschutzes, wodurch im Volke eine ziemlich lebhafte Gegnerschaft wach gerufen wurde. Auch im benachbarten Kurfürsten tum Augsburg-Trier ^ welches unter dem frei sinnigen Klemens Wenzeslaus stand, herrschte eine sehr strenge Auffassung; auch hier wurde das Gewitterläuten untersagt, und von Staatswegen geschah alles, um dem Volke die anfangs mit gröfster Unzufriedenheit aufgenommene Neuerung plausibel zu machen. Populäre Schriftchen wurden in gröfserer Zahl unter das Publikum geworfen, und an die Männer der Wissenschaft wurde ap pelliert, um mit sachlichen Argumenten auf das Volk zu wirken und womöglich auch den Nach weis zu führen, dafs die verschiedenen Präserva tive nicht nur nichts nützten, sondern sogar scha deten. In letzterer Hinsicht wurde sogar oft ziemlich über das Ziel hinausgeschossen, wie sich dies aus der nachfolgenden Darlegung ergeben wird. Der Umstand, dafs wesentlich nur katho lische Länder den Gewitterschutz zu einem förm lichen Systeme ausgebildet hatten, war von der natürlichen Folge begleitet, dafs fast ausschliefs- lich auch katholische Gelehrte sich an der Dis kussion der obschwebenden Fragen beteiligten. Wir gedenken nun einen Überblick über die Ent wickelung der gesamten Angelegenheit zu geben, indem wir dabei im grofsen und ganzen dem chronologischen Gange uns anschliefsen. Um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts wird das Problem der künstlichen Gewitterabwehr auf die Tages ordnung gestellt; mit dem Beginne des gegen wärtigen erstirbt allmählich das Interesse dafür, und es zeigt sich, dafs die Gegensätze eine be trächtliche Abstumpfung erfahren haben. *) Unter dem genannten Fürsten waren das Chur fürstentum Trier und das Fürstbistum Augsburg in Personal union vereinigt. Derselbe entfaltete, namentlich auch auf dem Gebiete des Schulwesens, eine segensreiche Thätig- keit in entschieden fortschrittlichem Sinne, wie dies ein Aufsatz von Mnggenthaler (Kehrbachs Mitteilungen zur deutschen Schul- und Erziehungsgeschichte, r. Band, Seite 89 tf.) darthut. Die erste selbständige Arbeit 1 ) über unseren Gegenstand scheint von Poezinger herzurühren 2 ), Professor der Mathematik, Physik und Philosophie an der eben erst begründeten Universität Er langen. 3 ) Er fragt sich, ob man unter dem rein physikalischen Gesichtspunkte vom Läuten der Kirchenglocken irgend etwas erwarten dürfe. Jede Glocke ist geometrisch als ein Rotationskörper zu betrachten, und somit sind alle auf die Ruhe lage des Klöppels senkrecht geführten Schnitte Kreise. Diese Kreise verwandeln sich, wenn der Klöppel gegen die Wand anschlägt, in Ellipsen, und indem deren Exzentrizität sich abwechselnd vergröfsert und verkleinert, wird eine Wellen bewegung der Luft eingeleitet. Diese aber kann ein »Fortjagen der Gewitterdünste« unmöglich bewirken. »Weil jeder Teil der Luft an seinem Orte bleibet, den er vorher eingenommen, so bleiben auch die darinnen schwimmende Dünste, wo sie sind, nur dafs an dem Orte, wo die Luft wellen am stärksten zusammengedrückt werden, dieselben etwas näher aneinanderkommen.« Höch stens wenn dadurch Regenbildung ein geleitet und so die Kraft des Gewitters gebrochen werde, sei ein partieller Erfolg denkbar. Ähnlich verhalte sich alles beim Abfeuern einer Kanone; in der Höhe, in welcher die unheilschwangeren Wolken schweben, werden die Luftwellen keine grofse Amplitude mehr besitzen. Allenfalls dann, wenn das Geschütz auf einem sehr hohen Berge stehe, lasse sich vielleicht ein gewisser Nutzen erwarten. Im ganzen aber steht Poezinger der Lehre, dafs die Gewitter mit den schwachen Mitteln des Menschen nachhaltig zu beeinflufsen seien, ganz skeptisch gegenüber, und daran that er wohl. Man bemerkt gleichwohl, dafs die Polemik Poe- zingers mehr nur eine äufserliche ist und den Kernpunkt, auf welchen es ankommt, gar nicht berührt. Davon, dafs die Gewitter als eine elek trische Erscheinung aufzufassen seien, weifs er nichts; die Frage wird viel zu sehr unter einem rein mecha- 1) Die relative Vollständigkeit dieser unserer Aus führungen wäre nicht zu erreichen gewesen ohne die Unter stützung, welche Hellmanns »Repertorium der deutschen Meteorologie« (Leipzig 1883, Sp. 662 ff.) fiir diese wie für jede andere Studie von ähnlicher Tendenz gewährte und immer gewähren rvird. 2 ) Poezinger, Ob das läuten der Glocken und lösen des groben Geschützes etwas zur Zertheilung der Gewitter beytrage, Erlanger Gelehrte Anzeigen, 1749, S. 201 ff. 3 ) Engelhardt, Geschichte der Universität Erlangen, Erlangen 1843, S. 41. •2*
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