Dresdner neueste Nachrichten : 24.10.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-190710241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19071024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19071024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-24
- Monat1907-10
- Jahr1907
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- Dresdner neueste Nachrichten : 24.10.1907
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rPcheesdnerAiMeNakhrkkhten III« Nr. 291. IV. Jurist-Hang. sc« ke 100000 tägli- Donnersias 24. Oktober 1907z Unabhängige Tageszeitung staune-imst- lIGIIGIS »· gqfpalttge kolonelzetle kostet sttr Dresden und Retorte M» Ja: quswäkts Id II» für des-Ausland ev 111. Tabellen. »» «» Pf. Die Lipalttge pketlctnesetle litt Dresden und Unt- Wm 1 Mhspitir auswärts Lds It. B» Wiederholungen »,z«ykesumiaeeu Fjtcsctt used Takti- Ediiskeqebuhkeu U It. Wspkqte von audwarts weiden nur segen Borausdesadlung «»sp»koukmen. Für da« Erjchetnen an bestimmten tagen und splspw wird nitdt qarantterh Teleodoniiche Aufgabe von zspkkaten intzulnistqz tlnire Dtesdner und auswärtigen ;zjlia!en, sowie Idkntltche Annoncenickxpedtttonen tm Im und Hqsland uehmensiiserate zu Oktglnatyketfen u. Madatten an» Diese Nummer Umspm I 4 - Scufation oder Pflicht? W« leben in einer Zeit der Senfationekk M; jeder Tag bringt neue Aufregungem neue luffehciicrrcgendc «3wifchenfälle. Unser dffentliches Lebe« steht Im Zcichcn der Enthüllurtgcii und Ucberrascbnngctn Der Vorhang wird von Vor- Wgkn gezogen, die fiel) vor kurzen! noch in zkkskcr Vezkvsgszlpejt akznspiiejkik pflegten nnd djc aller Welt sichtbar sind. Was haben wir nicht ges auf diesem Gebiete-in den letzten zehn Jahren erlebt, von dem Tausch-Prozeß an mit der beriibrnteti Fkucht des damaligen Staatssekretärs des Zinswirt zjgkn Freiherrn v. Marschall in die Oeffentlichkeit bis us diese Tage, die uns den Beleidigungsvrozeß des Grafen siuno Moltke gegen Niariinilian Harden und innen kurzem die Klage des Fürsten Bülow gegen M» Brand bringen. Was hat sich dazwischen in unserm öffentlichen Leben nicht alles an Senfationen und Skandalen zugetrageni Kaum ist das beste Ge szichtnis imstande gewesen, auch nur einen Teil davon iir längere Zeit aufzunehmen und zu bewahren. Das ageineine Empsinden hat sich allniählich in dieser Hinsicht so abgestumpft, das; nur noch ganz besonders xqsse Fiille eine nachhaltigere Aufmerksamkeit zu er ecken vermögen. unzweifelhaft haben wir es mit einer höchst nn gesundenErscheinung zu tun, die zum Nachdenten Anlaß gibt. Derartige shäßliche Miasmen können sich, nur aus einem Boden entwickeln, der snnivfig und· unrein ist. Freilich, die an der Oberfläche der Dinge; haften, haben auch hierfür schnell einen Siindenbocks gefunden, den sie verantwortlich machen. Es ist nqkjjzslich wieder einmal die böse Preise, der die Schuld daran aufgebürdet wird· Sie soll es sein, die dnrch ihre Berichte die Skandalsncht großziehh das Publi um liistern nach immer neuen Sensatiotien macht »und zum Klatsch nnd Traifch förmlich erzieht. Man envcchselt auch hier wieder Ursache nnd Wirkung niiteinaiidetu Die Presse ist lediglich der Spiegel der seit. Als getreue Ehronistirc muß fie die wichtigeren reignific des Tages verzeichnen. Aber fie ruft fie icht hervor. Sie kann nur nicht, wenn fie ihre Auf abc erfüllt, achtlos an ihnen vorüber-zehen. Nicht adurch schasft man vorhandene Schaden aus der Welt, daß man sie totfchweigt Mit dem Vertnfcheii ist rioch -nie etwas gebessert worden. Gerade das vollc Licht der Oeffentlichkeit wirkt luftreinigend nnd liiuterridk Wie auf der einen Seite dadurch die gistige Verleum dung unschädlich gemacht wird, so werden auf der cindern Seite verhtingnisvolle Wkachenfchaften aufge decki und unheilvolle Jntrigantem die im verborgenen ihr Wesen getrieben haben, entlarvt und matt gesetzt. z as ist der Segen der Oeffentlichkeih der so grofz und wohltätig ist, daß man daneben auch die häßliche Kehr zscite der damit verbundenen Skandale in den Kauf ichmen innig. Welchen Verlauf und Ausgang der Prozeß Moltke xharden nehmen mag, ob er die gepfefferten Sensa- Jionen bringen wird, die von den einen gefürchtet, von öden andern erwartet werden, ob die nach Klatsch nnd kTratsch Heißhuttgrigen dabei auf ihre Rechnnrig korn- skiissetk -- R L« ·II 111. Alten Mk. VII. am! file« etc. Griißte Auflage in Sachsen. Reduktion und Hquptgefchiifföftelle Ferdinandftraße 4. Fetnfprecben Redgktion Nr. 8887.MP0 Expedition Nr. PG, 4571, Verlag MS. men werden oder nicht, das wird fich ja, falls die Ver handlung nicht zunächst vertagt werden follte, bald zeigen. Aber unabhängig davon bleibt fiir den, der den Dingen aus den Grund geht, die große Bedeutung dieses Prozesfes bestehen. Er ist nur ein verhältnis mäßig untergeordnetes Glied in der ziette der Vor gänge, die zu der Arisschaltuiizi unheilvoller Einsliisse ans« unsern! öffentlichen Leben geführt haben. Das eben ist der linterschied zwischen einst nnd jetzt, daß ehedem das schlimmste Gift im geheimen ungestört sich entwickeln und wirken konnte, während es gegenwärtig unter den Strahlen der vollen Oefseutlichkeit seiner schädlichen Wirkung beraubt wird. Noch unter Friedrich Wilhelm W. »wäre es nndenkbar gewesen, die damalige dZoskanla stillst, die itnbereclfeiibaretc Schaden angerichtet hat, idurch Prcßeicthiillicngen lahmznlegen Hätte selbst damals cin Blatt den Mut gehabt, sie zu veröffent licheu, so würden sie doch an der maßgebenden Stelle keine Beachtung gefunden haben nnd wirkungslos ver pufft fein. Heute ist auch die Macht der deutschen Preise so groß, daß sich ihr niemand zu entziehen ver mag. Das hat fich in dem fensationellen Fall, dessen Ausläufer der Prozeß Yioltkeskdarden ist, deutlich ge zeigt. Natürlich ift mit dieser Macht auch ncitunter ein Mißbrauch der Macht verbunden, wie er in dem andern Prozeß Bülow-Brand zutage treten wird. Aber das ändert nicht-s an der Tatsache, daß alles in allein ichließlich doch der große Segen der Oeffentlich keit iiberwiegh die iiberall da, wo sie sich frei entfalten und zur Geltung bringen kann, die liorrektur etwaiger Auswiichse in fich felbft trägt. Klein Geringerer alsf Fiirst Bismarcl hat dies anerkannt, indem er einmal in einer Reichstagsrede benlerkte, das; gegeniiber der! vorteilhaften Einwirkung der voll-u Oessentlichkeit aus itnsre politischer! und gesellschaftlichen Zuftiinde alle Bedenken gegen ihre niinder guten Seiten zurück. treten müßten. Tarnm stiinmeii wir nicht in die Fllageit nnd Auklageu derjenigen ein, die jedesmal, wenn sich fensatiriiielle Ereignisse unangenehmer oder abftoßeiidcr Art nor der breiten Oeffentlichleit ab spielen, darüber schelten, das; unser Ansehen nor dem Auslande herabgesetzt oder das; die Pictsie dadnrrlp förmlich zu Klatich nnd Skmidalfuitit erzogen werde. Solche Uebel muß man eben mit in den sianf nehmen neben dem unfchätzbaren Gewinn, daß dadurch die Luft gereinigt und ein miasiiieiireicher Sinnes? aris aetrockitet wird. is« « si- Der Prozeß Wollte-Sarden. eh. Berlin, W. October. Vor dem Schösfeugerichte des Amtsgerichts Berlin- Wiitte begannen heute vormittag l0 Uhr unter dem Vorsitz des Lliutsräehterö Kern die Verhaudlurigen in dem Privatklageversahren des früheren Gouneriieurs von Berlin, des Grasen Kund v. Nkoltkm gegen Maxi milian starben, den ost und viel genannten eher-aus geber der Berliner Wocheitschrift »Die H3ukunst«. Mit einer angesichts der ganzen Verhältnisse begreiflichett und weit iiber die deutschen Grenzen hinaus gehenden Spannung sieht man dein Vcrlaufe des heutigen Pro zesses entgegen. Schon lange hatte man in den Kreisen derjenigen, die etwas davon wissen mußtemdariiber gemnnkelhdaß sich Fürst Philipp zu Eulenbiirg und Herteseld mit seinen! Stabe von Piännerit umgeben habe, die gewisser Neigungen verdächtig waren, und die trohdern bei Hofe ans- und eirigitcgeii nnd den Fürsten über die dortigen Vorgänge genau nnterrichten sollten. Be—- kanntlich lebte der Fürs: die größte Zeit des Jahres iiber in den: stillen Schlosse zu Liebender-g, wo er oft den ziaiser zu Gaste sah und wo seinerzeit auch Cap rtviki Sturz beschlossen wurde. Dieselben Iclliinner nvelche bei ihm aus- und entgingen, sah man auch oft in der Nachbarresideiiz Brust-unt. Und hier war es, wo sich eitles Tage-k- der Bursche eines fürst lichen Reginteiitstonuuandettrd bei seinem Sergeanteii mit dem Beruerkeii meldete, das; fein Herr ihu zu un sittlichen Zwecken habe iniszbraiicljeri wollen. Die so soris eiugeleitete Untersuchung ergab nicht nur die Richtigkeit der Vezichtigiingeic des Burschen: es stellte sich vielmehr heraus, das; eine ganze Reihe fiirstlicher nnd adliger rbiilitiirs in Potsdain ebeusalls homo »se,rtt»ell veranlagt war, und den Lsöljeoiirtkt erreichte die sAffiire dadurch, das; Priuz Friedrich Heinrich, der Sohn Ides kürzlich verstorbenen P r i n z r e g e n t e u v on Vrau uschtveig Albrecht, dem man eben noch die Würde des Herrenmeisters des Johanniterordeus zugedacht hatte, urplötzlich ans Reisen nach Acgnpteii ging, während andre hohe Ofsizierse mit schlichtem Lib schied einlassen wurden. Jetzt war der Skaudal nicht mehr aufzuhalten; einige Selbstniorde besonders be lasteter hoher· Ossiziere, dao Llicgscheideri des: Slktsiiizeti Aribert von Anhalt und des bei detu Fiaiser sehr beliebten Grafen Hohenaii aus der Artuce zogen ihre Fireise bis nach Liebenberg « It: einem Artikel der »Znknnft« wurde direkt ans die »Liebenberger Taselruude« rierwiesen und kraus-sti weisen versucht, daß die Frenndscljasteit und Gefühle der dem Fürsten Philipp nahestehenden streift« einen verhiitcgiiisoolleti Einfluß nicht nur ans da:- sitt liche Niveau, sondern( auch ans das tsoliiisclje Lderauti wortlichkeitscfefiihl gewisser Slliitglieder der »Unsere-Fell schaft ausgeübt haben. In dem nielbesprrsclierieriArtitel, in welchen! F— ii r st Eule nbu rg als— »der -s3arftl-«1««, der ihm besreundete französische Votschastsrat Islan uionde Leeomte als »der Süße« austrat, lourdel »dir-xktspdai:»geif·,.agigesoielt, daß die Taselruude von Liebeiibera in politischen Angelegenheiten nicht ~dichth alte« und das; es insbesondere Le eomte gelungen sei. seiner Regierung besonders in der Sbiarokkoasfiirc Jusorniatiotieii zu geben, welche die Plane der deut schen Reichsregierutig zum Teil lahmlegten, zum Teil sogar dnrchkreiizten Das» süße, nnmtinkcliche Wesen jener Leute berge die größten Gefahren iu sich. Es wurde auch darauf angespielt, das; der Kom mandant von Berlin, der jetzige LErioattliiger, Gras Ziuno v. Nioltie dem beisiichtigteii ~l")einiidlleteu« huldige nnd ebenfalls zu der Tafelruude gehöre, welche um die allerhöchste Person einen Ring gebildet habe, den keiner durchbrechen könne, weitiasteiis habe sich einer der Herren direkt iu diesemsiiiiie ausgesprochen. Wegen dieses« Llrtikels stelltc der iuznsiscljeti in kaiserliche Ungnade gesallene Graf v. Pioltle Stras antrag gegen Horden, der zahlreiche Zeugen. hat laden lassen, um seine Behauptungen zu beweisen Seine Verteidigung siihrt der bekannte rlliiinchiter Schrift: steiler Justizrat Dr. Bernsteiiu während dem Grasen v. Moltke Justizrat Dr. o. Gordon zur Seite steht. lWeitereii telegraphischen Bericht siehe Seite 4.s I In Dresden and Betonen man-euch II Hi» pr- sum! Ist) Mk. ftel Deut, dukch unsre Provinz-Almen mpnstltch es VI» pro Quark-s u» spie. ikei Haus. Mit de: Heim» «Dtesdner sllezeudeschtlzlatteK pro Punkt; lbsksfi Ist-It. in eut and und den eut en oou en: flugs. A monath 69 Why-o Quart. Los Mk. unt ~Dk.Fl·Bl.« , B «, 82 « · 246 St! Vetters-»Unser:- · A , 1.42 Er. , · EIN. « · , ,8«1.55,, «4.72· Für die Schweiz «e « III. , , ZZZFIQ ss«-·· s - ·« · Zdach dem Auslande per Kkeuzbsnd pro Wisse 1 Mk. Politische Uebersitht Dei-Liebes Reich. Ein Branntweinmonopolk Die Vorlage eines Braitutiveininotiopols kündigt das ~Berl. Tagebl.« arti-» angeblich bester Quelle für die nächste Reichstags sefsion·ati. Die Verhandlungen mit dein Spiritus syudilat seien so gut wie abgeschlossen. Die Haupt— punkie seien kurz folgende: »Die Reichsregieriiiia ver staatlicht das Zpiritcissyndikat in seiner jetzigen Form nnd Gestalt· Die großen Spriisabrikeii werden vom Reich ausgeht-ritt; die kleineren werden entsprechend abgefnudetk Die Neichsregierutig bietet den Spiri tusorodrizetiteti die («-)eiviil)r, siir den zu lieferndeie Ijirihfpiritiis derartig hohe Preise zu zahlen, das; sie den unter den jetzigen Verhältnissen erzielten Preisen zum mindesten gleichtouunety wenn nicht gar darüber hinausgehen. Die Branntweinprcise werden enti sprechetid erhöht; die Ijiehrtosten sind also vom Kon suncenten zu tragen. Dei« Reinertrag des Brannt weinmottrusols wird fiir die nächsten gahre aus ca. 70 tlllillirsiien bemessen. Später soll die innahme ans dem Sijlonotsrsl gesteigert coerden.« - Bis nicht eine ofsiziöse Bestätigung dieser Pieldiitig vermutet, wird man alursarteti müssen, ob wirklich etwas-Wahres daran ist. Die wachsende Finanznot des Reiches und die Abneigung der leitenden Kreise gegen direkte Reichs stenern läßt es allerdings nicht ausgeschlossen er—- scheincu, das; man wieder einmal ans die Munde-ol pllitie verfallen ist. Die osfiziösen ~Berl. Pol. Nach— richten« können auf das bestimmteste versicheru, daß die Frage des Spiritusmotiovols das Stadium der Vorbesprechungeu noch nicht passiert hat, die ganze Frage befindet sich gegenwärtig in einem solchen Stadium der Vorbereitungen, das; sich auch blos; von der Blitz-ficht, die Soiriiiisinotionolvorlage werde an den Bundesrat gelangen, noch gar nicht« sprechen läßt. Etwas« Wahres ist also jedenfalls« doch daran. Dernbttrgs Heimkehv Ter Tauipser ~Prinzr egem« mit dein Staatgisekretar Dernburzi an Bord ist auf der Heinireise gestern abend in Ade« eingetroffen und hat heute die Reise nach Neapel fortgesetzt. Staats» sekrettir Ternbiirg wird acht Tage in Neapel Sinfoni halt nehmen. um sich wieder zu aktli«.natisiereii. —- Mrirgeii trifft mit dein WörinaiiiciTaiiipser «Swakop wund« ein Transporh bestehend ans 6 Ofsiziereii nnd 421 Unsinn, ank- Ziidtvestafrika in Hambnrsi ein; et» ist die-'s der erste Rücktraiispory seitdem Niorenga an der deutschen Grenze austanchte , Die geplanten Arbcitskammerm Llcis der Unter rednng des Staatssekretärs des Innern mit einer Teleaatioii der Verbände technischer Lliigestellten über Arbeitskannnern erfahren die »M. N. «Ji.«, daß das tiieichsanit des Innern die Errichtung paritätischerz territorial abgegrenzten nach Bernsen und Gewerbs ziveigeit eingeteilter Fiammern siir Arbeitgeber, sowie fiir Handwerker, Arbeiter, kansniiixikiisshe Gehilfen nnd technische Beamte im Lliischliiß an di: Berufsgw nosseiischasteii nnd Handelskaiiiiiierii Plane. « Zweiter Deutscher Arbeiterkongresk Gestern wurde die Besprechnng iiber das Thema ~Sonntagsr uhe« fortgeseht Jni Lliiscliliiß daran wurde von den Redner-n die Lage der Arbeiter in den verschiedenen Betrieben in verschiedenen Gegenden Deutschlands ge schildert nnd mehrfach dem Gedanken Ausdruck ge geben, dasz die Regiernnaeii nnd die Gesetzgeber e rnfen seien, die Lage der Arbeiter zu bessern. Der Vorsitzende Reichstagsabgeordneter Behrens verlas darauf folgende K nndgeb n ng de s Kaisers: sich ersnche den Vorstand des Zweiten Deutschen Arbeiterkongressesz fiir den Dlnsdrttck treuer Anhäng lichkeit nnd nationaler Gesinnung ineinen wärmsten Tank auszusprechen. Jch freue mich, daß auf dem kietzfchcsßriefc aus dem Jahre 1888. Nachdruck usw-Fett. xkni Noveniberhesst der «N en cii Rundschau« iVerlag S. Fischer, Verlin), das in deii nächsten Tagen erscheint, veröffentlicht Frau Elsbeth Foersten piietzsche ein-e Reihe Briefe ihres Bruders, die dem im Spätherbst dieses Jahres erscheinen-den vierten riesbaiid entnommen sind. Sie beabsichtigt, durch diese Briese zu zeigen, wie Nietzsche bis in die letztcn Tage vor dem· Zusasnrmeiibruch ununterbrochen in ge teigerter Frische tätig gewesen ist, und wie recht eter Gast hatte, als er kürzlich ist der ~Z«iikunft chrieb: »Die Produktionzkrast Nietz cheö vom August 888 ab, grenzt tatsachlich ans Fzabelhafte Sein Zgis itand war so exuberanh wie ihn gewiß noch keiii zisch erlebt hat. Das Schwierigste wurde ihm zum piel, ledc Stunde beschleunigte »die Schwiingkrast eines Geistes. Schrieb er in dieseni Zustand höchster ieigeriiiig und immer rascherer Folge des inneren suchend, so konnte sdie Feder seinen Gedanken kaum Plgenfj Mit Genehmigung der Verlagsbuchhandlung nnd wir schon heute in der Lage ein paar Proben uns diesen Brieseii zu verössentliihem E An ieine Mutter. k M o nta g. iSilö-Maria, is. Ding. 1888.) , · Meine liebe Mutter! »Wir haben seit vier Tagen ein unvergleichlich ichdnes Wetter und athmen alle auf. Vorher noch war is tief wittterlichkiodaß meine Wirthin tnir doppelte Decken aufs Bett legte und ich alle Wintersachcm die III) hatte, in Gebrauch nahm. Aber mit Einen: Male fteine wunderbare·»Sknnmer-Stimmutig da; die aller chcittsten Farben, die tch hier oben gesehen habe, und It Himmel vollkqmtncn rein wie in sitz-zu. Heute Wtaen bin ich nnt Fräulein v. Saliö aus dem See Ekllmaegondelix gestern bat mir ein ausgezeichneter Usiker ein kleines Privateoneeri·qegcben, in dem es: Fchen von Herrn Gast inielte, die er siir mich ein- Bkkkst hatte. Ebenylls langte ein sehr liebenswürdig-w « riet vyn Akte. « ynn aus Gens an ittohdem daß ich seit vorcgenderbst vollkommen verstummt war und ischrere Knie-se« tin-beantwortet gelassen· batte). In meinen: Hotel sind ietzt 60«Gaste. Es gab sehr viel Fu thun ttr ntiibs wtr sind wieder in voller Druck- Lebens) - ;-?—«- - - · . . L« R« .··.··«. «) Der Fall Wagner» »i««·------s. Im breit. I0 o- breit. . Kinder. di. Werke, Itaoatoas »Was» »sich-der Ccsfö IMM- quasi-Essig«- 20 Mk. Nov— b für Saal« und sppsvgtsswVsfs « THE« Zit lsts Böse! in« Ists-« auto- Ekikiiifss.""" txt, MAY Its u I. Mk. VII) Nunmehr habe ich den etwas zu salzigeii und der ben Schinken aufgegessen; ingleichen einen von dzn seinen und kleinen. Der zw e ite ist auch bereits an geschnitten: fodasz es nun nicht mehr sehr lange dauert, das; der Vorrath erschöpft ist. Meine Slbfikht ist immer noch, bis zum 15. Sein. auszubauen: obwohl lsci dem Wetter in diesem Jahre nichts zn versprechen ist. Im Grunde war der ganze bisherige Aufenthalt eine Ge duldsprobe allerersten Raitgepkn man kann sich etwas Schanderhasteres gar nicht denken. Jch wnszte sehr oft nicht, rote über eine unglaubliche Melancholie und Skhiviiche hinwegkoninieir. » Sils hat sich neue Glocken angeschafft, deren Klang sehr weich und voll ist. » Vor ein paar Tagen habe ich auch an Herrn v o n Bzilow nash Hamburg geschrieben, der jetzt zwei Winter dasel ft die Oper dirigiert hat, um ihm das Werk des ausgezeichneten Herrn Gast ans Herz zu legen. Er wäre der Einzigw der so etwa-I Neues wagte: aber da er ein nnberechcnbarcr Ncetisth ist, so rechne ich auf nichts. In herzlicher Liebe Dich nmarmend Dein altes Geschöpf. i « ·- An Frciin Dr. Mcta v. Salis-Marschliriö. Sils- d. 7. Sen. 1888. Verehriestes Fräulein! Hicrniit fett-de ich, zugleich mit meinem verbind lichiten Dante, das Vuch wieder an Sie zurück. Jch Pulse es in cinen ftzitcn Carton gesteckt: mein Wunsch it, daß die Post keine Btntalitäten begeht Inzwischen! war ich sehr fleißig, —— bis zu dem Grade, daß ich Grund habe, den Seufzer meines letzten Briefes über den »in·"z3 Lkzasyer gefallcnen Sommer« zu widerrufekn Es nt mir sogar etwas mehr ge l·u·nggn,·Etwas, lzasjch mix Ytcht jugetjauk hczttc «. ·« . Die Folge war allerdiiigs das; mein Lebe« in den letz ten Wochen in einige nordnung gerieth. Stil! stand mehrere Male Nachts um L aus, »vomGeiste getrieben« mid schrieb nieder, was mir vorher durch den Kopf gegangen war. Dann hörte ich wohl, wie mein Haus wirth, Lzerr Darm-h, vorsichtig die Dausthiir öffnete und zur Gemseitjagd davon schlich. Wer toeiszi viel leicht war ich auch auf der Gemsensagd . . . Der dritte September war ein sehr merttviirdiger Tag. Friih schrieb ich die Vorrede Fu tueiner Um: wertgung aller Werts-e, die iolzesie Vorrede, die vie· eichi bisher geschrieben worden ist. Nachher ging ich hinaus und siehe da! der schöitfte Tag, den ich im Engadin gesehen habe, eine Leuchtkrait aller Farben, ein Blau auf See und -tJ)innnel, eine Klarheit der Luft, vollkoirittieii unerhört . . . Es war nicht nur mein Urtheil. Die Berge bis tief herunter in Akeisz denn wir hatten ernfthaste Wintertage erhöhten jedenfalls« die Intensität des Lichts. »—- Dann ging ich zu Tisch und fand neben meinen! Couvert Briefes, darunter auch einen knrios dict ge rathenen non sitt-etc. Nachmittags lief ich um den ganzen See von Silvaplatia herum: der Tag wird mir wahrscheinlich im Gedächtnis; bleiben. —- Atu 11. See-i. gehe ich fort; nach Turinz was den Winter betrifft, so wäre doch, aus Gründen tiefer Saminlung, wie ith sie nöthig, habe, der Verfuch mit Corfiea ein wenig risauirt . . . Doch wer· weiss. Im nächsten. Jahre werde ich mich dazu entschließen, meine U m w e rth u u g aller W e rt l) e, das unab hiiitgixxste Buch, das es giebt, in Drin-i« zu geben. N i cht ohne große Bedenken! Das erst e Buch heifzt zum Beispiel: D e r A ntichr i st. Mit dem herzlichsten Gruße und ineiner volltoim mcnen Zustimmung zu Ihrem Urtheil iiber Ziirikh, sgar nicht zu reden von den Wasserstrolcheui bleibe ich dankbar ergebenst Ihr Friedrich Itietzickn ·· », is An feine Schwester. »« · ·· · h - « · Sils d. M. Sein. 1888. Mein liebes Latini! Sehr anders als es mein Wunsch war, komme ich erst am Schliiß meines Enaadiner Sommers (——?——) dazu, Dir zu .fchteibeii. Es gierig dies Jahr in allen Stiicken sehr außcrgewiihiiiicli zu: man koniite nichts Versprechen, nichts beschließen. Dabei kanigueine Ge sundheit reibt in die Vriichex und als es wieder besser gierig, habe ich den großen Zeitverlust si·ir meine Ans gabe durch eine iini so angespanntere Arbeit auszu gleichen geiucht. Nun. ist wirklich Etwas erreicht: und ich kann zii m e u s ch e n s r e u n d l i ch e r e n Arbeiten nnd selbst zu Brieseiuiiiir wieder Zeit nehmen. Wie lange schon laii es niir ans dein».Lierzeii, Dir meine a r o ß e Freude giber das Deiimiiviini der Uebersiede lniig und die seiilicheArt nnd Weise, iii der sie voll« zoaen wurde, ansziidriickeiil Auch das; Deine Gesund« heit der Riciiae neuer Pflichten ii nd Sorgen so tapfer Stand »l)alt, ist keine kleine Beruhigung. Wir haben es Beidyaiis eine etwas verschiedene Weise, ich we r wir haben ed« Beide andrer eitis auch wie· der gut. Wir lxrfsctk uns nicht so leicht fallen - uns nich: und anch die Sachen nicht, die uns angehen. Das eigentliche malheur in der Welt ist Allcs bloß Zct)3z)iicl«k... , » ! Von iiiir nicire zu erziihlein daß zu den bewiesenen isJrteii Nizza nnd Sils ein dritter als swischenakt ilniiziiaetiiiiiiiieii ist: Turm. Klimatisch u. nienschlikh ider mir shuivathischsie Ort, den ich bisher gesundeii lliabe Großstadh aber ruhig, voriiehny aristokratisch Universität, gute Bibliothetein sehr viel Entgegen ltoinmeu für niirh, ausgezeichiiete Theater-Verh»iiltnisse »: und sehr billige Preise. Kost und Lust, xWasier und icpazicrgäiigi alles vollkommen nach iueiueni Ge schmack. Tie grijszereii Buchhandlungeii drei iprachiii israiizösiiclx deutsch, italienisch, »so daß ich für» neue ivisseniktiiistliche Litteratiir dort bei weitem bester daran bin als in Leipzig selbsti Der Ring von sssiochgebirgm der auf z; Seiten Turiii einschließt, hält dieselbe trockne n. dünne Lust aufrecht, wie sie, aus gleicheii idriiiideii Sils n. Nizza haben. Da ich uiitten in der entscheidenden Arbeit meines Lebens bin, so ist mir eine vollkoniiuene R e g e·l siir eine An zahl Jahre die erste Bedingung. Winter Nizza, Frühling Turm, Sommer Teils, zwei sc) e rbst ni o nate Turin dies ist »der Plan. Ent sprechend ist anch meine Diiit normal geniacY d. h. absolut persönlich, n. den eigensteii edütss uisseii gemäß eingerichtet. Dazu gehört natürlich die Emane pation von jedem Eisen in Gesellichasr Der Erfolg des allmählich von mir ansvrobirten opti rnuni von Existenz zeigt sich in eiiier enormen Steige rung der Arbeitskrast Die drei Abhandlungen vom vorigen Sommers-i, denen Ihr die Ehre Eurer An· theilnahme geschenkt habt, sind in weniger als 25Tagen beschlossen, ausgestihrt und drucksertig sortgeichickt worden. Dasselbe habe ich diesen Sommer, bei dem ersten Uniichwuiig zum Bessern, noch einmal ge leistet. Jn Turin ist niit spielender Leichtigkeit, ein entscheideiides Stück ÄliiisikewPsychologie zu Stande gekommen, das Euch diesen Herbst zugehen wird. Auch von der Umwerthung aller W e r·t h e giebt es, beinahe wenigstens, das erste Bad Dicke Nachrichten sind nicht schlechh nicht wahr? mein liebes Lamak - Der Haken liegt darin, daß ich meine Schristen selbst drucken muß - und daß die Zeit siir iinmer vorbei ist, wo es zwischen mir u. d e e Gegenwart irgend noch ein anderes Verhältnis gäbe als K ricg auss Messer! Mit diesem , II) Genealogie der Moral. . - use! suoh las« DE« sieh— eis- xdsp
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