und in den Fallen, wo man die neue Ursache voraussetzt, in einer Fliissig- keit vor sich geht „Ich will nun die Aufmerksamkeit der Naturforseker auf eine bis jetzt nicht beacktete Ursache lenken, durch deren Wirkung die Meta- morphoseu und Zersetzungserscheinungen bervorgerufen werden, die man im Allgemeinen mit Verwesung, Faulniss, Gahrung und Vermoderung bezeichnet. „Diese Ursache ist die Fahigkeit, welche ein in Zersetzung oder Verbindung, d. h. in chemischer Aetion begriffener Korper besitzt, in einem anderen ihn beruhrenden Korper dieselbe chemische Thatigkeit hervorzurufen oder ihn fahig zu machen, dieselbe Veranderung zu erleiden, die er selbst erfahrt. „Diese Wirksamkeit lasst sich am besten durch einen brennenden Korper (einen in Aetion begriffenen) versinnlichen, mit welchem wir in anderen Korpern, indem wir sie den brennenden nahern, dieselbe Thatig keit hervorrufen. „Die Fahigkeit eines in Zersetzung oder Verbindung begriffenen Korpers, in einem anderen Affinitaten hervorzurufen, die vorher nicht vorhauden waren, oder die Verwandtscliaft seiner Elemente in dem Grade zu steigern, dass sie Verbindungen eingehen, die sie vorher nicht ein- gingen, ist ein eigenthiimliches Vermogen, eine besondere Aeusserung der Affinitat, wirkend gleich einer eigenthiimlichen Kraft. Bei dem brennen den Korper ist diese Urache die erhohte Temperatur. 11 Liebig giebt nun eine Anzahl Beispiele, welche zeigen, dass chemische Vorgange, die fur sich nicht stattlinden, durch die Gegenwart ahnlicher Vorgange moglich werden; sie brauchen hier nicht aufgezahlt zu werden, zumal sich verschiedene von ihnen spater ais irrig erwiesen haben 1 ). 1) Bei gleicher Gelegenlieit polemisirt Liebig gegen die Ansicht, dass die Er- scheimmgen der Gahrung und Faulniss die Folge der Thatigkeit kleiner Organismen waren. „Manche Naturforscher betrachten den chemischen Process der Faulniss ais eine blosse Folge der Erzeugung dieser Thiere; dies ist natiirlich gerade so, ais wenn man die Ursache der Faulniss des Holzes und seiner Vermoderung von den Pflanzen her- leiten wollte, zu deren Nahrung die verwesende Dammerde dient.“