Suche löschen...
Schütz-Jahrbuch
- Bandzählung
- 31.2009
- Erscheinungsdatum
- 2009
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- MZ. 8. 414-31.2009
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id487678745-200900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id487678745-20090000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-487678745-20090000
- Sammlungen
- Musik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Vorträge des Schütz-Festes Den Haag 2008
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Kapitel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Diabolus in musica
- Untertitel
- Hugo Distlers unveröffentlichte Opern- und Oratoriumstexte
- Autor
- Lüdemann, Winfried
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Kapitel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftSchütz-Jahrbuch
- BandBand 31.2009 -
- DeckelDeckel -
- TitelblattTitelblatt 1
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis 3
- AbkürzungsverzeichnisAbkürzungsverzeichnis 4
- KapitelVorträge des Schütz-Festes Den Haag 2008 7
- KapitelKomponieren in dunklen Gefahren 7
- KapitelHugo Distler und die Entstehung einer Legende 15
- KapitelEine "Künderin neuer ästhetischer, künstlerischer, kultischer, ... 23
- KapitelDiabolus in musica 35
- KapitelZur geistlichen Vokalmusik von Nikolaus Adam Strunck 61
- KapitelDie Bedeutung des Genfer Psalters für die niederländische Musik ... 83
- KapitelFreie Beiträge 95
- SonstigesDie Verfasser der Beiträge -
- DeckelDeckel -
- BandBand 31.2009 -
- Titel
- Schütz-Jahrbuch
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Diabolus in Musica. Hugo Distiers unveröffentlichte Opern- und Oratoriumstexte 51 Teil die Handlung auf den Boden realer Geschichte, und zwar in die Zeit der italienischen Renaissance, wo der Mensch aus eigener Kraft die Eroberung der Welt vollbringt, indem er die Herrschaft über die vier Elemente gewinnt und sich dadurch von den Göttern emanzi piert. Der dritte Teil — das nicht wie bei Hesiod in die griechische Bronzezeit fallende eherne Zeitalter - setzt diese Entwicklung aber nicht einfach chronologisch fort, sondern steigert den Gedanken der Emanzipation des Menschen bis zu seiner Selbstvergottung. Die Schilde rung verbindet dabei Motive aus der griechischen Antike mit solchen aus der Technik der jüngsten Vergangenheit. So wird der (nach Distier) auf Sophokles’ Antigone zurückgehende Gedanke vom Menschen als Herren der Welt und die damit zusammenhängende Verspottung der Titanen (S. 38) verbunden mit der Charakterisierung des Menschen als allmächtig (S. 39), allgegenwärtig (S. 40), allwissend (S. 41) und unsterblich (S. 42), und zwar aufgrund seiner aus jüngster Zeit stammenden technischen Errungenschaften 40 . Diese eigenmächtige Herrschaft des Menschen geht unter anderem mit Vermessenheit („Nichts ist gewaltiger als der Mensch!“), skrupelloser Ausnutzung der Erdkräfte, Ungerechtigkeit, dem Auftreten falscher Propheten und Verletzung der Menschenwürde (S. 43) einher. Ist die Betonung des Men schen und seiner Maschine in diesem Teil vielleicht als verdeckte Kritik an dem mechanisier ten Militarismus, an den Mitteln der Massenvernichtung zu verstehen? Gleichzeitig — und wiederum nicht chronologisch oder historisch konsequent — erinnert ein zweiter Chor (hinter der Szene) an das Schicksal Trojas aus dem Blickwinkel der Seherin Kassandra. Die Zeit vor der Eroberung der Stadt durch die Achaier wird als goldene Zeit verklärt, der Untergang da gegen als Katastrophe gedeutet, die unschwer auf die Zeit des zweiten Weltkrieges bezogen werden kann. Das trojanische Pferd erinnert aufgrund einer weitgespannten Analogie mit den apokalyptischen Reitern gleichzeitig an die Endzeit 41 . (In diesem Zusammenhang ist es sicher nicht unwichtig zu bemerken, dass Disder ursprünglich seinem Oratorium den Titel „Das eherne Zeitalter“ geben wollte 42 .) Durch die Umkehr der Menschen am Ende des ehernen Zeitalters macht die Handlung vor dem Einbruch der eisernen Zeit Halt, und deswegen er übrigt sich ein die dreiteilige Großform sprengender vierter Teil. Mit dem Gedanken, dass das eherne Geschlecht „noch einmal zu einer glücklicheren Zeit zurückfindet“ und das eiserne Zeitalter als Zukunftsperspektive, als Warnung vor einer noch bevorstehenden Katastrophe vorgehalten wird — einer Katastrophe, die 1942 für ihn immer deutlichere Züge annahm —, gibt Disder dem antiken Mythos eine ganz andere Deutung. An stelle von Entartung (was gut in den nationalsozialistischen Jargon hineingepasst hätte, da es bei Hesiod nicht nur um die Gewalttätigkeit der verschiedenen Geschlechter, sondern tat sächlich auch um biologische Unvollkommenheiten geht 43 ) stellt er eher die Entfernung der Menschen von den Göttern in den Mittelpunkt der Aussage. Parallel dazu ergeht der wieder holte Aufruf an die Menschen, die Folgen ihrer Gottiosigkeit zu erkennen, sich wieder auf die Götter zu besinnen und zu ihnen zurückzukehren. Diesem Aufruf leisten sie schließlich Fol ge. Damit deutet Disder den antiken Stoff auf eine ganz neue, und zwar entschieden christli- 40 Man beachte hier wieder den Viererrhythmus, der den vier Jahreszeiten und den vier Elementen entspricht. 41 Siehe Offenbarung 6. Diese Analogie wird nur in der Synopsis erwähnt. Für die Aufführung des Oratorium muss Disder wohl an eine Realisierung durch bühnentechnische Mittel gedacht haben. 42 Siehe Lüdemann (wie Anm. 1), S. 304. 43 Im großen und ganzen steht der Weltaltermythos mit seiner kulturpessimistischen Geschichtsphilosophie der nationalsozialistischen Ideologie jedoch diametral entgegen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder