Dichter vor sich geht, die wir aber bei Goethe in einer ganz besonders durchsichtigen, man mödite sagen, durchleuchteten Weise vor uns sehen. Es ist, als ob die menschlichen Erscheinungen beim Durch kreuzen seines Lebensweges einen Glutprozeß durch machten, aus dem sie von den Schlacken des Zu fälligen geläutert in reiner Form hervorgehen. Man sieht: Bei dem, wovon wir reden, läßt sich nicht mehr unterscheiden, ob wir von Goethes Ver hältnis zum Menschen oder Goethes Verhältnis zur Kunst sprechen: es wird ein und dasselbe, und das ist nicht nur an dieser Stelle so. — Es ist cha rakteristisch, daß, wenn wir auch die unterschied lichsten Gesichtspunkte aufstellen, von denen aus wir diese Gestalt betrachten wollen, das, was wir sehen, sich zwar in unerhörter Mannigfaltigkeit dar stellt, aber immer als ein Ganzes, nie als ein Teilbares. Vielleicht kann man sogar sagen, daß das, was wir schließlich in Goethes Erscheinung als die Haupt sache seines Tuns betrachten, sein Dichten, nicht ein mal um seiner selbst willen entstand, sondern in erster Linie als diejenige Form seiner Ausstrahlun gen, die sich schließlich unter all den anderen Mög lichkeiten, die ihm zur Verfügung standen, als am furchtbarsten erwies. Es war die Form, in der es 18