zurückgeblieben, dessen Nothwendigkeit vielleicht noch nicht als unabweislich erkannt wor den, oder dessen Befriedigung bei andern unmittelbarer dringenden Bedürfnissen vor der Hand nicht als thunlkch erschienen ist. Aber so sehr sie dieß beklagen muß, so nimmt sie doch mit dem aufrichtigsten Danke das durch Ew. K. M. Gnade und von der Liebe ihrer Mitstande Dargebotene, als ein sichres Unterpfand der Hoffnung an, daß durch fortwäh rende, mit den Forderungen der Zeit steigende, ihre selbstständige wissenschaftliche Wirk samkeit und freie Entwickelung geistiger Kräfte nicht beengende, sondern durch allmalige Wegräumung aller Hindernisse fördernde Fürsorge und kräftige Unterstützung geschehen werde, was doch gescheh» muß, wenn sie selbst immer weiter fortschreiten und ihren alten Standpunkt, den Fortschritten der Wissenschaften und intellectuellcn Bildung gemäß, zum Ruhm und Nutzen des Vaterlandes ferner behaupten soll. Dieser Hoffnung kann die Universität sich um so getroster hingeben, da sie selbst mit Hintansetzung aller Nebenrück sichten, stets in dem Bestreben einig bleiben wird, zur Erreichung dieses Zweckes, soviel an ihr ist, auch künftig beizutragen, und durch Bewahrung und Vermehrung der höch sten Gü'er des Menschen an der Ausbreitung des Reichs der Wahrheit Theil zu nehmen, so wie sie hierin einen Ersatz für manche schmerzliche Entbehrungen an äußeren Bedürft nissen findet, deren Abhülfe sie von fremder Einsicht und Kraft erwarten muß. Iemehr aber die Universität wünschen muß, daß, so wie ihrer eignen Wirksamkeit, also auch überhaupt der Entwickelung des geistigen Lebens des Volkes in allen Verhältnissen nichts hemmend oder störend entgegentrete, destomehr fühlt sie sich aufgefordert, die Grundbe dingung aller wahren geistigen Bildung, die Denk- und Lehr-Freiheit, wahrzunehmen, und wenn sie sich verpflichtet hielt, deshalb ihre Bitten in der Präliminarschrift mit ehr furchtsvoller Freimüthigkeit auszusprechen, so hofft sie auch jetzt huldreiche Entschuldigung zu finden, wenn sie diese Bitten am Schluffe der bisherigen Verhandlungen zu wieder holen sich veranlaßt findet, und die auf das schuldige Vertrauen zu der Weisheit und Gerechtigkeit Ew. K. M. gegründete und durch die allgemeine Erfahrung von dem nicht nur Vergeblichen, sondern wahrhaft Verderblichen willkührlicher Hemmungen gerechtfer tigte Hoffnung ausdrückt, daß die unentbehrliche, blos auf Erkenntniß der Wahrheit ge richtete Freiheit, in Schrift und Rede zu belehren, in unsrem Vaterlande, das bisher andern deutschen Ländern hierin vorgeleuchtet hat, und dadurch der Mittelpunkt des literarischen Verkehrs und wissenschaftlicher Tätigkeit geworden ist, ferner unverkümmert erhalten werden möge. Ganz unläugbar hat die ewige Vorsehung bisher unserm Vaterlande vorzugsweise den Ruhm geschenkt, welcher auf immer steigender freier Entwickelung gei stiger Kraft, und auf wahrer, auf richtige Erkenntniß des göttlichen Worts gegründeter Religiosität des Volkes beruht. Möge Gott Ew. K. M. wohlthätige Regierung auch mit diesem Ruhme Ihres treuen Volkes segnen. Mit diesem Wunsche verbindet die Universität die Versicherung ihrer un wandelbaren Treue, und empfiehlt sich ehrfurchtsvoll in Allerhöchstdero fernere Huld und Gnade. Zweiter Band. 137