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838 üei il litv H8VV. tloL n. Krriniire,. 33lß. lichsten vom Staate selbst erfüllt werde. Die Regierung habe sich daher entschlossen, das große, für die gesamte heimische Volkswirtschaft bedeutsanie Werk selbst in die Hand zu nehmen. Eine darauf bezügliche Vorlage wurde den Ständen noch während der gegen wärtigen Tagung in Aussicht gestellt. Damit wurde dem Elektroverband in bezug auf seine bisher geleistete Arbeit ein an erkennendes Zeugnis ausgestellt, aber gleichzeitig auch bedeutet, daß der Staat die Rege lung der Angelegenheit ohne ihn vornehmen wolle. In der Presse setzten sofort nach der Thronrede lebhafte Erörterungen über die Durchführbarkeit und die Zweckmäßigkeit der Elektrizitätsversorgung durch den Staat ein. Im Gegensatz hierzu verhielten sich ei der allgemeinen Vorberatung zum Staatshaushalts-Etat die Fraktionsredner abwartend und beschränkten sich darauf, der iu Aussicht gestellten Regierungsvorlage bei ihrem Erscheinen eine sachliche Behandlung zuzusichern. Nachdem das Dekret gegen Ende der Landtagstagung bei der zweiten Kammer ein gegangen war, wurde es am 4. April 1916 in die allgemeine Vorberatung genommen. Aus der Begründung, die in der Vollsitzung vom Finanzminister gegeben wurde, ist hervor zuheben, daß die Regierung ihr Vorhaben, die Einleitung und den künftigen Ausbau einer staatlichen Elektrizitätsversorgung, als im Interesse der gesamten sächsischen Volks wirtschaft liegend erachtet. Sie will aus diesem Grunde die großen Nachteile der bis herigen Zersplitterung in der Stromversorgung beseitigen, um durch Zusammenfassung aller dem gleichen Zwecke dienenden Kräfte und Bestrebungen das Ziel, nämlich die Ver sorgung des Landes mit billiger elektrischer Kraft, zu erreichen. Der zu erwartenden Frage, ob es angebracht sei, im gegenwärtigen Augenblick an die Verwirklichung dieses Unter nehmens heranzugehen, begegnet die Regierung mit dem Hinweis darauf, daß es nach dem Kriege gelten werde, alle wirtschaftlichen Kräfte des Vaterlandes zu gemeinsamer Arbeit anzuspannen, um die durch den Krieg eingetretenen Verluste wieder auszugleichen. Hierbei werde dem elektrischen Strom eine der hauptsächlichsten Rollen zufallen. Die Re gierung glaube, daß man bei einer Neu- oder Umgestaltung unserer wirtschaftlichen Ver hältnisse nach den: Kriege einer ungesunden Zentralisation der Industrie an bestimmten Stellen des Landes entgegentreten müsse, nnd daß sich eine kräftige Entwicklung von Gewerbe und Industrie für die nähere nnd fernere Zuknnft nur sichern lasse, wenn ge werbliche und industrielle Unternehmungen möglichst gleichmäßig über das gar ze Land verteilt würden. Hieraus ergebe sich aber als eine Hauptforderung auch die Möglichkeit für jeden Unternehmer, in allen Teilen des Landes den elektrischen Strom zu einem billigen Preise beziehen zu können. Die Redner der verschiedenen Fraktionen gaben ohne Vorbehalt zu, daß der bisherige Zustand der Elektrizitätsversorgung unbefriedigend sei, sie behielten sich aber eine bestimmte Stellungnahme vor bis zu den Deputationsberatungen. Fast sämtliche Redner brachten zum Ausdruck, daß sie von dem Dekrete mehr erwartet hätten, daß vor allen Dingen eine Planung vermißt werde, ebenso nähere Angaben über die Tarife. Man beruhigte sich jedoch mit der Erklärung der Regierung, daß in der zu wählenden Zwischendeputation ein gehende Auskunft bereitwilligst gegeben werden würde, und so sicherte man zu, in der De putation ohne jede Voreingenommenheit die Beratung über das Dekret vorzunehmen. Nur der Vertrag wegen Ankauf des Werkes Hirschfelde stieß bereits in der Vorberatung bei fast allen Rednern auf entschiedenen Widerspruch. Der Zwischendeputation erwuchs zunächst die Aufgabe, in eine genaue Prüfung darüber einzutreten, ob der grundsätzlichen Forderung des Staates, ihm die Versorgung des ganzen Landes mit elektrischem Strom zu überlassen, zuzustimmen sei.