Flache Stufen geleiten behutsam hinauf. Reich und phantasievoll sind die zumeist aus C-Schwüngen zusammengesetzten eisernen Brüstungsgitter gestaltet. Besonders schön das Türgitter am Trep penpodest: Die Ovalform entfaltet sich wie ein Blütenkelch '(Abb. 5). Im Erdgeschoßkorridor öffnet sich die Flügeltür zum Empfangs saal. Wenige Schritte, und der Eintretende ist im Obergeschoß. Man steht am Fenster und schaut in die Tiefe des Parkes. Auch der Empfangssaal verrät in Gestaltung und Dekoration die stil sichere Hand eines Meisters (Abb. 8). Die Profilierung der Wand felder ist in jüngerer Zeit vereinfacht worden. Nur die muschelver zierten Kamine sind alt. Die darübergesetzte Architekturmalerei, in der sich Anmut und Steifheit mischen, bewegt sich schon in den Bahnen des Zopfstils. Die zarte Grisaille, das fein abgetönte Grau der bemalten Fläche bringt überraschende plastische Effekte her vor. Die Nische wirkt so räumlich, der Putto so körperlich, daß man glaubt, ihn umfassen zu können. Der architektonisch gut ge gliederte Raum bewahrt die Porträts der beiden Boehmes und Caspar Richters (Abb. 10-1Z). Noch entschiedener zeigt der kühle Steinsaal frühklassizistisches Gepräge (Abb. 9). Zwei große Stützpfeiler tragen die schön ge schwungenen Gewölbe, ihr einziger Schmuck ist ein schlichter Ro settenfries. An den weißgetünchten Wänden finden sich Marmor täfelchen mit lateinischen Sinnsprüchen. Über dem Mittelbogen mahnt ein Wort des Horaz: „Linquenda tellus et domus“ - Ver gänglich sind Erde und Haus! Nachdenklich weist der Spruch auf das steinerne Mal, das Oeser in antikisierenden Formen entwarf