Zum gegenwärtigen Stand der Schütz-Ikonographie von WOLFRAM STEUDE Voraussetzungen Aus gegebenem Anlaß hat im Schützjahr 1972 der Weißenfelser Museumsdirektor Ingo Bach den Versuch einer Bestandsaufnahme der zu dieser Zejt bekannten und diskutierten bildli chen Darstellungen Heinrich Schütz' vorgelegt 1 . Im Jahr vorher aber hatte die dänische Kunstwissenschaftlerin Else Kai Sass mit dem zweiten Teil Constantijn Huygens - TheMusidan einer mehrteiligen Abhandlung den gewichtigsten Bei trag zur Schütz-Ikonographie in neuerer Zeit geleistet 2 .1980 referierte Joshua Rifkin stichwor tartig den Stand der Diskussion 3 . Als authentische Schütz-Darstellungen, d. h. solche, die eindeutig Heinrich Schütz abbilden und im 17. Jahrhundert entstanden sind, werden von Bach und Rifkin genannt 1. das Ölbild „Henricus Sagitarius" von Christoph Spetner, undatiert (Musikinstrumenten-Museum der Karl-Marx-Universität Leipzig) 2. die Ölminiatur „Heinricus Sagittarius MDCLXX", anonym, 1670 (Berlin, Deutsche Staatsbibliothek, Musikabteilung) 3. der Stich „Heinrich Schütz" von Christian Romstet, 1672 (im Zusammenhang mit D. Martin Geiers Leichenpredigt für Schütz überliefert) 4. der Stich mit Heinrich Schütz und der Hofkantorei in der Dresdner Schloßkirche, von David Conrad, um 1676 (Titelkupfer des kursächsischen Hofgesangbuchs Geistreiches Gesang-Buch... Dresden 1676) Darüber hinaus erwähnt Rifkin 5. die Temperadarstellung „Cantoreyknaben und Capeimeister", anonym, um 1616, Gruppe aus der Abbildung des „Leichenprocesses" Dresden 1616 (Staatsarchiv Dresden) Unterschiedliche Bewertung erfuhr durch Bach und Rifkin das „Ein Musiker" genannte Ölporträt Rembrandts aus dem Jahre 1633 (Washington D. C., The Corcoran Gallery of Art). Im Anschluß an Bruno Maerker und Otto Benesch (s. u.) entschied sich Ingo Bach, ohne Berück sichtigung der Ausführungen von Else Kai Sass, für die Identität des Dargestellten mit Heinrich Schütz und folgte damit einem 1972 deutlich hervortretenden Trend in der Schütz-Diskussion der DDR, in der man weitreichende Folgerungen aus einem Amsterdam-Aufenthalt Schützens zu ziehen bereit war. Rifkin distanzierte sich mit einem allgemein gehaltenen biographischen Hinweis von der Deutung des Rembrandtschen „Musikers" als Heinrich Schütz. 1 Ingo Bach, Bildnisse von Heinrich Schütz, in: Sächsische Heimatblätter, 18. Jg., Dresden 1972, S. 205-208. 2 Else Kai Sass, Comments on Rembrandt's passion paintings and Constantijn Huygens's iconography, Kobenhavn 1971 (Det Kongelige Danke Videnskabemes Selskab, Historisk-Filosofiske Skrifter 5.3). 3 Joshua Rifkin, Artikel Schütz, Heinrich, in: New GroveD, Bd. 17, S. 18 f. O Al 1/ 50