III. KAPITEL. DIE ZEIT DES NIEDERGANGS DER BUCHAUSSTATTUNG NACH DEM XVI. JAHRH. UND IHRE WIEDERBELEBUNG IN DER NEUZEIT. m Anfänge des ersten Kapitels be merkte ich, dass es nicht meine Ab sicht sei, eine vollständige Geschichte der Buchverzierung und Illustration zu schreiben, sondern dass ich mich nur mit der künstlerischen Behand lung der Buchseite, und zwar von mei nem Standpunkte als Zeichner aus befassen wolle. Bisher haben indessen die beigefügten Illustrationen neben der Erfüllung ihres eigentlichen Zweckes auch einen ganz guten Begriff von der Entwickelung des Stiles und den Wandlungen in der Behandlung der Manuskripte und Druckwerke unter wechselnden Einflüssen vom 6. Jahr hundert an bis zum Ende des 16. gegeben. Nun aber muss ich Siebenmeilenstiefel anziehen und ungeheuere Sprünge machen. In der Zeit der frühen Renaissance sehen wir zwei Ströme zusammenfliessen und aus ihrer Vermischung schöne Wirkungen hervorgehen: Die Freiheit, die Ro mantik und den Naturalismus der späten Gotik und das neuerwachende klassische Kunstempfinden mit seiner An mut der Linien und seinem mythologischen Ideenreichtum. Die reichen und freien Arabesken, in welchen die Italiener schwelgten und die, wie wir sahen, häufig die Ränder der frühen Drucke zieren, verdanken auch manches dem Ein fluss des Orients. Schon der Name sagt dies. Die deko rative Schönheit der Bücher der Frührenaissance war dem- gemäss das Ergebnis einer merkwürdigen Verschmelzung von Ideen und Stilarten. Der Buchdruck, als Kunst auf gefasst, und die Buchverzierung gelangten auf eine Höhe, die sie seitdem nicht wieder erreicht haben. Der Genius 152