VORWORT Die Cranach-Gedenkausstellungen des Jahres 1953, der Gemälde in Weimar und der Graphik in Wittenberg, haben uns die Kirnst des Meisters aufs neue nahegebracht. An beiden Orten mußte man sich auf die innerhalb der Grenzen der Deutschen Demokratischen Republik vorhandenen Bestände beschränken, die aber hinsichtlich der Graphik so bedeutend sind, daß in Wittenberg das meiste in Originaldrucken gezeigt werden konnte. Das ließ den Wunsch entstehen, diese Schau festzuhalten, d. h. in einem Bande das Wesentlichste von Cranachs graphischer Kunst zusammenzufassen und gerade diese besonders volkstümliche Seite seines Schaffens auch weiterhin vielen zugänglich zu machen. Zwar gibt es, abgesehen von den in Monographien über Cranach enthaltenen Abbildungen seiner Graphik, bereits zwei solcher Zusammenfassungen: die schöne Veröffentlichung von Friedrich Lippmann „Lucas Cranach, Sammlung von Nachbildungen seiner vorzüglichsten Holzschnitte und seiner Stiche“ (1895) und die Folge von m Cranach-Holzschnitten bei Max Geisberg „Der deutsche Einblattholz schnitt in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts“ (1925 —1929). Doch sind beide Werke selten und nur in großen Bibliotheken anzutreffen, machen also die hier gestellte Aufgabe nicht überflüssig. Bei ihrer Durchführung wurde besonderer Wert darauf gelegt, neben den Gesamtaufnahmen der Holzschnitte und Kupferstiche vergrößerte Ausschnitte zu bringen, um so das Auge auf wichtige Einzelheiten zu lenken, die sonst vielleicht nicht genügend beachtet würden. So wird mancher überrascht sein, Cranach hier von einer Seite kennenzulernen, die ihm bisher entgangen war. Ein bloßes Bilderbuch sollte es aber auch nicht sein, weswegen aufs neue der Versuch gemacht wurde, durch einen ausführlichen Text die graphische Leistung Cranachs dem Verständnis zu erschließen, zu zeigen, was sie mit der Gesamtleistung der Epoche ver bindet und wo sie ihre eigenen Wege geht, wie sie Anregungen aufnimmt und verarbeitet und wie sie das, was den Künstler in dieser vielschichtigen Zeit bewegte, ins Bildhafte um gesetzt hat. Der Text wendet sich in erster Linie an den unvorbereiteten Leser, weswegen vieles gesagt werden mußte, was dem Fachmann geläufig ist. Aber auch dieser wird, so hoffe ich, auf seine Kosten kommen, da die eingehende Beschäftigung mit einem bestimmten Stoff gebiet naturgemäß immer eine Reihe neuer Beobachtungen mit sich bringt. Auf biographische Daten wurde verzichtet, auch auf Darlegung der kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Be dingungen, unter denen sich dieses Schaffen vollzog. Das alles ist ja schon in dem von einigen Mitgliedern des Deutschen-Lucas-Cranach-Komitees gearbeiteten Band ausgeführt worden, der als Veröffentlichung der Deutschen Akademie der Künste unter dem Titel „Lucas Cranach der