44 wird das Erlahmen des Interesses wohl auch dem Umstande zuzuschreiben sein, dass eine einigermassen befriedigende Theorie dieser Erscheinungen sich nicht ausfindig machen liess, so dass sie den Chemikern fremd und unbeimlich gegenuberstanden, und wenig zu genauerer Untersuchung ein- luden. Wo sich die Thatsachen wegen ihrer praktischen Wichtigkeit nicht in den Hintergrund schieben liessen, wie bei der Schwefelsaurefabrikation unter Mitwirkung der Oxyde des Stickstoffs, begniigte man sich mit einer Scheinerklarung, welche die Hauptsache ausser Acht liess. In der weiteren geschichtlichen Entwickelung der Frage trat daher ein Zustand ein, der dem vor dem Eingreifen von Mitscherlich und Ber- zelius ganz ahnlich war: es wurden zahlreiche weitere Thatsachen ge- sammelt, ihre Yerkntipfung wurde aber auf giinstigere Zeiten verschoben. Solche Thatsachen hat namentlich Schonbein in grossem Umfange bei- gebracht, und seine Schriften bilden eine wahre Fundgrube der rnerk- wiirdigsten Beobachtungen in dieser Eichtung. Auch hat es spater wieder an theoretischen Yersuchen zu ihrer Zusammenfassung nicht gefehlt. Doch kennzeichnen sich alie diese Yersuche wesentlich ais Wiederholungen des Liebigschen Gedankens mit geringen Abanderungen, die insbesondere in starkerer Hervorhebung des mechanischen Elements dieser Ansicht bestehen. Erst in neuester Zeit beginnt sich eine neue Entwickelung des alten Problems geltend zu machen. Durch die fundamentale Wendung, nach der die katalytischen Erscheinungen nicht mehr ais Vorgange be- sonderer Art, sondern ais Beschleunigungen, bez. Verzogerungen yorliandener Yorgange aufgefasst werden, sind die hier zu stellenden Fragen auf eine bestimmtere Forni gebracht worden, und es steht zu hoffen, dass die bestimmtere Fragestellung auch bestimmtere Antworteu ermoglichen wird.