die Annahme der Katalyse im Yordergrunde stehenden Erscheinungen), nach seinen Ansichten keine Erklarung finden.*) Spater hat sich dies fried- licke Yerhaltniss nieht aufrecht erhalten lassen, und die beiden grossen Chemiker sind iiber diese und andere Fragen in heftigen Streit gerathen. Ein weiterer Forscher, der in diesen Fragen Partei nakm, ist bereits genannt worden: Eilhard Mitscherlich. Er stand auf ahnlichem Stand- punkte, 'wie Berzelius, und bezeichnete die Ursache der fraglicben Vor- gange mit dem Namen der Contaktkraft. Aus seinen Schriften 2 ) lassen sich viele interessante Beispiele entnehmen, welche fur solche, nicht allein durch die gewohnlichen „Verwandtschaften“ bedingte Wirkungen sprechen; iiber ihre Ursache hat er kaum Andeutungen gemacht. Anderes Material in gleichem Sinne haben spater verschiedene Autoren beigebracht, deren Arbeiten hier nicht im einzelnen betrachtet werden sollen. Die Frage nach den katalytischen Erscheinungen verschwand im iibrigen bald so gut vollstandig von der wissenschaftlichen Tagesordnung. In erster Linie mag der scharfe Widerstand Liebigs, der sich damals dem Hohepunkt seiner Thatigkeit zu bewegte, dies bewirkt haben; ausserdem 1) Ais Anzeiehen eines Verstandigungsversuches bann eine Bemerkung Liebigs dienen, die auch sonst beachtenswerth ist. „Es liegt in der Natur des Menschen, dass jede Ansicht unbewusst den Gegensatz hervorruft; allein wenn zwei Personen, denen die Fahigkeit nicht abgeht, Schliisse aus gewissen Pramissen zu ziehen, langer ais eine halbe Stunde uber einen Gegenstand streiteu, so verstehen sie einander nicht. Entweder sind die Pramissen falsch, woruber man in einer halben Stunde einig werden kann, oder man will sich gegenseitig nicht verstehen; im letzteren Falle reicht ein Menschenalter nicht hin, um eine Wahrheit zu beweisen." Berzehus ging indessen auf diesen Friedens- vorschlag nicht ein; er erklarte Liebigs Ansicht fiir eine nur scheinbare Erklarung und bemerkte dazu: „Ich erlaube mir, aufs Neue zu wiederholen, was ich schon so oft ge- aussert habe, dass man in der Wissenschaft durch scheinbare, zu fruhzeitig gegebene Erklarungen immer verliert, und dass die einzige riehtige Methode, zu sicheren Kennt- nissen zu kommen, darin besteht, dass man das TJnbegreifliche unerkliirt lasst, bis die Erklarung friiher oder spater aus Thatsachen von selbst hervorgeht, die so klar sind, dass getheilte Meinungen dariiber kaum entstehen konnen. In den Wissenschaften nicht mehr einsehen zu glauhen, ais was deutlich und klar einzusehen ist, und das ubrige ais Gegenstand der weiteren Forschung zu betrachten, ist eine Regel, von der man niemals abweichen solite, deren Beobachtung aber gerade denjenigen am schwersten fiillt, die mit lebhaftem Geist vmd reicher Einbildungskraft begabt sind.“ 2) Besonders Pogg. Ann. 51, 108. 1811.