Frankreich und England neben Amerika mit ihren Buchbeiträgen zum Thema Werbegraphik immerhin bestehen können, hat es Deutschland, das Land, welches selbst nach dem Urteil vorurteilsfreier Amerikaner die besten künst lerischen Plakate aufzuweisen hat, noch nicht zu einem Rechenschaftsbericht über sein Schaffen auf diesem Gebiet gebracht / Broschürenkleinwerk findet sich wohl und eine kaum übersehbare Fülle von Zeitschriftenaufsätzen / Aber ein Sammelbecken des ganzen werbegraphischen Zeitstrebens, ein Querschnitt durch die bunte und bewegte Welt der deutschen Gebrauchsgraphik unserer Tage fehlt uns noch immer/ Diese Lücke auszufüllen, das deutsche Wirken auf diesem ungeheuer tragfähigen und ertragreichen Feld der angewandten Kunst aufzuzeigen, ist der Wille dieses Buches / Ich habe in zwanzigjähriger Sammeltätigkeit ein eigenes Wissen um diese Dinge gewonnen und allezeit eine herzliche und mitfühlende Freude an der Entwicklung der neudeutschen Werbegraphik genommen, die ich in Wort und Schrift zu fördern mich bemühte. Daß es sich dabei mit Rücksicht auf den Um fang der deutschen Werbegraphik nur immer um Flickwerk im Sinne meiner obigen Ausführungen handelte, war mir wohl bewußt. Wenn ich es jetzt unter nehme, von einer höheren Warte aus und gestützt auf die zielbewußte Förderung eines Verlages, der in seinem der Reklame geweihten Hause auch der Werbe graphik stets ein gastliches Heim geboten hat, dem Leser einen Rundblick über das Erreichte zu ermöglichen, so wird niemand von einem solchen ersten Ver such Vollständigkeit oder selbst ein restloses Erschöpfen einzelner Sondergebiete erwarten können / Es soll eben eine überschau sein, ein Vertrautmachen mit dem Wichtigsten, das die letzte Vergangenheit und vor allem die Gegenwart uns hier geboten haben / Was deutsche Künstler und Reklamefachleute ge plant und geschaffen haben, welches Können und Wissen, welche Arbeit und Liebe in diesen Dingen steckt, das will ich dartun / Verständnis für diese farbige Welt, Achtung vor ihren Leistungen möchte ich allen Zeitgenossen vermitteln / Und keinen größeren Erfolg meines Buches wüßte ich mir, als wenn ich Augen und Herzen aller, die diese Blätter beschauen und diese Seiten lesen, der Anteilnahme und Mitfreude an dem starken Lebensstrom zu öffnen vermöchte, der ungestüm und tatenfroh durch unsere deutsche Werbegraphik rauscht / Den Herren Dr. Kurt Th. Friedlaender und Dr. Wilhelm Köhler, die mich bei der Drucklegung des Werkes in liebenswürdigster Weise unterstützten, sage ich auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank/ Berlin-Schmargendorf, November 1926 Dr. Walter F. Schubert