Aeltere Geschiclite der Lelire von den Berulmiiig\s\virkiingen yoii W. Ostwald. I. Allgemeines. In der Entwicklungsgeschichte der Wissenschaft ist kaum eine Erscheinung haufiger, ais die, dass einzelne den herrschenden Ansichten zuwiderlaufende Tkatsachen entdeckt, gebucht, auch sogar praktisch verwendet werden, ohne dass die Wissenschaft vermag, sie zu bewaltigen und in den Rahmen ihrer Gesetzmassigkeiten aufzunehmen. Yon Zeit zu Zeit versucht der Eine oder Andere eine „Erklarung“, die dann wohl auch aufgenommen und wiederholt iviid. Aber diese Erklarung ist nicht fruchtbar; gestattet sie allenfalls nothdiirftig, Bekanntes darzu- stellen, so bietet sie doch keine wirkliche Fuhrung in unbekannte Gebiete dieser Erscheinungswelt. Die Folge ist, dass das Gebiet ohne regel- massige Pflege bleibt; zwar wird hie und da eine neue Thatsache ge- funden, die offenbar hingehort und auch zu den bereits bekannten registrirt wird. Eine wirkliche gedeihliche Entwicklung aber tritt erst ein, wenn der sachgeruasse Begriff gefunden ist, unter welchen die Er- scheinungen zu bringen sind, und dessen Anwendung den Weg zeigt, welchen der Yersuch zu gehen hat, damit eine Uebersicht iiber das un bekannte Land gewonnen wird. Die Ursache solcher Erscheinungen ist die gegenseitige Abhangigkeit der Erkenntnisse innerhalb der Wissenschaft. Gehort der eben gekenn- zeichnete fordernde Begriff einem Gebiete an, das noch selbst der Ent wicklung harrt, so miissen die Bemiihungen um das Rathsel so lange 1*