Dresdner neueste Nachrichten : 26.06.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-190706266
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- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19070626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-26
- Monat1907-06
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- Dresdner neueste Nachrichten : 26.06.1907
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Dilsdner NEjleftE Nakhrfklsthtzä Nr. 171. IV. Jahrgang: Vgl» 100 000 i« THE· Mittwoch— 26- Jan« U» Unabhängige Tageszeitunxk Ist-nottut: Jus-is«- Dse einspaliiqe solanelseile tpstei ssr Dresden nnd derart· As As» sur auswärt- sd A» ssir dasllusland 0 Pl. Tabellen say ed If. Die Lsnalisge Reklamezeile slir Dresden und Unu qehung l Mk» siir auswsrts l« sit. Bei Wiederholungen undsabresutnsänen Rai-an nas tat-is. cbisireqebiibren U A. Inseraie von aus-säu- werden nur gegen Bovaushepadluns aussen-Unten. Fu: das Erscheinen an bestimmten Tagen und pläyen wird nich« sarantierr. Televbonische Ausgabe von Inseraten unzulässig. Unsre Dresdner nnd auswärtigen zitterten, sowie ssuisliche snnoneeiutxxpedstionen ins In« und Ausland nebusenssnserate su Orsginalnreisen u. Mannen an. SMIØH Fuss-wärt umfaßt U Seiten. sum« sieie Graf Pofadvssfs Von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, ertönt iu der deutschen Presse nur eine Stimme des Be dauerns iiber den Sturz des Grafen Posadowskxr Selbst Blätter, die ihn, solange er im Amte war, offen oder versteckt bekämpft haben, erkennen jetzt wenig stens seinen erstaunlichen Fleiß, seine außerordent liche Gründlichkeih seine hervorragende Tüchtigkeit und seinen redlichen Willen an. Indem er aus der Stellung scheidet, die er genau 10 Jahre innegehabt hat, nimmt er auch die Hochachtung der politischen Gegner« in das Privatleben mit. Sein: politische Rolle ist wohl endgültig ausgespielt, und so muß man die sem Wissen, arbeitsfreudigen und gewaltig leistungs fähigen anne leider schon jetzt den politischen Nekro log schreiben. Man kann es wirklich nur aufrichtig bedauern, das; er solch ein politisches Ende nehmen muß. Er hätte ein andres nach seiner verdienstvolleu Vcrgangeuheit und seiner ganzen sympathischen Ver-» sönlichkeit verdient. Als Gras v. PosadowskipWehw uer im Jahre 1893, damals erst 48 Jahre alt, zur Liitung des Reichsschatzaiiits berufen wurde, war er politisch fast noch gar nicht hervorgctreten und ins besondere auf dem Gebiete der Reichssinanzen ein vollständiger Neuling. Er brachte aber einen eiser nen Fleiß und einen offenen Blick mit. Ueber raschetrd schnell arbeitete er sich in die neuen Auf gaben ein und beherrschte das trockene, schwierige Rahlenmatetial bald vollstäiidig Seinem Vorgänger war dies nie gelungen, infolgedessen hatte der preu ßische Finanzminister v. Miauel einen überragenden und beftimmenden Einfluß auch auf das Reichswäh amt ausgeübt, was denn auch iiiiszerlich in dem bäufigen Auftreten des Minifters v. Miauel vor dem Reichstage zum Ausdruck gelangt war. Graf Posa dvwsky machte diesem Zustande mit einem Schlage ein Ende. Mit aller Festigkeit nahm er die Zügel seines Amtes selbst in die Hand, so das; seitdem der preußische Finanzminister ein immer seltenerer Gast ins. Reicbstage wurde. Graf Posadowskn hatte auch schnell eine bedeutende varlamentarische Gewaudtheit entwickelt und sich auch schwierigen Lageu gewachsen gezeigt. Man hatte sofort den Eindruck, das; er ein Isiann von hervorragenden Geiftesgabem von Cha ralterfestigkeit und non Ueberzeugitngsmiit war. So erinnern wir uns, daß er zu allgemeinem Staunen bereits am Anfang des Jahres 1894 in Gegenwart seines damaligen Chefs, des Rcichskanzlers Grafen Cavrivi. vor versammeltem Reichstage erklärte, daß die eben abgeschlossenen Handelsverträge die der Kaiser öffentlich a s eine ~rettende Tat« gevriese . . hatte! - der deutschen Landwirtschaft keinesweg dem Schutz gervährteth den sie seiner Meinung nach beanspruchen dürfe. Andre Leute freilich waren und sind noch heute andrer Meinung, und wie wir glauben, mit Recht. Dieser tsapfere Freimut blieb dem ~Grafen im Barte« bisjuletzt eigen und hat ja auch seinen Sturz herbeigeführt. Die Gelegenheit, seine seltenen Fähigkeiten nat-h allen Seiten zu entfalten, gab ihm erst das umfang reiche und vielseitige Reich-samt des Innern, zu dessen Leitung er im Juni 1897 berufen wurde, als der kürz lich verstorbene Staatssekretär v. Bötticher über die letzte große Rede Eugen Richters gestolpert nnd zu Fall gekommen war. In dieser ungleich wichtigeren Stellung waren dem Grafen Posadowskn sehr schmie rige und große technische Vorarbeiten erfordernde Aufgaben zugefallen, nnd es erregte die Bewunde rung aller Eingeweihten, mit welchem unermüd tichen Fleiß, eindrin enden Verständnis und schnellen ! Erfolg er an ihre Bewältigung ging. Man hat in manchen Blättern bald nach Deruburgs Berufung in die Kolonialverwaltung viel Wesens davon gemacht, : daß dieser neue Herr bereits um 9 Uhr früh vor dem . Auswärtigen Amte vorzufahren nnd in feinen! Ressort nach dem Rechten zu sehen vflege Nur wenige haben davon erfahren, daß Graf Posadowskv nach der Ueber nähme des Reiehsamts des Innern seine Sprech stunden fiir diejenigen, die nicht amtlich mit ihm zu verhandeln hatten, im Sotnmer auf 6 bis s Uhr, im Winter auf 7 bis 9 Uhr ani M o r g e n verlegt hatte» Bis zuletzt hatte er eine Normalarbeitszeit von 12« bis 14 Stunden täglich, sehr zur Verzweiflung seiner Angehörigen, die von solcher Tätigkeit Gefahren fiir seine Gesundheit besürchtcten Aber er hatte nun einmal den Trieb, alles, was er tat, crust nnd gründlich zu tun. Das bewies er auch in der Art, wie er die jetzigen Handelsverträge vorbereitetc, was auch diejenigen anerkennen müssen, die mit der Rich tung, die er dabei verfolgte, nicht einverstanden find. Von gewaltigen Erfolgen gekrönt war feine Arbeit als Staatssekretär des Innern und nur ein einziges Mal hatte er einen schweren, bei ihm un begreiflichen Mißgriff begangen, den er mit der bit tersten Stunde büßen mußte, die er je im Reichstag erlebt hat. Das war in jener Dezetnbersitzttng des Jahres two, als die von ihm veranlaßte Wohls-Mk.- Sammlung is! Zentralverbande der deutschen Jn duftriellen zu Sprache gebracht wurde und der neu ernannte Reichskanzler Graf Biilotv seinen vornehm sten Niitarbeitey allerdings um ihn zu spalten, da er ihn damals noch absolut nicht entbehren konnte, vor dem Reichstage wie einen Schulbuben ablanzelte Wir sehen noch das bochgerötete Gesicht, die zuckendeit immer« die heftig arbeitcnde Brust des Grafen Posa dowsky vor uns, der dieses Strafgericht über sich er gehen ließ, weil er längst einsah, daß er sich mit jener in bester Absicht veranlaßten Sammlung schwer ver griffen hatte. Wir erwähnen diese Evisode nur, weil sie einen Schlüssel fiir die innerliche Entfretndung gibt, die eigentlich von Anfang an zwischen dem jetzigen Reichskanzler und seinem bisherigen ersten Mitarbeiter obgewaltet hatte. Es kamen dazu tief gehende csharakternnterschiede die schließlich das Ver liiiltnis unhaltbar gemacht hätten. auch wenn es guten Freunden nich; gelungen wäre, dem Fürsten Vitloro die sire Idee einzupslanzem das; Graf Zosadowsktz der niemals ein Intrigany aber eine fiir unser gegen wärtiges öffentliches Leben zu ehrliche baut gewesen ist, darauf fpekulierh feinen Einzug als Herr und Meister in das benachbarte Kanzlerpaiais zu halten. Vielleicht trug zur Verstärkung dieses Verdachts ei, das; man immer und immer wieder den tszrafen sPosadotvskh als den kenntnisreichftem gedanken xreichsten und erfolgreichsten aller heittigen Minister Uhiffentlich pries. So etwas macht auf die Dauer nervös fund triigt nicht gerade dazu bei, die Sympathien des »Chefs« fiir den also gefeierten »Untergebenen« zu er höhen. Denn daß Fürst Biilow sein Verhältnis zum Grafen Posadowskh so auffaßte, ließ er erst vor wenigen Monaten durch einen seiner Osfiziöfen in der ~Frants. Zug-« vcrkiindety wo ausgeführt wurde —— nicht wörtlich, aber dem Sinne nach —, das; die Staats selretäre die Untergebenen des Kanzlers seien nnd auf dessen Befehl einzuschwenken hätten wie die Unter o ziere Nun, Graf Posadowstty besaß Ritclgrat und Ueber zeugungstreue genug, um nicht einzusehwenkem und so wurde er - geschwenkt. Was er in den 10 Jahren als Staatssekretär des Innern, als Spreehminifter im Griißte Auflagc in Sachsen. Reduktion und Hanptgefchäftsstelle Jerdiusudftrahe it. Fernfprecberx Reduktion Nr. Jst«- Expedition Nr. DE, Eil· Verlag As. Reichstage und als Staatsmann geleistet hat, verdient iii einer besonderen Würdigung näher dargelegt zu werden. »Der Mannkeiint und weiss allesi« Dieses Urteil koiiiite inan mehr als einmal aus dem Munde von Abgeordneten hören, auch von sozialdemokrati schen, denen so leicht sonst nicht ein Regierungsmann zu imponieren vermag. Für heute seien zunächst zwei Stimmen aus einem Lager angeführt. in dem die ent schiedensten Gegner des Sozialvolitikers Posadowsko zu finden sind. Die »Deutsche Tagesztg." sagt von ihm: »Das Fehlen dieses Mannes wird sich noch in vielen Beziehungen bemerkbar machen. Er besaß auch in den Einzelheiten eine so tiesgrüiidige Sachkenntnis, er bcherrichte alle die Probleme, die seiner Entschei dung unterstandem so gründlich, das; ein Nachfolger lange Zeit braurhen wir , um seine Leistungen in Ver gessenheit zu bringen« Die ~.streiizztg.« schreibt: »Die staunenswerteArbeitskraft und Arbeitslast des Grasen u. Posadowsky nnd die dadurch gewonnene sachlirhe Beherrschung aller Gebiete seines iveitverzweigten Refsorts werden ohne Unterschied der Parteien ansi erkannt. Sie finden ihren prägnanten Ausdruck ins der Tatsache, das; gleichzeitig mit deni Rücktritt des Grafen v. Prisadiiivskv die Absicht einer Teilung des diieiclisanits des Innern angekündigt wird. Die Last, die Gras v. Poiadowsky getragen, ist sit: einen Nach folger zn schwer« Auch das »B. T." bricht eine Lanze für den Grafen Posadowskih indem es unter anderm schreibt: »Gegen die Person des Grasen Posadowsky werden seit einigen Monaten von gewisser Seite offenbar spstematifch Verdächtigungen in bezug aus seine poli tische Haltung und seine Stellung zu dem Reichskanz ler Fürsten Bülow verbreitet. Wir glauben aus uns stets als zuverläsfig bekannter Quelle diesen haltlosen Ausstreuungen widersprechen zu Minnen. Es ist nicht die Spur eines Nachsweises dafür vor haiiden, das; Graf Posadowsky jemals öffentlich oder geheim gegen die Blockpolitik des Reichskanzlers Stimmung gemacht hat. Niemals hat Gras Posa dowskn irgend eine Zahl über die künftige Stärke ider Parteien bei den Neuwahlen genannt, besonders auch nicht über die küngtige Stärke der sozialdemokra tischen Partei, oielme r hat er, soweit er von maß gebeiider Seite und auch von privater Seite, darüber jbeffagt wurde, stets erklärt, das; das Wablrefultat svon der Stärke der Wahlbeteiliguiig der Partei der bisherigen Nichtwiihler abhängig sein werde. Diese Auffassung war durchaus zutrefsend, da sowohl die Sozialdemokratie wie das Zentruin bei der letzten Wahl an Stimmen absolut zugenommen hat. Wenn schließlich der geradezu unerhörte Versuch unter nommen wird, den Grafen Posadowskv ntit der Politik der Eulenburgschen Tafelrunde in Verbin dung zu bringen, so wissen wir genaii und aus authentischer Qnelle, das; zwischen dem Grafen Posa doivsky einerseits iind dem Fürsten Eulenburg und seinem Interessenkreise anderseits niemals auch nur die allergeringste Verbindung bestanden hat» Ja, ivir können sogar behaupten, daß die beiden fetten Graf Pofadoivskv und Fürst Eulenburzenemals irgendwelchen mündlichen oder schriftlichen einungs austauscks gehabt haben! Graf Posadowsky wird Mitte Juli seinen Wohn sitz von Berlin nacb Ranmburg a. d. Saale verlegen Während der nächstenlabre gedenkt er sich auf Reisen zu begeben, um die wirtschaftliche Politik und vor allem sozialpolitischen Einrichtungen fremder Staaten z« studieren. Sein Wegwird ihn nach Frankreich, Italien, England und vielleicht auch nach Amerika führen. Eine Staatsstellung gedenkt Graf Posadowsky nicht wieder anzunehmen. In Dresden aus sotomu snoustuch ss N» m Osaka« t,Bs Mk. frei days. dnrch unsre Provinz-sinnen moustlttb Ob III» pro dankte! Uls Mk. frei hatte. M« de: Beilage Dkkstset Jst-send· Attila« pro Mann: 15 Pf. mehr. on« n u: Deuttchtand und den deutichcu Kot-sitt: P· usw«-winkt. svskmsumzooøt w.Dk·dl.«,s«S2«,l-4sh Jucken-ums. « ,1.45E.. · us · « · B , 1.58 « , , 672 · Fast-deckst« . A . wozu« . Miso. . « , B , 1.00 · , UE , Zug) de- wumdi m: Kauz-««- pkp sod- 1 w. Reform des englischen Oberhanw sticht nur bei uns in Sachsen, sondern auch in England ist die Pairskammer resonubediirstig Der Unterschied ist nur der, daß die Macht des englisgesi Oderhauses noch weiter geht, als die unsrer siichsis en Ersten Kammer, und das; infolgedessen die Opposition dort noch schärfer ist als bei uns. Das jetzige liberale Kabinett ist naturgemäß bestrebt, den libnslusz der Pairs möglichst zu verringern oder an( listen ganz auszuschalteiy und hat daher eine umsangreiche parla mentarische Aktion gegen das Oberhaus eingeleitet, iiber deren neuestes Stadium uns unser Lonsdoner Redaktionsdureaii meldet: —kn- London, B. Laut. (Priv.-Tel der Dresdner Neuesten Na richten) Im Unterbanse wurde gestern die Aktion gegen das Oberhaus ver handelt. Diese Aktion läuft im wesentlichen daraus hinaus, das; die jetzige liberale Regierung versuchen ivill, das Oberbaus unnötig zu machen. Das Ober: haus nimmt in England dieselbe Stellung ein, wie in Deutschland die Krone, das heißt, jedes Geseh das im englischen Parlament gemacht wird, kann nicht vom Abtritt, sondern vom Hause. os Lords durch ein Veto unmöglich gemacht werd . Das House os Lords in England ist natürlich durchaus konser vativ, und jedes Gesetz eines konservativen Mini steriums ist bisher genehmigt worden, dagegen sind Gesetzentwiirse die das jetzige liberale Kabinett ein gebracht hat. man möchte sagen, unbesehen vom Ober hause abgelehnt worden, so das; keiner der vorge schlagenen Entwürse bisher Gesetzeskrast erlangt hat. Die jetzige Regierung hat nunmehr durz den Prenriermiicister Campbell Bannerman eine esp lution eingebracht. in der folgende Forderungen aus gestellt werden: l. Bringt das Unterhaus ein Gesetz ein und das Oberhaus versagt die Zustimmung-Je soll eine Konserenz zwischen einer gleichen An l von Mitgliedern beider Häuser stattfinden ialso ein s ~Vereinigutigsversahreinc Reh) L. Wenn diese ! Konserenz crgebnislos ist, soll die Gesetzesvorlage nochmals im Unterhause eingebracht werden. Wird die Vorlage dann beim zweitenmal wiederum im » Unter-hause angenommen, soll sie nochmals dem , House os Lords vorgelegt werden, und wenn dieses i auch dann die Vorlage wieder ablehnt, so soll sie i trotzdem Gesetzeskraft erlangen. Dieser Vorschlag würde daraus hinauslaufen, daß dem Hause osLords jetzt die Rechte genommen werden, die in andern Ländern der Krone gehören, mit andern Worten. das Parlament in England soll siir souverän erklärt werden. Das; dieses Gesetz oder diese Bill aber jemals nur die allergeringste Aussicht aus Erfolg hat, ist selbstverständlich eine Phantasie. Das House os Lords in England abzuschafsem ist nur durch eine Revolntion möglich und zu einer Revolntion oder überhaupt zu einer Begeisternng der Massen ist in der ganzen Geschichte des englisthen Parlaments kein Kabinett so unfähig gewesen wie da« jetzige. In der gestrigen Verhandlung gaben die Mit»- stcriellen zu den Regierungsvorschlisgen bezüglich der Oberhausrxsorm ihrer Zustimmung Ausdruck, doch meinten einige Liberale, die Vorschläge gingen noch nicht weit genug. Vsm Lause der Debatte erklärte Bal sour skonscrvativiJdie Regierung wolle mit dem Ober hause einen Streit ansangen u habe Geseyentwiirse eingebracht in der vorbedachten IMM- sie vom Ober· hause verwersen zu sehen. Die Resolution solle die xclsåiiipidendc Beliebtheit des Ministertsms wiederher te en. London« Brief. Von unserm 0-Miiarbciter. Y London, AS. Juni. In der Heimat des modernen Pserdesports find die großen Rennen längst zu festen Zeitbestimmungen geworden. Wenn der Engliinder von der Hochsaisn reden will, so sagt er: zwischen Derbn und slscoh te szwei Wochen zwischen den beiden Rennen gelten als die große zestzeit im wohlgeordneten Kalender der englischen efellichoft. In Wirklichkeit sollte man heutzutage jedoch sagen, zwischen Derby und Heulen, denn die Loudoner Geiellfchuit ist seit dem Sind-ein gen der Pliitokratir. der siidasrikaniichen Millionäre« kontinentaler Hertunst nnd vor allem der Erbinnen aus Amerika, so angewachsen, daß die allernotwendigs sten geiellfchaftlichen Verpflichtungen und festlichen »Sieh-wisse« sikh nicht mehr in diese Zeitspanne ein zwiinzen lassen und die Hochsaison tatsächlich erst An fang uli mit der RegattensWocbe in Heulen, dem Mekka der Ruderwelh abschließt. Doch die Glanz wocbe der Londoner Saison bleibt immer noch Rooal Ase-it· Vielleicht weil es einen besonde ren englischen Beigeschmack besitzt. Große Rennen werden auch anderswo durch die Gegenwart der Lan dedberren beebrt, aber in keinem Lande oerlegt der Hof sogar« seine Residenz nur zu dem Zwei! um eine ganze estwocbe daraus zu machen. Das »ktinigliche« Aseoi iså eine tresfende Bezeichnung. An erster Stelle ist der ennplah selbst königlicher Besitz, ein Teil der Krondomäne von Wirst-tot, an dessen ausgedehn ten Waldpark es make-Ei. König Edward macht auch einen hübschen Gros en aus den Eintrittskari ten, trotzdem - das ist an zweiter Stelle königlich - der sulaß zu dem sauvtplatz nur aus eine Einladung des Hofes zu erlangen ist. Und wo sich jeder als Gast des Königs fühlen darf, da ist es ganz felbstredend, daß sich sede in ihrer ausgefuchiesten Toilettenvracbt zeigt. Da es ferner vier Renntage gibt, die til-er aus liebliche Umgebung des Morgens zu Aussliigen lockt, und die vornehmen Pullen ringsum, des Abends Biille und andre Vergnügungen ermtigliederh und eine vornehme Dame doch nie ein Kleid zweimal ira gen kann, so läßt sich begreifen, daß slseot ein kleines Vermdgen verschlingt und fiir die Schneider, wollte sagen, Toiletteukiinstler von London und Paris zur ja rlicben großen Kunstausstellung geworden ist. Eil-äu« Rana kann ibm keine Renmvokbe streitig I Nach den ~oberen ZehntausendC dic - unteren. Bildet Aseot vornehmlich ein Fest der »G)csellschasi«, so soll die Plebs auch einen Geschmack davon haben. Der König hat, da der Hof eben in Windsor residiert, auf den letzten Tag der Woche ein großes Gar tenfest angesetzt. Achttausetid Gäste find da zu geladen, an erster Stelle das gesamte Unterhaug wie es sich für die 670 Vertreter des Volkes bei solchem »Volksseste« gebührt. Dann mehrere tausend Beamte aus allen staatlichen nnd städkischen Behör den, Vertreter der Kunst, Wissenschaft und Presse, Handel und Industrie, nun, bei Achttaufend lassen sich die meisten Zweige der Arbeit und Tätigkeit London-Z ziemlich ausgiebig bedenken. Es war eine kleine Viilkerwanderumy für die eine der beiden Eiicnbakp nen nach Wiudfor zehn Sonderiiiigc zur Verftigitng stellte. Das Drängeln und Siosieii erinnerte aller dings oft sehr lebhaft an einen Müncdner Pilgerzug zum langersehnten Anstich ein-es neuen Braut-s. aber schön wand dort; bei dem betreten. kiilzlcn Wetter in den im herrlichsten Laubariin und Bluinenanlageii prangenden Garten ins Schloß selbst durfte nie mand —, wenn auch natürlich nnr ein kleiner Teil der Gäste seine königlichen Wirte zu Gesicht bekamy Die meisten mußten sich mit dem holden Gedanken ibegniigem daß der Hof mit seinen Gärten. dem IKönig von Siam, dern Großherzog von Heffen nebst IGemahlin und andern Ftirstiiebkeiten durch den Gar ten zog nnd ebenfalls den Tee eintrat-m, d. h. eben fallg nur dann, wenn die Gäste auch eine Er friichiina erobert hatten· Doch solch kleine Mängel sind mehr die Schuld der Plebeien Warum sind sie auch so maffendaft vertreten im Lande. Zwei Wach mittaae im Sommer können sie nnmdsslich bean spruchen! Vielleicht kommt auch noch diese Rücksicht für das »Bolk«, selbst wenn ein paar reiche Amerika nerinnen dadurch die Ehre eines königlichen Wochen endssesuchs einbtißen sollten. Nachdem das gewöhnliche Ereignis der Saisom die Staatsvisite eine-s fremden Herrfcheris diesmal vom dänifcgen Kdnijzsvaar bereits erledigt, und das außergervd Milde, d e internationale Pferde-Ansstel lunq, mit Hilfe des lauteften Tamtam der Preise er folgreiih verlaufen ist, bleibt iiir den Rest der Saifon wenia mehr als die Runde der üblichen Vergniiguin gen, Balle, Konzerte, Bafare u Hofe und überall. Auch die Oper undTheater weisen keine erftannliclseu Neubeiten auf, nicht einmal ·ein neue« musikalisches Wunderkind bat man entdeckt I Da aber hierzulande siir viele junge und ältere Weiblein das Hauptoergniigen an der Musik im Rappelig werden besteht, so hat ein altes Wunder her halten müssen, der Ptanist Paderelvski, der seit meh reren Jahren nicht in London gespielt. Volle zwölf Stunden haben die schlimmsten Verehrer vor dem Konzerthaus gewartet, um nur ja des Einlasses ge wiß zu sein, und das einmalige Konzert hat dem Künstler über Boot) Mk. eingebracht. Als er vor 17 Jahren sein erstes Konzert in London gab, »kleine« er kaum 100 Mk» heute zahlt man ihtn die Preise, der großen Oper, 20 Mk. für einen Sperrsitz. Doch« man bat es ja auch dazu. Es gibt viel Geld unter den Leuten, der Hauptgtund sür das lustige Leben und den Glanz der gegenwärtigen Saisoty llnd da die gute Gefchäftszeit noch anzuhalten verspricht, hosst man schon Wunderdinge vom nächsten Jahr, wo die große englischsfraitzttsische Ausstellung und die ~olompisehen« Sportspiele im neuen koloslalenstadium eine besondere Anziehungk kraft bilden werden. Klein-s Feuillctotk = Die 11. Versammlung deutfGer Diftoriker wird in Dresden vom Z. bis 7. September stattfinden. Vorträge baden übernommen die Herren: Privat· dozent Caro isürirbit Gruudberrfebaft nnd Staat. Prof. A. Baue! iLeipzigk Die Rezeption und die Umbildnng der Allgemeinen Sonoden im Mittelaltet Prof. O. Hintze ißerlinik Die Entwictlun der modernen Minifterialvcrioaltunkx Prof. Sfaeob iTübingenk Der Große Knrfürft im Lichte neuerer Forfchnn · Prof. Keutgen ilcnak Ktiniatuny Fürsten tum, Ritze. Prof· Kromaycr iCzernowitm Hannibal und Antiochus d. Er» eine ftrategifchspolitiiche Be« trakbtuna Prof· Lamprecbt iLeipziak Probleme der Univerfalgefchichte. Prof. Otto Richter iD res d e m: Dreödens Bedeutung in der Gefchichte iöffcnts licher Vortraai Prof. A· Schulte (Bonn): Die deutfche Kirche des Mittelalters und die Stände. Zur Teil nahme atn Diftorikertage find alle Fachaenoffen und Fachoertvandtem fowie alle Freunde gefchicbtlicher Forschung geladen. Von jenen Teilnebmerm die nicht Mitglieder des Verbandes find, wird ein Beitrag von 5 Mk. erhoben. Damen der Tcilnebmer des Historiker tagcö können allen Veranstaltungen desselben an wohncn Anmeldunaen zum Eintritt in den Verband( Gabresbeitrag 8 Mk) find an dessen Schahmeiftey Archivdirektor Prof. Dr. lofef Haufen in Köln a. Rh., zu richten. Zum öffentlicher: Vortrag hat jedermann Zutritt. Auskunft erteilen Oberregierungsrat Dr. H. Ertnifclk Dresden-N» Llngelikaftraße s, Urchjvdirektor Prof. Dr. Haufen in Köln, fowie Prof. Dr. Gekhard Secljgcn LeipzigsGohllD Klrchweg 2. = Kammcrfäuger Bnttian wurde aufgefordert, in den Bayrcuther Fcftfpielen im Jahre lws mitzu wirken, und zwar als ParfifaL Der Künstler hat die Aufforderung angenommen und soeben de« Vertrag abgeschlossen, dem zufolge et tm nächsten Jahre an mehreren Abenden bei den Festspiel-en de- Such! krötcren wird. = In der Anifikhrnng des nenen Drei-rings von It. Fnchs arn 28.»Jun1 d. J. werden die Sporan pgrtien von zwei Schulerinnen des hiestgen Gesange-- padagogetk Prof. Dr. Richard Miiller gesungen. Frau Boehm v. Enderh welche an die hiesige Hof-wer verpflichtet wurde, und dessenTocdter, Ist. Gadriele Müller, die als Kolotaturiängerin an Stelle der Frau Mitte-Greis) an das Hoiideater zu dsnnover tritt. Ein Schüler desselben GefangJledrerE Der: Bültemann vom Siadiiheaier in Platten i. B» wird an der hiesigen Hofoper im Herbst ein Gastipdel auf EngcgiciÆtKcÆrieieutL Ren iseiteli Ue die = n. ou w« Nachlatsausiielluns von di hervor-rasenden Des-n des Prof. C. O niio to in München. Ferner: Cmltbsiosk Massareticy E. v. senden-Berlin åzeiironen nnd Blumen, L. dennemanmGolizemDresden Arn nsdaudpiay is Dresden, Alex. Böser-Dresden Lironzeitgur Friihiinp c. Kred nonschtineiiiivm Liusdruch des Bein« April Ihm, tot-e del »Er-ers im Nichenregen und drei Nadiernngesy L. Ost-Fisch shoien 13 Heil-Ader, iseorq Lennnstbarandi Der-Indus, ev« Worum-Dresden Tcrratoiiaiignr Der Denker, Rad. Ostse- Dresden Bronzeiiqnr Der Einmal-alter, sllberi VII-lis- Dresden Bliidende Kirichbäume und Rats) dem Dissens, Eis« Hieinhvldwvedden Walde-Ninus, Frühlings-weiden und 7 Baron-engen, W. M. Gasse. re« en in siehe se iehnitzte Gruppe Mann und seid, Kraut! Ochmidtstdaranit gidey F. Wnlider CAN-Dresden Pause, Verstand-11, nal im Frühling, In: Frübionmet nnd Msdchen , Qeria Sehr-aber sjdresden ditsndiiches Gärtchen nnd sauer-cis VI! von! Drrsidåierosjsldstnrnn sitt« its; seis qrun u perdmag a Worten, . Dis; Indes: Kleine Der« in Ideen, Karl v. sinkievcoitdtviy stinke- Fgftitlrttugeppgntnh Airschdliite bei saedwih und siuse in - Denkst-ARE. Die iiir das Tontiinsileriek ause rakmten Opernauifiidrunqen missen, unt eine Nein» anftrcngung der in den groben Partien Heils-Miste- cause: zu vermeiden, umaeitellt werden, f« das ans C onnsdes
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