Bald wurde das Dreirad sogar mit zwei hinter einander angebrachten Sitzen als Tandem gebaut. Weitere Versuche blieben auch nicht aus: so baute z. B. die englische Rudge Cycle Compagnie in Coventry zuerst Dreiräder, die ein grosses Triebrad Swiltrahmenrover mit Vollreifen, circa 1888, System .Adler., auf einer Seite und zwei kleinere Lauf- beziehungs weise Steuerräder auf der anderen Seite hatten. Es waren dies die ersten nur zweispurigen Dreiräder. Ein weiterer Typus des Dreirades hatte zwei Trieb räder vorne, welche beide miteinander starr verbun den beim Steuern gedreht wurden, während der Fahrer auf einem zum rückwärtigen, kleineren Laufrade füh renden Rücken seinen Sitz hatte. Die Steuerung aller dieser Dreiräder erfolgte entweder mittelst dreh barer Handgriffe auf der Seite des Fahrenden, was bei den englischen Modellen fast ausnahmslos der Fall war, oder aber durch die direkt auf dem dreh baren Vorderrade wirkende Lenkstange. Zu Anfang ■der 80 er Jahre wurde dann das Vorderrad wieder .ziemlich vergrössert und nach Erfindung der Pneu- matikreifen entstand das Dreirad mit den 3 gleich grossen Rädern von 28—30“. Durch Anwendung des indirekten Antriebes mit telst der Transmissionskette, die man fast ohne Ausnahme beim Dreirade gebrauchte, wurde aber die Herren- oder Damendreirad, circa 1888, von Adam Opel. Anregung gegeben, auch Zweiräder nach ähnlichem Prinzipe zu bauen. In erster Linie ward das Hoch rad einer solchen Modifikation unterzogen. Man stellte nämlich ein Rad her mit stark ver kleinertem Vorderrad, dessen Achse man rechts und links durch Ketten mit dem weit tiefer liegenden Kurbelmechanismus verband. Zugleich vergrösserte man das Hinterrad beträchtlich, wodurch der Sattel und Sitz, wenn auch noch immer stark nach vom geschoben, doch nicht mehr, wie bei dem grossen ADLER Swiltrahmenrover, circa 1888, System «Adler». Bicycle, fast direkt über der Triebradachse sich befand, eine Anordnung, welche, ganz abgesehen von der ge ringeren Gefährlichkeit der Stürze überhaupt, bei dem neuen, niedrigeren Rad, die gefährlichsten derselben, die berüchtigten Kopfstürze bedeutend verminderte. Die so entstandene Maschine war das sogen. «Sicherheits-Bicy'cle», das sogen. Cangaroo- Modell, welches grossen Anklang bei den Sports leuten fand. Die Hauptsache und die grösste Errungenschaft war also das Aufkommen des Transmissionsmechanismus, welcher, mochte er auch noch unvollkommen genug sein, doch bereits den Vorteil hatte, dass sich das Rad bei jeder Kurbelumdrehung ein und ein halbes Mal drehte. Während also beispielsweise eine unüber- setzte Maschine gleicher Grösse bei 20 Kurbeldrehungen ihr Rad auch nur 20 mal gedreht hätte, gewann das «Cangaroo» bereits durch seine Transmission so be deutend, dass es bei 20 Kurbeldrehungen 30 Rad umdrehungen machte. Der Grund, welcher einst zu dem Hochrad ge- Dreirad, circa 1888, System «Adler». führt hatte, durch Vergrösserung des Radumfanges grössere Strecken und zugleich grössere Schnelligkeit zu erzielen, war somit weggefallen, indem dies infolge der Kettenübertragung auch bei niedrigeren Rädern möglich war. 2*