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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185301228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-01
- Tag1853-01-22
- Monat1853-01
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1853
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Leipziger Tageblatt Mid Anzeiger. 22. Sonnabend den 22. Januar. 1853. Die Bewegung. Entgegnung, Gervinus' Schrift betr. Dadurch, das die Redaction den Aussatz S. 2V1 d. Bl. ihren Lesern vorgelegt, hat sie undezweifelt der Intelligenz (der Einsicht in die höchsten Interessen der Menschen) der Leser d. Bl. ein großes Vertrauen geschenkt, sie hat sicher und gewiß vorausgesetzt, daß man das, was von ihr gegebm wurde, von dem rechten Gesichts- puncte auffassen werde und aufzufassen fähig sei. Daran hat sie jedenfalls recht gethan, und sie wird sich nicht täuschen. Um jedoch jedem Mißverständnisse vorzubeugen, glaubt Einsender diese- in gleichem Sinne zu handeln, wenn er in Nachstehendem seine An sichten, so weit es hier der Raum gestattet, kurz und bündig zu erkennen giebt. Daß eS eine Bewegung, einen Fortschritt, oder wie man es immer nennen will, in der Welt, in der Bildung aller mensch liche« Anlagen und Einsichten, so wie aller Verhältnisse in der Welt glebt, darf Niemand läugnen, wenn er auch nur einige Blätter der Geschichte kennt, denn sonst müßten wir selbst die christliche Religion und die Reformation mit ihren gewaltigen, noch jetzt foitt-Mesnden Folgen als etwas Verwerfliche- erkennen und vechmmm». Das Vorhandensein einer solchen unbedingt noth- wentzigen uittz vstl der Wtttortznnng vvraeschriebenen Bewegung läßt sich also nicht weglLugnen, ja es wäre auch ein allgemeiner Stillstand und Rückgang, wozu uns im Einzelnen die Geschichte ebenfalls die Belege liefert. Wen» demnach der Fortschritt in der Weltordnung eines höchste», allweisen, allwissenden rc. Wesen- (Gott) begründet er scheint, dürste -s sich in der Hauptsache nur fragen, wie derselbe, um gerechtfertigt zu erscheinen, beschaffen sein müsse; hier aber gehen di» Ansichten auf so verschiedenen Wegen auseinander, daß bei der Menschlichen Verblendung, Thorheit, Herrschsucht u. s. w. Nicht so bald eine Einigung, eine Verständigung möglich sein wird. Der Fortschritt, sagt man, soll zur Freiheit führen; wer aber ist stet? — nm der, welcher die göttlichen und menschlichen Gesetze achtet und befolgt. Di« göttlichen Gesetze haben wir durch die christliche Religion, durch Christum selbst echalten, und die mensch lichen Gesetz« müssen mit diesen übereinstimmen und in allen Fällen auf diese Mückflihrrn. DaS ist der Probirstein. Hier dürste jetzsch strmg M unterscheiden sein, was Religion und was Theologie ist. Wer aber diesen Probirstein in Anwendung bringen will, muß von dein recht»», so eben angedeuteten GefichtS- puncte ausgehen und sich zu Erreich««- des ertaubten Ziele- der Rechten Mml bedienen, well mit schlecht« Mitteln nie ein guter Zweck verfolgt sind erreicht «erden kann und nur in der furcht bar« Moral der Jesuit« der Zweck die Mittel heiligt. Ho vstl im Allgemeinen. Nun will ich noch einige Bemer kung»« Über die fragliche Schrift beffüg« und schließlich auf einige Erscheinungen d« Neuzeit hindentm. Die Schrift ist mit großer GefchichtS- Und Sachkenutntß atzgefaßt, da- wird Jedermann zu- getzi». Nickst so «erd« Biele m die Folgerungen und Behaup tung« des Verfassers einstimm« «oll«, und da- ist je nach der eigenthümlichen Auffassung-weise der Dinar, die da geschehen sind und künftig möglicher Welse geschehen können, Seiten der Ein zeln« ganz natürlich und nicht ander- zu erwarten. " ch der Schreiber dieses kann in Vielem nicht mit überein- , er maa aber dessenungeachtet nicht mir Ander« be- daß die Absicht de- Verfassers eine durchaus verwerfliche sttachare sei. " ob« gar Es hat sich derselbe jedenfalls in d« Grenzen der Wissenschaft gehalten, und geht meine Ueberzeugung dahin, daß sie dem parteilosen und unterrichteten Leser und Be- urtheiler nicht gefährlich werden kann. Davon, worin ich abweiche, nur einige Beispiele. Die Schrift scheint die nordamerikanischen Staatseinrichtungen als da- höchste Ideal aufzustetten; hierin kann ich nicht beistimm«, vielmehr bin ich der bestimmten Ansicht, daß in Deutschland die Freiheit der Einzelnen nur durch und vom monarchischen Reaie- rungsprincip erlangt, gefordert und erhalten werden kann. Was uns die deutsche Demokratie bieten und bringen kann, davon haben wir die traurigen Belege in der Hand! Ferner ist aus die sittlich-moralische Entartung der neueren Zeit zu wenig Rücksicht genommen, und daher nicht bedacht worden, daß durch glaubenslofe schlechte Menschen etwas Gutes weder beabsichtigt, noch wenig« aber erreicht werden kann. Wenn es so ist, wie der Verfasser gegen da- Ende des AussatzeS behauptet, daß die Menge ihre Forderungen formulirt unb nach ihrem Vortheile und Bedürfnisse auf deren Erlangung besteht, so ist'- gewiß erlaubt, zu sagen, daß es die Sorge und Pflicht des Staates ist, zu untersuchen, ob diese Forderungen auf gutem Grunde ruhen, um dann das gewähren zu können, waS zum Heile und zur Befriedigung gerechter Forderungen zu gewähr« ist. Daß aber da- Letztere in früherer und namenttich neuerer Zeit vielfach geschehen ist, davon haben wir in allen Staaten die vollsten Beweise. Selbst in dem vielfach angefeindeten Rußland ist der Fortschritt bemerkbar, sind dem Volke zeitgemäße Zugeständnisse gemacht worden! Was ist dort seit Peter dem Großen geschehen, und was ist in neuester Zeit für Kunst, Wissenschaft, Ackerbau und Gewerbe von der Regierung gethan worden! Im Sturmschritte, wie die neuesten Fortschrittsmänner eS wollen, kann - freilich nicht aeschehen. Das wäre gegen die weise WeltordnunA wie da- thörige Treiben der Revolutionsmänner der Neuzeit selbst! Soll bei Ge währung der gedachten Forderungen keine Überstürzung geschehen, dann ist's erforderlich, daß die Regierung sich in starken Händen befindet, um die rauf-, Hab-, ehr- und herrschsüchtige Menge bei Zeit« im Zaume zu halten. — Wenn so gewöhnlich hin behauptet wird, Nordamerika habe, weil eS eine Republik sei, kein« Beherr scher, kein« Kaiser oder König, so ist die- wohl dem Namen «rach, aber nicht der Sache nach richtig. Nordamerika hat den Verhält nissen nach eine sehr starke Regierung, weiß dem Gesetze oft weit kräftiger die erforderliche Achtung zu erzwingen als in Europa manches Königreich, und dem Präsidenten ist ln viel« Fällen ein« «eit größere Macht in die Hände gelegt, al- bei uns in einem constitutionell-monarchischen Staate der Regent hat. Ich will nur an da- eine aber wett um sich greifende Recht de- Präsidenten von Nordamerika erinnem, daß er alle Staats beamten allein anstellt, und daß, weil jeder Präsident von diesem Rechte Gebrauch macht, ja seiner Partei halber davon Gebrauch machen muß, aller vier Jahre sämmtliche Staatsbeamte wechseln, indem der neue Präsident die alten ohm Weitere- «tläßt und neue anstellt. Wo kommt denn die- bei un- vor, und was würbe man dazu sagen, wenn bei uns ein Fürst die- thun wollte?! — DaS beliebteste Thema der neueren Zeit ist, von einem viert« Stande (dem Proletariats) zu sprechen, und ist davon natürlich auch in der vorerwähnten Schrift die Rede — aber wieder koMMt es hier darauf an, wie man diese- Thema behandelt. Ganz Mtt und vollständig gerechtfertigt ist es, daß man diesem Theur der Bevölkerung« seine Austnerksamkeit zuwendet, denn die Gftbder derselben find auch unsere Brüder und Schwefle«. Dem Staare
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