und Lili, von Friederike und Lotte, von Charlotte von Stein und Marianne von Willemer. Welch eine Fülle reizender Gestalten! Wir kennen die Stunden hohen Glücks, die sie Goethe schenkten — wirklich mit gesegneten Händen schenkten. Aber ist es etwa möglich, dies bunte Bild seiner Frauenliebe zu be trachten als Zeichen eines selbstsüchtigen Genießens, das leicht vergißt, um Neues zu erleben? Carus, sein Zeitgenosse, einer der frühesten und feinsten Deuter von Goethes Wesen, hat sein Ver hältnis zur Frau unter den Begriff der „Entsagung“ gestellt. Das gibt zu denken, es führt zur Frage, ob nicht vielleicht auch in der Verschlungenheit dieses Liebeswegcs ein Stück eigentümlicher Tragik liegt, die ein strenges Schicksal denen auferlegt, die es am reichsten zu beschenken scheint. Ebenso wie er den Freund suchte und immer wie der suchte und nicht dauernd fand, suchte er die liebende Gefährtin mit aller Innigkeit seines In stinktes, und schließlich zeigte sich immer wieder, daß ihm vom Geschick ein Wuchs gegeben war, zu dem er nicht die dauernde Ergänzung fand. Wer weiß, ob ihn nicht neben den Forderungen des Blutes auch das Verantwortungsgefühl, das aus diesen Er fahrungen entsprang, dazu brachte, diesen für seine Umgebung so gefährlichen Lebenskampf zu beenden 15