8 „Diese Theorie giebt uns die Mittel, unsere Kenntnisse . . . zu ver- vollstandigen, und die Hoffnung, die gleiche Art der Wirkung bei vielen anderen chemischen Yorgangen wiederzufinden, die wahrscheinlich noch nicht richtig aufgefasst worden sind.“ Wir beobachten hier das erste Auftreten eines Gedankens, der in der Folge unzahlige Male wiederholt worden ist: derldee eines Uebertragers eines Stofles, der eine bestimmte Reaction dadurch bewirkt, dass er einen nothwendigen Bestandtheil erst aufnimmt, und dann abgiebt. Die alsbald aufzuwerfende Frage, warum die Reaction nicht ohne den Uebertrager stattfindet, oder wenn sie stattfindet, ohne den Uebertrager so viel lang- samer, ist inzwischen nicht beantwortet worden. D6sormes und C16ment haben wohl gefiihlt, dass hier eine Frage vorliegt, indem sie die charakte- ristische Wendung benutzen, dass der Sauerstoff in dem Stickstoffhyperoxyd der schwefligen Saure bequem oder angemessen sei. Die Nachfolger in- dessen sind uber diese Frage stillschweigend hinweggegangen, und haben sie nicht einmal gestellt, geschweige beantwortet: ja, den wenigsten wird das Bewusstsein geblieben sein, dass hier iiberhaupt eine Frage vorliegt. So sehen wir denn auch die ganze Angelegenheit in der Zukunft den Weg nehmen, dass man sicli dariiber streitet, welche Zwischenprodukte bei dem Yorgange anzunehmen seien; warum aber ein Process, der doch offenbar umstandlicher ist, ais die unmittelbare Oxydation der schwefligen Saure durch den vorhandenen Luitsauerstoff, so sehr viel schneller erfolgt, ais dieser — welche Frage doch das eigentliche Problem des Schwefel- saureprozesses ist — blieb unerortert. So geistreich daher die Theorie von C16ment und D6sorm.es genannt werden kann, und so wichtig sie durch Hervorhebung eines wesentlichen Punktes, — dass namlich zwischen der Menge der Salpetersaure und der schwefligen Saure kein nothwendiges Yerhaltniss besteht — fur die tech- nische Entwicklung der Sache gewesen ist, so muss doch zugegeben werden, dass sie durch die Yerschiebung des eigentlichen Problems ver- zogernd gewirkt liat. Und diese Wirkung hat nicht nur dieser einen Frage gegeniiber stattgefunden, sondern unzahlige weitere Erscheinungeu,