gange solcher Art im allgemeinen ergeben. Die Vorgange im lebenden Korper wurden seit Paracelsus der Wirkung einer besonderen Ursache, der Lebenskraft, zugeschrieben, und es ersebien vollkommen natiirlich, dass unter ihrem Einflusse die chemischen Vorgange ein ganz anderes Gesicht zeigten, ais in der anorganischen Welt. Anch dort, wo eine Mitwirkung von Lebewesen nicht bekannt war, wie bei der Gahrung und Faulniss, machte es keine Schwierigkeit, Ueberreste der Lebenskraft in den orga- nischen, wenn auch nicht mehr organisierten Korpern anzunehmen. Wir haben deshalb die Geschichte der Contactwirkungen von dem ersten gut bekannt gewordenen Falle einer solchen Wirkung im anorga nischen Reiche ab zu rechnen. Der erste Fall, der bekannt geworden ist, und zu dessen Deutung eine entsprechende Theorie versucht wurde, be- zieht sich auf den Einfluss der Stickstoffoxyde auf den Vorgang der Schwefelsaurebildung. Um den Anfang dieses Jahrhunderts wurde beobachtet, dass die schon lange bekannte, aber wegen ihres langsamen Verlaufes kaum be- nutzte Bildung der Sehwefelsaure durch freiwillige Oxvdation der schwef- lichen Saure mit Luft durch die Anwendung verhaltnissmassig kleiner Hengen Salpeter ungemein befordert wurde. Den ersten ernsthaften Ver- such, diese Thatsache wissenschaftlich zu erklaren, machten Desormes und Clament 1 ) im Jahre 1806. Das damals gebrauchliehe Verfahren bestand in der Verbrennung des Schwefels unter Zusatz von Salpeter und feuchten Thon. Rein erfahrungs- massig hatte sich ergeben, dass unter diesen Umstanden eine weit grossere Ausbeute an Sehwefelsaure erhalten wurde, ais wenn man das Schwefel- dioxvd allein mit iiberschiissiger Luft und Wasser reagiren liess. Dass Wasser nothig ist, war bereits von Fourcrov bemerkt worden; nach seinen Beobachtungen sind trockenes Schwefeldioxvd und Sauerstoff oder Luft ohne Einwirkung auf einander. Ueber die Wirkungsweise des Salpeters waren die Meinungen getheilt: die einen schrieben der hoheren Temperatur des 1) Annales de Chimie 59, 329. 1806.