bedeutete mein Kränkelnwollen, mein Zärtlichkeitsbe« dürfnis Hemmung und Überarbeit. Weißfleisch? Wozu Hühner kaufen, wenn herrliche Kaninchen im Hause waren, Kaninchen überdies, die, wenn man sie dem eigensinnigen Knaben ins Bett geben mußte, sich un= sauber betrugen. Sonst zwar wurden Kaninchen nicht gegessen, aus Ekel . . . aber ein wehrlos in der Ge« nesung begriffenes Kind aus der Geborgenheit, aus dem sicheren Bett zu scheuchen, dazu war kein Mittel schlecht genug. Thyestes nährte sich vom Fleisch der eigenen Kinder. Atreus hat ihn damit brüderlich be« wirtet. Das ist noch gar nichts. Denn Thyest war ahnungslos, wußte nicht, wovon er zehrte, wußte nicht, was er wieder zu sich nahm. Auch ich mußte die Ge« schöpfe essen, die mir die liebsten waren. Aber ich fühlte, was ich hinabzuwürgen gezwungen wurde. Ich verschluchzte mein Herz. Anfangs sagte man, auf das Kaninchenfleisch weisend: »Backhuhn!« Als sich jedoch mein tiefes Wissen um diese Welt durch das Gerede nicht übertäuben ließ, hieß es, ich solle nicht so kindisch sein. Kindisch? Leichtsinnig hatte ich die Kaninchen preis« gegeben, verraten! Während es mir beliebte, krank zu sein, wurden sie wenig gefüttert, gemordet. Da gab ich die Krankheit hin, stand auf, um die übriggeblie benen Kaninchen vor meinen Zieheltern, vor den Ba= zillen, vor dem Tode zu schützen. So rief mich das Leben. »Hugo, lerne!«