immer abhängig von der Begabung und dem Bildungsgrade sowohl desjenigen Volkes, welches dieselben erfand, als auch desjenigen, welches dieselben als Erbtlieil übernahm. Die Mehrzahl der vorhandenen Typen ist jedenfalls sehr alt, wie z. B. das Schachbrettmuster, die Zickzacklinie, das Mäanderband (ä la grecque) u. s. w.; denn ihr erstes Vorkommen ist nach den aus grauer Vorzeit noch erhaltenen Ueberresten von Kunstwerken bei den ältesten Nationen im Südosten Asiens anzuneliinen, also in denjenigen Gegenden, in welchen nach dem Ergebniss der meisten Forschungen auch die Wiege der Menschheit gestanden haben soll. §. 3. Neben den genannten ursprünglichen Kundgebungen des Bildungs triebes gingen bald noch andere Bestrebungen einher. Der immer tiefer in das Wesen der Ornamentation eindringende Geist des Menschen fühlte das Verlangen, auch die ihm werth gewordenen Erzeugnisse für die Bedürfnisse des Lebens mit reizvollen Formen zu versehen. Dieser Forderung seines Innern genügte er dadurch, dass er die äussere Darstellung der Erzeugnisse mit deren Zwecken in eine innige Beziehung brachte. Er fügte der für den Gebrauch der Dinge notliwendigen Gestalt solche Formentheile hinzu, welche deren Zweck oder mechanische Dienstverrichtung erklärten, die also das eigentliche Wesen der Producte in deren äusseren Erschei nung entwickelten. Wie der Mensch z. B. das wallende Haupthaar schon längst durch Bänder oder Perleuschnüre an sein Haupt gefesselt hatte, so heftete er nun auch die schmückenden, den Ranken, Blättern oder Blüthen ent liehenen Formen sinnbildlich mittelst gemalter oder plastisch dar gestellter Perlenreihen an Waffen oder Geräthe. Wie er ferner das Gewand mit Hülfe eines verzierten Gürtels an seinen Körper geschmiegt und durch die Angabe der Taille die edle Gestalt desselben gehoben hatte, ebenso erhöhte er nun die Schönheit seiner schlanken Gefässe durch Zusammenzieliung und proportionale Gliederung derselben mittelst eines angedeuteten Bandes oder einer Rundschnur. Den Stützen seiner Tische und Sessel gab er die Gestalt der elastischen, leicht beweglichen Thierfiisse, den Säulen des Hauses, den Trägern der Feuer becken, Lampen, Statuen u. s. w. verlieh er die Form der straff empor steigenden Stengel der Doldengewächse. §. 4. Das erhöhte Bestreben, die Zwecke der Erzeugnisse sinn bildlich auszudrUcken, schuf immer neue Grundformen der Ver-