edle Seele, des Lebens rechten Zeitpunkt wahr, in welchem du am fähigsten bist, Wahrheiten zu erforschen und durch deren Erkennt nis weise und glücklich zu werden“. Veranschaulicht wird dieser Gedanke als Lebensweg der Psyche. Schimmernd öffnet sich ein arkadischer Himmel: In der Mitte schwebt Psyche auf zärtlichen Wolken zur Höhe, begleitet von einer das Stundenglas haltenden Chronoide, einer Tochter Saturns, die den Ablauf der Zeit symbo lisiert. Auf tieferen W'olken ruhend zeigt sich im strahlenden Mor genlichte Apoll: er, den Verstand auszeichnet, und Herkules, der am Scheidewege den Weg der Tugend wies, führen Psyche dem Mittag des Lebens zu. Beiden Gestalten entspricht in der Diago nale eine dunkler umwölkte Gruppe: Mittelpunkt ist die Natur, die aus tiefem Traume zu neuem Leben erwacht; neben ihr in Schlummer versinkend - die welschen Künste sollen schlafen ge ben - die Architektur, während die Literatur der Zaghaften ent deckungsfreudig die Gewandung lüpft. Der unverschleierten, er kennbar gewordenen Natur eilt Psyche am Abend des Lebens zu letzter Plrfüllung entgegen. Eine Gruppe geschwisterlich vereinter Musen findet ihr Gegenstück in den spielerisch hingezauberten Putten und Genien, die das Bild des Landesherrn tragen. Das gedanklich überbelastete Bild - eine Eigenart Oesers - mag in den Einzelheiten eher verwirren als klare Vorstellungen wecken. Und doch spricht aus der empfindsam verbrämten Symbolik ein echtes Bekenntnis zu unverfälschter natürlicher Schönheit. Von gediegener Handwerkskunst zeugen die Wirbel und die mas siv nach französischer Art gearbeiteten prächtigen Kastenschlösser der Türen. Die Treppenhäuser sind schmal, aber gut durchlichtet.