[aus Anlass seiner fünfzigjährigen Tätigkeit als Mitarbeiter und Herausgeber des Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart]
fl Zur Geschichte des Leipziger Sammelwesens I on E. Trautscholdl. Düsseldorf Die Herrn Professor Dr. Hans Vollmer zugedachte Ehrung durch eine Festschrift war mir willkommener Anlaß zu erneuter Beschäftigung mit den vielerlei verstreuten und daher wenig erschlossenen Nachrichten über ehemaligen Leipziger Bilderbesitz, von dessen Fülle und Qualität selbst gebürtige Leipziger kaum noch eine ungefähre Vorstel lung haben. Nachdem ich vor Jahren meine Notizen aus älteren Leipziger Katalogen speziell für dieC. D. Friedrich-Forschung nutzbar zu machen suchte, sollen nachstehende Ausführungen einen Beitrag zur Geschichte des Gemäldesammelns in Leipzig für den Zeitraum zwischen etwa 1750 und der Mitte des 19. Jahrhunderts liefern, unter beson derer Berücksichtigung der Entstehung, Zusammensetzung und Schicksale der damals bedeutendsten Gemäldesammlungen „Alter Meister“ in Leipziger Privatbesitz. I Kunstsammeln und Kunsthandel scheinen von jeher einander zur Voraussetzung zu haben: Das Entstehen von Sammlungen ist offenkundig vom Vorhandensein eines ein schlägigen Handels ebenso abhängig wie das Gedeihen des Kunsthandels von der Sam melfreudigkeit seiner Kunden. In Leipzig lagen die Verhältnisse für einen lebendigen Kunsthandel besonders günstig, da die Leipziger Messen als vielseitiger Umschlagsplatz alljährlich zweimal ein internationales Publikum sahen (Abb. 1). Ich habe keinen prä zisen Hinweis, ab wann die Messe sich für Verkaufsausstellungen von Gemälden be währt hat; das Kurfürstliche, später Königliche Haus ließ spätestens seit den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts auf den Ostermessen holländische Gemälde erwerben, und 1751 wurden auf der Frühlings- und Herbstmesse je mehrere niederländische Bilder für die Dresdener Galerie gekauft — was am besten das beachtlich hohe Niveau der Messe- Bilderausstellungen erhellt. Es ist also durchaus anzunehmen, daß auch die zahlreichen alten Holländer, die im 18. Jahrhundert in die großen privaten Leipziger Sammlungen gelangten, zum guten Teil nicht auf Auslandsreisen der Bürger, sondern bei den hol-