Suche löschen...
Schütz-Jahrbuch
- Bandzählung
- 31.2009
- Erscheinungsdatum
- 2009
- Signatur
- MZ. 8. 414-31.2009
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id487678745-200900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id487678745-20090000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-487678745-20090000
- Sammlungen
- LDP: SLUB
- Musik
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Vorträge des Schütz-Festes Den Haag 2008
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Kapitel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Hugo Distler und die Entstehung einer Legende
- Autor
- Herbst, Wolfgang
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Kapitel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftSchütz-Jahrbuch
- BandBand 31.2009 -
- DeckelDeckel -
- TitelblattTitelblatt 1
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis 3
- AbkürzungsverzeichnisAbkürzungsverzeichnis 4
- KapitelVorträge des Schütz-Festes Den Haag 2008 7
- KapitelKomponieren in dunklen Gefahren 7
- KapitelHugo Distler und die Entstehung einer Legende 15
- KapitelEine "Künderin neuer ästhetischer, künstlerischer, kultischer, ... 23
- KapitelDiabolus in musica 35
- KapitelZur geistlichen Vokalmusik von Nikolaus Adam Strunck 61
- KapitelDie Bedeutung des Genfer Psalters für die niederländische Musik ... 83
- KapitelFreie Beiträge 95
- SonstigesDie Verfasser der Beiträge -
- DeckelDeckel -
- BandBand 31.2009 -
- Titel
- Schütz-Jahrbuch
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
16 Wolfgang Herbst entdeckt worden. Die Kirche kehrte zu den reformatorischen Liedern und zu den liturgischen Formen vor der Aufklärung zurück. Kirchenmusikalische Erneuerung, das hieß auch Ab schied von schwülstigen Besetzungen und Rückkehr zu einfachen linearen und polyphonen Strukturen in der Komposition. Gegen all dies wendete sich der neu gegründete deutsch christliche Reichsverband evangelischer Kirchenmusiker. Er behauptete, die lineare und polyphone Kompositionsweise wäre harmonisch rücksichtslos, sie würde der Atonalität Tür und Tor öffnen und sich dadurch vom gesunden Volksempfinden entfernen. Die Klassik und die Ro mantik des 19. Jahrhunderts mit ihren großen und technisch hochgerüsteten Orgeln wurde dagegen zum Vorbild erhoben. Kirchenmusik sollte vor allem harmoniebetont sein und keine kontrapunktischen Künsteleien pflegen. Gegen dieses stilistische Programm wandten sich im Sommer 1933 fast alle führenden Kirchenmusiker mit dem Leipziger Thomaskantor Karl Straube an der Spitze. Sie verfassten eine gemeinsame Erklärung 6 . Darin wurde die von den deutsch-christlichen Kirchenmusikern vertretene Stilrichtung abgelehnt, denn sie habe „mit dem künstlerischen Wollen des jungen Deutschland nichts gemein“. Die Unterzeichner wollten keine Kritik am Nationalsozialismus üben, wohl aber an den musikalischen Vorstellungen und Plänen der „Deutschen Christen“. Dementsprechend war in der Erklärung die Rede von Hitlers „nationaler Erneuerung“, von den „zersetzenden Kräften des Liberalismus und des Individualismus“ und von der „volk haften Grundlage aller Kirchenmusik“. So ging es im Jahr 1933 um einen Machtkampf einer seits zwischen der kirchenmusikalischen Erneuerungsbewegung, die ihre Kraft und Fantasie aus der alten Musik schöpfte, und andererseits einer stilistischen Ausrichtung am 19. Jahr hundert, auf die sich die „Deutschen Christen“ festgelegt hatten. Im September 1933 wurde von der Erneuerungsbewegung der Reichsbund fiir evangelische Kirchenmusik gegründet: eine Konkurrenz gegen den deutsch-christlichen Verband. Die Entscheidung in dem Machtkampf um die stilistische und kulturpolitische Ausrichtung der Kirchenmusik fiel bereits im Spätjahr 1933. Die „Deutschen Christen“ mitsamt ihren musikalischen Wortführern wurden schon bald vom Nazi-Staat selbst weitgehend im Stich gelassen und fielen trotz ihres Sieges bei den Kirchenwahlen in die Bedeutungslosigkeit zurück. Im November 1933 wurde der Vertreter der Erneuerungsbewegung, Thomaskantor Karl Straube, zum Leiter der Fachschaft Evangeli sche Kirchenmusiker in der nationalsozialistischen Reichsmusikkammer ernannt. Was nach 1945 zu einem heldenhaften Kampf der kirchenmusikalischen Erneuerer gegen den Nazi-Staat umgedeutet wurde, war in Wirklichkeit eine liturgische, ästhetische und mu sikpraktische Auseinandersetzung über die Frage, welche Art von Kirchenmusik diesem Staat angemessen ist. Zugleich war dies ein Machtkampf um kirchenmusikalische Organisations formen und deren Zukunftsvorstellungen. Es kam zu merkwürdigen Konstellationen: Man konnte damals Hitler-Anhänger sein und zugleich aktiv in der „Bekennenden Kirche“ arbei ten, wie etwa Otto Riethmüller, der Leiter des Berliner Burckhardthauses und Vorsitzende der Reichsjugendkammer der „Bekennenden Kirche“. Von ihm stammte das Lied mit dem Schlussvers „Kämpferland, Hitlerland, schirm dich Gottes Hand“ 6 . Was sich aber definitiv ausschloss, das war die Mitgliedschaft bei den „Deutschen Christen“ und zugleich bei der „Bekennenden Kirche“. 5 Sie wurde abgedruckt in MuK 5 (1933), S. 271. 6 Ein neues Ijed — Ein Liederbuch fiir die deutsche evangelische Jugend, hrsg. vom Evangelischen Reichsverband weiblicher Jugend, Berlin 2/1933, Nr. 495.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder