XII. Publizistik, Bibliographie und Kartographie. 1. Unsere Fachpresse. Von August Geisser - Regensburg. IE Schaffung einer Fachpresse geht mit der Entwicklung des Sportes Hand in Hand: jene ist nur eine Folge dieses. Deutschland blieb auch in dieser Be ziehung keineswegs zurück und nimmt in der Gegenwart eine durchaus Ach tung gebietende Stelle ein. Es wäre gewiss interessant, würde aber zu weit führen, wollte man eine vollständige Ge schichte der deutschen Fachpresse geben; die zunächst liegende Aufgabe wird sein, sich mit den Lebenden zu beschäftigen. Aber auch die Toten haben nicht umsonst gelebt und die Spuren ihres Wirkens sind in der Geschichte des deutschen Radsports unverwischbar. Allerdings bietet die deutsche Fachpresse nicht das erfreuliche Bild des gegenseitig fördernden Neben- einanderarbeitens, sondern häufig ist ein Gegeneinander arbeiten bemerkbar, das nicht selten in Kampfmut und bedenkliche Parteilichkeit ausartet und auch heut zutage wird von der Presse der Grundsatz leben und leben lassen nicht immer in wünschenswertem Masse anerkannt. Von den inzwischen wieder eingegangenen Blättern sind es vornehmlich zwei, auf welche zurückzukommen gestattet sein mag. Es sind das Walker’sche «Velo- ciped», «ein Fachblatt für die Gesamtinteressen des deutschen Velocipedensportes» und Ferdinand Rittinger’s «Velocipedist». Die erste Nummer des Walker’schen «Velociped» erschien am i. August 1881 zu Berlin und hielt sich mehrere Jahre als Monatsblatt. Am x. Januar 1884 erschien es monatlich zweimal, 1885 benannte es sich «Der Radfahrer» und wurde gleichzeitig das amtliche Organ des inzwischen gegründeten Deutschen Rad fahrerbundes bis zum x. Januar 1888, an welchem Datum der D. R.-B. sein eigenes Organ sich schuf. Die erste Nummer des «Velocipedist» erschien im Januar 1883, von 1885 an leitete ihn Ferdinand Rittinger, der jetzige Hauptschriftleiter des Münchener «Radfahr-Humor und Radfahrchronik». Der «Veloci pedist» war amtliches Organ des Deutschen und Deutsch-Oesterreichischen Velocipedistenbundes bis zur Vereinigung der beiden damals bestehenden Bünde zu Leipzig am 17. August 1884, doch wurde er neben dem oben angeführten Walker’schen Organ als Bundes zeitung beibehalten. Die letzte Nummer des «Veloci pedist» erschien 25. Dezember 1891. Beide Blätter sind eine wertvolle Quelle der Sportsgeschichte, besonders bezüglich des Werdens der grossen deutschen Verbände und schneidig ge führte Parteiblätter. Die hauptsächlichen Erscheinungen der deutschen Fachpresse der Gegenwart mögen wohl am besten nach den Jahren ihrer Gründung der Reihe nach aufgeführt werden. Der «Deutsche Radfahrer» eröffnet hier die Reihe. Seine erste Nummer kam am xo. August 1885 als Schöpfung und unter Leitung von Karl Lutz-Nürnberg heraus. Mit der zweiten Nummer vom 7. Februar 1886 tritt zum erstenmale der Name «Allgemeine Radfahrer-Union» auf, die sich am 30. Ja nuar 1886 zu Nürnberg gründete und von da an ist der «D. R.» die amtliche Zeitung der A. R.-U. Mit Juni 1889 ging er in das Eigentum von Franz Mon- drion - Dachaü-München und drei Jahre später an Gutmann & Reusch in Nürnberg über, immer steigende Besserungen an Inhalt und Ausstattung machen sich bemerkbar. Mit Nr. 19 vom 5. Oktober 1893 wurde der Deutsche Radfahrer Eigentum von Glaser & Sulz in Stuttgart; für die Schriftleitung zeichnet Dr. C. Bie sendahl. Bis zum Jahre 1893 erschien der «D. R.» jährlich in 24 Heften, 1894 und 95 in 30 und seit 1896 in 36 bezw. 38 Nummern; der letzte Band zählt 600 Seiten grössten Quartformats, mit vielen Illustrationen und in gediegener Ausstattung. Der «D. R.» pflegt zwar alle Zweige des Radfahrsportes, aber kein anderes Fachblatt in Deutschland kommt ihm an Fülle des radtouristischen Stoffes gleich. Das «Stahlrad» wurde gegründet und geleitet von Theophil Weber, Frankfurt; im Herbst 1886 erschien die erste Nummer; es wird durch Ueber- siedelung Th. Webers von Leipzig bis 1892 zuletzt als amtliche Zeitung des «Sächsischen Radfahrer bundes» weitergeführt; anfänglich erschien es monat lich zweimal. Hernach wurde es Wochenblatt. Nach mancherlei Schwierigkeiten, welche das «Stahlrad» seiner Parteistellung wegen durchzukämpfen hatte, ging es ins Eigentum von Grumbach in Leipzig über; von nun an wurde es als unabhängiges Organ weiter gehalten und die Schriftleitung Willy Werner hat das Blatt «'so unparteiisch als möglich» geführt. Willy Werner erwarb hierauf das «Stahlrad» als Eigentum,