35 eine der doppelten Zersetzung ahnliche chemische Wirkung zwischen dem Zucker and dem Ferment erklart werden konnte. Aber verglichen mit den in der unorganischen Natur bekannten Yerhaltnissen glich es keinem so sehr, wie der Zersetzung des Wasserstoffsuperoxyds durch den Einflass von Platin, Silber oder Faserstoff; es war also sehr nattirlich, beim Fer ment eine analoge Wirkung zu vermuthen 1 ). Allein nocb hatten wir uns keines Falles erinnert, der zu vergleichen gewesen ware mit der Wirkung der Alkalien auf das Wasserstoffsuperoxyd, das heisst, wo dieser uner- klarliclie Einfluss eines aufgelosten Korpers auf einen anderen, in der- selben Auflosung enthaltenen ausgeiibt wiirde. Die Zuckerbildung aus Starke durch Schwefelsaure wurde noch nicht ais ein solckes Beispiel er- kannt; die im vorigen Jahresberichte, S. 281, angeftihrte Entdeckung der Diastase und deren ahnliche, aber unendlich kraftigere Wirkung auf Starke richteten die Aufmerksamkeit zwar darauf. Dass wir sie nun ais solches erkennen, verdanken wir Mitscherlichs geistreichen Untersuchungen fiber die Aetkerbildung 3 ), auf deren Einzelheiten ich spater zuriickkomme, und die ich hier nur soweit beriihre, ais sie das Prinzip betreffen. Dnter den vielen Yermuthungen, die man zur Erkliirung der durch den Einfluss der Schwefelsaure vor sich gehenden Umwandlung des Alkohols in Aether aufgestellt hat, nahm man bekanntlich auch an, dass die Begierde dieser Saure zum Wasser die Aetherbildung in der Art einleite, dass die Saure dem Alkohol, ais einer Yerbindung aus 1 Atom Aetherin, C 4 H 8 , und 2 Atomen Wasser, das eine Wasseratom entzoge und die Yerbindung C 4 H 8 nun mit einem anderen Atom WAsserather bildete. Diese Erklarung ist einfach, schon, und ganz iibereinstimmend mit unserer Erfahrung von dem durch die Yerwandtscliaft bedingten chemischen Einfluss der Korper auf einander. Ein Umstand jedoch blieb eine Dndeutlichkeit, namlich warum andere Korper, die nicht sauer sind, und Wasser binden, nicht dieselbe Erscheinung hervorbringen konnten. Kali, Natron, Chlorcalcium, wasserfreie Kalkerde und andere miissten, wenn es der Yerwandtschafts- *) Larboken i organiska Kemien, II, 924. 1828. 3 ) Pogg. Ann. 31. 273. 1834. 5*