33 § 4. Causalitat der Entwicklung und Gestaltung. Wurden bis dakin namentlich einzelne Functionen ins Auge gefasst, so gelten gleiche Normen doch ebenso fur die Gesammtthatigkeit in jedem einzelnen Entwicklungszustand und somit fiir alles Geschehen im Ver- laufe des ganzen Entwicklungsganges einer Pflanze. Denn der Entwick- lungsgang ist eine Kette von Ursachen und Wirkungen, in welcher selbst- tliatig veranderte Dispositionen und damit veranderte Thatigkeit in stetiger Folge gescbaffen werden (p. 9). Ein soleher Causalzusammenhang muss notbwendig gefordert werden, wenn auch unsere derzeitigen Kenntnisse nicht gestatten den Entwicklungsgang und die specifische Gestaltung ais eine nothwendige Folge aus den gebotenen Dispositionen abzuleiten. Wir miissen es also ais eine gegebene Eigensckaft hinnehmen, dass aus dem Samen einer Eiche stets nur diese Pflanzenart erwachst, dass das Blatt einer Eiche sick ein fur allemal anders ais das Blatt einer Buche, dass die Wurzel einer Buche sich anders ais die Frucht dieses Baumes gestaltet, dass allgemein die Abstammung uber die Art der Thatigkeit und der Gestaltung entscheidet, dass sich die Eigenschaften der Eltern in den Nachkommen wiederholen. Vermoge der gekennzeichneten Wechselwirkung mit der Aussenwelt fallt aber die Gestaltung, w'elcke die Pflanze und jedes einzelne Glied dieser aus inneren Ursachen (die auch historische oder ererbte Eigenschaf ten, specifischer Bildungstrieb, Eigengestaltung oder Automorphose ge- nannt werden) anstrebt, unter ungleichen ausseren Einfliissen mehr oder weniger verschieden aus, ohne dass damit der eigentliche Kern der erb- hchen Charaktere zerstort wird. Denn die individuellen Abweichungen, welche durch eine bestimmte Constellation ausserer Einwirkungen aufge- driingt werden, kehren in den Nachkommen nicht wieder, wenn diese unter anderen ausseren Bedingungen heranwachsen. Das gilt allgemein, wird aber zumeist am deutlichsten durch die morphogenen (formativen) Vorgange zum Ausdruck gebracht. "Wenn wir deshalb auf diese vorwiegend Riicksicht nehmen, so ist doch jede abweichende Gestaltung zugleich ein untriigliches Zeugniss fiir eine entsprechende Modification im Stoffwechsel.