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— 59 — Von dort aus ging ihre Tour an; sie wollten wie Marco Polo Peking auf dem Landwege erreichen und gelangten durch Kleinasien, Persien, Turkestan nach der chinesischen Grenze. In der Durchquerung dieses Landes, von Kuldja bis Peking, liegt die Heldenthat der beiden Reisenden. Das machen ihnen nicht so bald andere nach. In der asiatischen Türkei hatten sie 1035, in Persien 1351, in Centralasien 1131 und in China 31x6 Meilen zurück gelegt, darunter 400 durch die Wüste Gobi. — Nachdem sie Japan und die Vereinigten Staaten durchfahren hatten, kamen sie daheim an; am3. April 1891 waren sie ausgezo gen und am 3. No vember 1892 war ihre Reise beendigt. Sie ist in einem Werke niedergelegt, das den Titel führt: «Across Asia on a Bicycle» erschien reich illustriert bei der Century Com pany, 33 East i7 th Street, New-York und liest sich im prickelnden Stile eines Romanes. In umgekehrter Richtung wie seine Vorgänger wollte der Amerikaner Frank Lenz die Erde um fahren. Er versuchte es von Westen nach Osten, machte zu erst die ganze Breite der Union, Japan, China, Indien. Bis dahin ging alles so weit gut; aber dann kam er auf den Schauplatz der ar menischen Unruhen und nach langem Forschen und nach Entsendung einer Auffindungs person — eben der vorerwähnte Sachtleben war zu dem schwierigen Werk ausersehen worden — brachte man endlich als sicher heraus, dass Frank Lenz am 10. Mai 1894 bei Dahar ermordet worden war. Gegenwärtig sind mehrere Welttouren im Gange: Unter anderm ist Heinrich Horstmann auf seiner Weltreise in Indien angelangt. Er macht seine Reise mit Hilfe des «Radfahrhumor»-München. Er startete im Mai 1895 von Barmen und fuhr über Amsterdam, London, Philadelphia, Memphis, Austin nach Paisano, wo er bereits 11,358 Kilometer zurück gelegt hatte. El Paso, ein Ausflug nach der mexi kanischen Stadt Chihuahua folgten; durch Arizona kam er nach Los Angeles, San Francisco; dann Honolulu, Yokohama und ist jetzt, Ende Februar 1897, auf dem Wege nach Indien. Mit den angeführten Grossthatleistungen des Rad tourismus ist aber lange nicht er schöpft , was anzu führen wäre; nach Dutzenden könnten Fahrten von hervor ragender radtouris tischer Bedeutung angezogen werden; dass einige davon Reklamefahrten waren, nimmt der Sache den Wert nicht. In diese Klasse gehören die grossen Reisen Jeffersons nach Konstantinopel Moskau, Irkutsk; die Landestouren, wie z.B. Tom Wind er’s «Around the Coun- try’s Ed ge» rund um die V ereinigten Staa ten, in einer Aus dehnung von 18,000 Meilen Grenzlinie; Frankreich ist schon ein paarmal umfah ren worden; M e n d umfuhr Deutschland auf einer Strecke von rund 6000 Kilomet. und ausserdem ist es von Grüttner und vonSteinfeldt von Mülhausen im Eisass bis Königs berg, rund 1550 km, durchquert worden. Zahllos würden die an sich gewiss nennenswerten Län derfahrten unserer Tage sein: Die Touren eines Perrodil-Paris, Bolthausen-Solingen , Kallenberg-Bay reuth u. s. w., ein ganzer Kranz von Namen. — Ganz besondere Erwähnung verdient als Tourenfahrer erster Güte Heinrich Kurz in Mautern, welcher nach einer mir von ihm selbst gemachten und völlig glaub würdigen Zusammenstellung in den Jahren 1885—96 auf den Strassen sämtlicher Länder Europas — mit Ausnahme von Spanien, was sein Reiseziel für 1900 August Geisser — Eegensburg. Fertig zur Abfahrt!