FRÜHES LEID I CH war kein Tierfreund, eher vielleicht ein tyran nischer Beobachter der Tiere. Seit jeher reizte es mich, diesen schwachen Wesen zuzusehen, mitzu spielen, Herrschaft über sie auszuüben, da ich die Menschen nicht knechten konnte. Ich ging ja in die Schule, war Sklave von Rohrstäben, Katalogen, Klassen büchern und Zensurzetteln. Und daheim saßen grau same Zieheltern, die meine Abneigung gegen das Leben nährten, indem sie mich stets zum Essen zwangen, zur Strafe mit den widerwärtigsten Speisen traktierten, wenn ich den grammatikalischen Kram nicht wissens wert fand. Die Existenz von Schulbüchern war doch eine Gnade meinerseits? Nein! Man begnügte sich un bescheidenerweise nicht damit, daß ich das Vorhan densein derartiger Materialien hypothetisch annahm, gelten ließ, ich sollte sie empfangen, die Bücher sollten in mich übergehen und ich Buch werden. Paßte mir diese Besessenheit nicht, reagierte ich auf solche Ver nichtung meines Ichs sauer oder, was meist geschah: ließ ich mich auf derlei Provokationen überhaupt nicht ein, sah man in meinem Vorgehen alles eher denn Selbstbewahrung. Meine früh erwachte Aversion da gegen, Gedichte anderer Schriftsteller auswendig zu lernen: von mathematischen Formeln koitiert zu wer den, diese eminent männliche Eigenschaft hieß auf ein mal Faulheit und man entleerte über mich ein Füll horn von Strafen. 51