Nicht prächtig will die Fassade sein, sie wirkt vielmehr durch vor nehme Ruhe und die Klarheit der Proportionen. Diese schon dem Klassizismus zuncigende Form des Spätbarocks ist bezeichnend für den sächsischen Landbaumeister Johann Christoph Knöffel. Von ihm beeinflußt zeigt sich der einheimische Friedrich Seltendorff, der vermutlich der Baumeister des „feinsten und elegantesten“ Leipziger Gartenhauses gewesen ist. Knöffel liebt es, das Mittel stück seiner Schöpfungen zur repräsentierenden Dominante auszu gestalten. Ein berühmtes Beispiel ist das ehemalige Brühlsche Bel vedere in Dresden, das bekannteste vielleicht Schloß Hubertus burg. Sie gingen dem Gohliser Schloßbau in der charakteristischen Ausbildung des Mitteltraktes voraus. Es war ein Prinzip jener Zeit, das in ländlicher Umgebung stehende Bauwerk in die Natur einzubinden. Architektur und Landschaft sollten zu harmonischer Einheit verschmelzen. Das Gohliser Schlöß chen ist dafür ein Beispiel unter vielen. Den Übergang zur unge- zähmten Natur schuf der Schloßgarten; seine Mauer durchbrach eine große schmiedeeiserne Pforte, die unmittelbar hinausführte zu Wiese, Wasser und Wald. Seitwärts begrenzen den Garten zwei langgestreckte Arkaden, die jeweils ein pavillonartiger Anbau abschließt. Zwischen den Bogen gängen mit ihrem Porphyrschmuck und den schönen geschnitzten Fenstertüren fühlt der Spaziergänger eine stille Geborgenheit. Auf den gerundeten Eckteilen, die Schloß und Galerien verbinden, sit zen lustige Rokokoornamente (Abb. 3). Eine Vase in chinoisieren- dem Stil zollt der Ostasienmode Tribut. Als Ganzes erscheint die