8 uni eine vorlaufig befriedigende Erklarung eines Phanomens zu geben uiid eine bestimmte Basis fur Folgerungen und fernere Forsckungen zu gewinnen. Alie Naturwissenschaft vermag iiberhaupt nur auf Grund der durch Erfaliruug bekannten Eigenschaften abzuleiten, was unter gegebenen Bedingungeu mit Notkwendigkeit erfolgt, und wenn der Physiologe auf empirische Qualitaten baut, welclie Kesultanton aus verwickelten Compo- nenten sind, so verfahrt er doch hierbei nicht anders ais der Physiker, dem liaufig eine in Factoren zerlegbare Grosse ais Ausgangspunkt fur eine Forschung dient, oder der Mathematiker, der die Folge aus Yoraus- setzungen zwingend darlegt, auch wenn er complexe Grossen in die Rechnung einfiihrt. Es entspriclit also einer durchaus correcten Methodik, wenn Be- wegungen aus dem Zusammenwirken von Geweben oder aus dem Anta- gonismus von Zellhaut und Turgorkraft erklart werden, oder wenn das Factum der Contractilitat, oder die Yereinigung von Eizelle und Samen- faden ais Basis fur weitere Studien benutzt wird. Auf complexe Grossen, auf Eigenschaften (Entitat der scholastischen Philosophie), die wir nicht weiter zergliedern wollen oder konnen, fiihrt schliesslich das Streben nach letzten Zielen in jeder uaturwissenschaft- lichen Forschung. Auch Cohasion, Elasticitat, Schwere sind solche Eigenschaften und dereinst diirfte es gelingen die Atome und den mit denselben verkniipften Complex von Eigenschaften nocli weiter zu zergliedern. Im Prinzip steht also die physiologische Forschung auf keinem anderen Boden, ais die iibrigen Naturwissenschaften, wenn sie auch viel- fach complexe Grossen ais gegeben und vorlaufig nicht weiter zerlegbar hinnehmen muss, also im Allgemeinen die vitalen Vorgiinge nicht so weit wie Chemie und Pliysik, auf Atome und einfache energetische Factoren zurtickzufuhren vermag. Es ist somit keine Besonderheit der Physiologie, dass sie die spe- cifischen Eigenschaften des Organismus aus Struetur und cliemischer Zu- sammensetzung nicht zu erklaren vermag. Denn so gewiss sicli z. B. die Eigenschaften einer Yerbinduug mit. Nothwendigkeit aus Qualitat und