[aus Anlass seiner fünfzigjährigen Tätigkeit als Mitarbeiter und Herausgeber des Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart]
I'ber das Problem Christian und Niels Thaanning Von Henning Alsvik, Darmmen/Norwegen Eines der schönsten Monumente des norwegischen Rokoko ist die Kirche zu Kongsberg (s. Abb. 1). Diese Kirche hat ihre ganz besondere und eigenartige Geschichte. Nachdem im Jahre 1623 im Bezirk Sandsvaer Silber gefunden worden war, hatte der norwegisch dänische König Christian I\ . dort eine Stadt angelegt, die nach ihm den Namen Königs berg oder Kongsberg — bekam. Der König hat seiner Stadt und den Silberminen der Gegend großes Interesse entgegengebracht, und unter dem Schutz des Königs wurde hier eine typische Bergmannsgesellschaft geschaffen. Zwar wurde die M irksamkeit später mit wechselndem Erfolg betrieben, aber tüchtige Beamte, wie die Oberbergamtmänner Heinrich von Schlanbusch und Joachim Andreas Stuckenbrock, haben in den Jahren um 1700 eine glänzende Epoche eingeleitet. Nach dem die alte hölzerne Kirche auf Kongsberg durch Wind und Wetter schwer gelitten hatte, faßte der Letztgenannte den Plan, ein neues und weit prachtvolleres Kirehen- gebäude aufzurichten. Stuckenbrock war zu Blankenburg in Braunschweig geboren. In religiöser Hinsicht war er ein Reformierter, und während seiner Studien hatte er ohne Zweifel die architektonischen Theorien des Leonhard Christoph Sturm kennengelernt. Ganz natürlich hat er dann auch seiner Kirche den Charakter eines offenen, lichten Hörsaales gegeben, mit Altar, Kanzel und Orgel an der einen Wand übereinander ge ordnet (s. Abb. 2). Dazu wurde ein Backsteinbau in verhältnismäßig großen Dimen sionen, in der äußeren und inneren Ausstattung aber sehr einfach, geplant. Stuckenbrock erlebte es nicht mehr, sein Werk fertig zu sehen. Es wurde die Aufgabe seines Nachfolgers, des Oberberghauptmannes Michael Heltzen, die Arbeit, besonders mit dem Interieur, zum Abschluß zu bringen. Heltzen war Norweger, und zwar der diametrale Gegensatz zu Stuckenbrock, jovial, lebensfreudig und prachtliebend. Damit wurde der Charakter der Kirche auch völlig verändert. Das Innere ist mit schöner, kolo ristisch fein zusammengestimmter Marmorierung versehen. Die Altarwand und der gegenübergelegene Stuhl des Königs erhielt prachtvolle, vergoldete Holzschnitzereien