— 80 — Kopfschmuck kampflustiger Thiere eine Menge charakteristischer Vor bilder geliefert hat. Bei dieser Art des Schmuckes ist die Richtung der Bewegung ganz besonders ausgeprägt. Von einer ähnlichen, wenn auch geringeren Wirkung ist der Zuschnitt der sogenannten phrygischeu Mütze, wenn die sie tragende Person im Profil gesehen wird. Sie neigt ihre kegelförmige Spitze auf den Vorderkopf und hat hinten zwei breite Laschen, die gelegentlich die Stelle der Bindebänder vertreten. Letztere gaben, wenn sie gebun den wurden und dabei den Hals auf eine unschöne Weise verdeckten, den Griechen zu spöttischen Bemerkungen Veranlassung. Die modernen Kopfbedeckungen der Männer und Frauen lassen den Beschauer in dieser Hinsicht völlig gleichgültig, denn sie sind meistens ohne irgend einen Ausdruck des „Vorn oder Hinten“, so dass man Beides nach Belieben für einander nehmen kann. Dieser gänzliche Mangel an Gesetzmässigkeit in der gewählten Form entzieht dieselben natürlich einer jeden eingehenden Betrachtung. Ein geist reiches Epigramm aus neuester Zeit lautet: „Mit dem Gebirge von Haar vergrössert den Kopf sie zum Kürbis, Tief nach vornen hinab sitzet ein Teller von Stroh, Gleich als hätte von hinten gewaltige Feige des Ohres Ihr das Deckelchen vor bis auf die Nase gestülpt.“ §. 55. Ein durch sein kostbares Material und durch seine kunstvolle Arbeit in der Regel gleich ausgezeichneter fester Richtungsschmuck ist die Agraffe, der Greifhaken. Er hat die Aufgabe, die Zipfel oder einzelnen Theile des Gewandes an gewissen Stellen des Körpers zu verbinden oder festzuhalten, und wird dadurch bestimmend für die Richtung und Lage der Falten desselben. Er trägt je nach seiner Form oder Verwendung verschiedene Namen. Man bezeichnet ihn als Heftel, Spange, Knopf, Nestelhaken, Schnalle, Broche, Vorstecknadel. Bei den Römern war eine Form dieses Schmuckes unter dem Namen Fibula bekannt. (Blatt 10, Fig. 1, 2 u. 3.) Der Begriff des Haltens und Zusammenhaltens knüpft sich an die Agraffe in ihrer mannigfaltigsten Gestalt und zwar nicht nur in materieller, sondern auch in symbolischer Beziehung. Im zweiten Buche Moses wird z. B. von den jüdischen Künstlern, denen die Her stellung der priesterlichen Kleiderzierden anvertraut worden war, be richtet: „Sie machten zwei Onyxsteine, umher gefasset mit Gold, gegraben durch die Steinschneider, mit den Namen der Kinder Israels; und hef teten sie auf die Schultern des Leibrocks, dass es Steine seien zum Gedächtniss der Kinder Israels. 2. Mos., 39.