2 Dr. Carl Th. Richter. „Auf der Parifer Ausftellung des Jahres 1867, welche fich noch als die reichhaltigfle m diefer Beziehung zeigte, war der ethnographifche Standpunkt vorherrfchend, daher der gröfste Theil diefer Gegenftände mit Coftümfiguren verbunden. Auch befanden fie fich alle unter den verfchiedenen Ländern und Nationen zerftreut, mitten unter den modernen Arbeiten und entbehrten fomit der Ueberficht, wie fie auch von Vollftändigkeit weit entfernt waren. „Auf der internationalen Ausftellung 1871 in London hat man fie nicht ver gelten, doch fanden der Natur diefer Ausftellung entfprechend, nur Poterien und Wollgewebe Berückfichtigung, jedoch war nach beiden Seiten hin, ganz befonders aber in Beziehung auf Gewebe, die Vertretung eine fehr lückenhafte. „Aus diefen Gründen dürfte eine Au s ft e 11 u n g von Erzeugniffen der nationalen Hausinduftrie, wenn fie mit vollbewufster Abficht, fach kundig, unter den richtigen Gefichtspunkten und mit moglichfter Vollftändigkeit zu Stande gebracht wird, auf einer Weltausftellung völlig neu fein und durch fich felbft ein grofses Intereffe erwecken. „Diefe Gefichtspunkte follen zunächft beftimmtund darnach die bezüglichen Gruppen und die Stätten der nationalen Hausinduftrie in allgemeinen Zügen bezeichnet werden. „Die Gattung der hier einzureihenden Ausftellungsobjetfte wurde als Er- zeugniffe der nationalen Hausinduftrie bezeichnet; es ift diefer Ausdruck aber nicht vollftändig erfchöpfend oder das genau deckend, was in der Abficht diefer Ausftellung liegt. Es werden zwar die meiften Gegenftände diefes Genres vom Volke felbft für den eigenen Gebrauch im Haufe gearbeitet und für diefe ift der gewählte Ausdruck völlig zutreffend. Es werden aber andere Gegenftände, wenn nicht gerade fabriksmäfsig, doch gewerblich für denfelben Zweck gearbeitet, und diefe würden ebenfalls in den Bereich diefer Ausftellung fallen, fobald fie in Technik oder Form originell und denjenigen, welche fie erzeugen oder für deren Gebrauch fie gefchaffen werden, erblich und eigenthümlich find. Beifpielsweife fei der originelle Schmuck der üolländifclien Provinzbewohnerinen erwähnt, der, technifch und künftlerifch von den Modeformen gänzlich verfchieden, in den Goldfchmiedeläden zu Utrecht und anderen Orten käuflich zu haben ift, während der entsprechende fchwedifche Schmuck in den Dörfern und Häufern feiner Ver fertiger aufgefucht werden mufs. „Wurde fo der Begriff der nationalen Hausinduftrie erweitert, fo mufs er anderfeits für den Zweck diefer Ausftellung wieder befchränkt werden. Es kann nicht die Aufgabe fein, Jegliches, auch das Rohefte — und es gibt natürlich in der Volksprodutftion deffen fo Manches — in die Ausftellung einzubeziehen, fon- dern es mufs dasjenige ausgewählt werden, was ein weiteres Intereffe bietet. Diefes Intereffe kann offenbar nur das künftlerifche fein, fei es das modern-künft- lerifche, d. h. fich vom Gefichtspunkte der Verwendbarkeit für die moderne Kunftinduftrie ergebende, oder das gefchichtlich-künftlerifche. Es wird auf diefe Weife Vieles auszufchliefsen fein, aber fehr Vieles wird übrig bleiben, und die Befchränkung wird den Reiz, die Anziehungskraft diefer Ausftellung nur erhöhen. „Diefer Gefichtspunkt des künftlerifchenlntereffes, welcher die Auswahl zu beherrfchen hat, fetzt nun freilich die Mitwirkung kunftgebildeter Kräfte voraus, die in den betreffenden Ländern das Nöthige zufammenzubringen und unter dem jenigen, was vorhanden oder zur Verfügung fteht, die Entfcheidung zu treffen hätten. „Nur folchen Männern wird es möglich fein, auch in dem anfcheinend Geringfügigen den Punkt des Intereffes herauszufinden, auch in dem Rohen, das Gute, das Schöne und Nutzbare zu erkennen. „Was dieArt der hier aufzune hm enden Gegenftände betrifft, dürften fie der Hauptfache nach beftehen in: 1. Poterien, 2. Geweben und Nadelarbeiten, \\ " . ..x's Jt \