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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185302036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-02
- Tag1853-02-03
- Monat1853-02
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1853
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IfW .»- i>. «'< - ^ - -v l 7t1 5 t 1 : - ^. H l-.'Nsr l'i * < > * 7/ j . 406 so gut dm Pomp und Comfort, wie ein Fürst, nur mit dem Unterschiede, — erst dann, wmn seine Arbeit gethan ist, wa- denn auch den Arbeiterstand noch geachtet erhält. Man bezahlt die Arbeit und achtet sie, aber wenn der Mensch durch irgend einen Umstand verloren geht, läßt man sich auch gerade kein graues Haar wachsen. — Auch fehlt es nicht an Vergnügungen für den naturfreundlichen Menschen. Tanzsäle sind uns Sonntags zwar nicht geöffnet und Trinkhäuser sollten eigentlich nach puritanischen Sonntagsgesetzen auch geschloffen sein, aber sich bei einem Glase Lagerbier zu erquicken, läßt sich der gemüthliche Deutsche nun doch nicht nehmen, nachdem er die durch Kunst und uralte Wild heit romantisch anziehende Umgebung betrachtet hat, wodurch die Füße wegen der großen Ausdehnung der Stadt, die beiläufig, wmn sie ganz angebaut ist, über 3 Millionen fassen kann, so ermüdet sind, daß man sie gern noch ein Stündchen unter den Tisch steckt, bevor man schlafen geht. Nebenbei geht noch einige Mal Feuerlärm vorüber, der uns doch nur im ersten Schlafe stören würde, obschon die Ohren so daran gewöhnt sind, daß man es selbst bei Tage überhört. Es ist aber auch wirklich nicht sehr ängstlich, denn die Löschanstalten sind unübertrefflich, und die tiremsn (Feuermänner) wie die Teufel auf ihren Dienst. Diese bestehen aus allen Claffen, wohlhabende Kaufleute nicht ausge nommen. Sie sind, wenn sie 10 Jahre gedient, nicht nur aller Staatslasten, sondem auch für eine ziemliche Summe Besitzthum steuerfrei. Sagen Sie L., hier wären Modelle für Spritzen zu Holm, wo nicht selten der Ausputz, welchen die Feuercompagnie sich selbst machen läßt, auf 500 K zu stehen kommt. Aber auch gegen 100,000 Communalgarde, nicht doch, nnlix ok eitirens haben wir, mit Bärmützen, Helmen und Czako's, und Flintchen, daß eS eine Art ist. Die Landarmee ist nur sehr schwach, und erhält der Soldat, außer Uniform und Kost, 7 H pr.'Monat, und hat er einen Feldzug mitgemacht, 160 Acres Land frei zu wählen, wo noch Congreßland ist; auch die Navig.-Marine ist an und für sich nicht stark, obschon die größten Schiffe in verschiedenen Hafen siationirt sind; aber der Umstand, daß jeder Schiffseigner ver pflichtet ist, Schiffe von und über 600 Tonnen so bauen zu lassen, daß sie innerhalb kürzester Frist in Kriegsschiffe umgewandelt werden können, und dem Gouvernement zur Verfügung zu stellen, macht sie furchtbar. Was ich über den producirenden Geschäftsgang sagen kann, ist im Allgemeinen nicht sehr glänzend, denn Arbeitskräfte sind für dm jetzigen Stand der Dinge, wo wir so gut wie Freihandel haben, überflüssig. Dies zu motiviren, erlaube ich mir, bis zu 1836 zurückzugehen. Um diese Zeit begann die demokratische Re gierung van Buren. Sie fand im Staatsschätze 48 Mill., mhrte niedrigen Tarif ein, wozu Fallissements fast sämmtlicher Banken sich gesellte; der Präsident erließ dem Lande sein Salair, 25,000 pr. anno, und hinterließ dennoch 11 Mill. Schulden. Ihm folgte 1840 Tyler. Dieser konnte nirgends im AuSlande eine Anleihe zu Stande bringen. Darum legte er den starken Zoll auf. Die Geschäfte gingen glänzend, und im I. 1844 waren nicht nur die Schulden gedeckt, sondern auch noch 7 Mill. im Schatze. Diesem folgte Polk, ein Demokrat. Dieser reducirte den Tarif bi- beinahe auf den 4. Theil. Der Krieg mit Mexiko beschäftigte einen großen Theil der Leute, die Einwanderung war noch nicht so bedeutend und die deutsche Theuerung brachte erheb liche Summen hierher. Obschon die Lebensmittel 1847 selbst hier bi- auf da- Doppelte stiegen, ging es dennoch ziemlich gut, und selbst Californien machte etwas Eindruck. 1848 folgte die jetzige Whigregierung, deren erster besserer Präsident 1850 starb. Im Vertrauen auf 1847 behielt man den Tarif von 1845 bei, aber die nächsten Jahre machten diese Politik zu Schanden, denn die Zufuhr von Europa nahm so überhand, selbst auf Commissionen, daß der Fabrikant sehr häufig nichts weiter als den Vorschuß für seine Waare hatte, und selbst für diesen Preis war nicht- unter- zubringm. — Glücklich schätze ich mich, im Pianofortegeschäft zu arbeiten, denn davon wird man importirte Waare fast umsonst nicht lo-, denn die hiesige Arbeit übertrifft die europäische weit an Eleganz, d. h. im Allgemeinen, und an Güte desgleichen, indem da- europäische Holz nicht für'- hiesige Klima taugt. Sollte es auch dort 50 Jahre gelegen haben, hier zerspringt es nach allen Richtungen, wa- ich selbst an meinen Werkzeugen erlebte. Ehe dem ging die- so durch, so lange da- Instrument nur zusammen hielt, aber jetzt macht man auch hier mehr Ansprüche an die Musik. Die Zahl der Pianofortemachergehülfen, die Dampfmaschinen ab gerechnet, beläuft sich gegen nahe 2000. Politur wird nicht ge braucht, aber der varnLsk (Lack) Übertrifft dieselbe auch bei Weitem, schützt das Holz weit mehr vor Wechsel der Farbe und gänzlich gegen das Zerreißen. Die Holzarten sind hier außerordentlich verschieden; Kiefer ist sehr milde und zart, und ist außer allen deutschen eine besondere Art Pappel vorhanden, welche sehr zart und den Linden ähnlich ist und 8 Fuß breit wird. Da es aber an Weißbuchen ganz fehlt, so ersetzen die verschiedensten Sorten Ahorn, map«!, selbiges im vollsten Maaße; darunter eine Sorte, welche sämmt- lich farinaähnlichen Zucker liefert. Auch eine Sorte schwarzer Nußbaum ist ausgezeichnet und wird meistens zu Blindholz ver arbeitet. Der Nußarten giebt's gewiß 30 Sorten. Mahagoni ist etwas billiger, aber Palisander eben so theuer wie drüben. Ersteres wird zu den gewöhnlichsten Sachen verarbeitet. Baumwollene Waare ist weit billiger und Seide ein Bedeutendes. Die Geschäfte werden so betrieben: wenn Bestellungen einlaufen, nimmt man geschwind so viel Leute, wie man nur braucht, um schnell zu liefern. Ist die Arbeit gefertigt, entläßt man sie wieder, daher ein so starker Wechsel der Arbeiter; doch da- wird Gewohnheit und thut nichts zur Sache, auch ist man mit eignem Werkzeuge überall eingerichtet. Im Jahre 1850 machte Californien mit seinem Golde so einen Eindruck, daß man die Arbeit-Preise, mithin auch die Arbeit, bis zu .30 pCt. erhöhen konnte. Leider aber dauerte es nicht lange, und nur die Lebensmittel und Miethe behaupten ein hartnäckiges Steigen. Das Fleisch ist von 10 auf 14, Butter von 16 auf 25 Cents seit meinem Hiersein gestiegen, und Kartoffeln, deren Production sich stets verringert, kosten ebenfalls 1 Barrel, so viel als 1 Dresdner Scheffel, 2—3 H, iogar noch darüber, je nachdem es an der Zeit ist; und auch die Mietbe ist für Logis für meinen Gebrauch nahe an 1 H pr. Monat gestiegen. Ich zahle für eine Stube und Kammer, 1 Treppe hoch, zwar schön an und für sich und gesund gelegen, aber doch im Hinterhause, 6 K pr. Monat. Dafür hat man aber mehr Rechte, als der Besitzer. Ich kann jeden Tag ziehen, aber der Besitzer kann mich nur den 1. Mai herausbringen und nie in der Zwischenzeit die Miethe erhöhen, vorausgesetzt, daß ich pünktlich zahle, und niemals kann er, wie kein anderer Gläubiger, pfänden, wofern der Schuldner nicht mehr hat, als für jedes Familienglied ein Stück von jedem des verschiedenen Hausraths und Kleidungsstücke und außerdem noch für 300 tz an Werth, Werkzeuge aber unter keiner Bedingung. Au allen diesem ist nun der Lohn in keinem Verhältnisse, denn Schuhmacher und Schneider dürfen sich nicht an die gesetzliche Arbeitszeit von 10 Stunden kehren, wenn sie eS auf8tz pr.Woche bringen wollen. Sie arbeiten fast alle zu Hause und für Store, denn für letztere giebt e- fast keine Kundenarbeit, und wa- sie noch mehr drückt, ist, daß so viele Frauenzimmer darin pfuschen, die es denn wohl zur höchsten Noch bi- auf 62 Cent- bringen pr. Tag. Das eine, waS diese Arbeiter gegen Deutschland ent schädigt, ist, daß sie beständige Arbeit haben. Tischler bringen eS kaum höher, niedriger aber außerordentlich viele; überhaupt kann man auch nur von guten Arbeitern in Hinsicht de- Lohne- sprechen. Schlosser giebt eS zu wenige, Maschinenbauer um so mehr; diese arbeiten meistens auf Tag für 1 tz bi- 2 ß. Gold schmiede, deren es viele giebt, Uhrmacher, Pianomacher u. dergk. möchte man in eine Classe bringen können, doch dürfen sie nicht Neulinge im Fache sein, wenn sie es auf 10 ß pr. Woche bringen wollen. Um höher zu kommen, verlangt eS außergewöhnlichen Fleiß , und nur äußerst selten bringt's einer auf 16—18 H. Weib liche Arbeiten werden nicht besser, theilweise noch schlechter bezahlt wie draußen, und der Dienstmädchen Lohn beträgt nicht mehr als 2i/r—10 H pr. Monat. Mit Näherei beschäftigen sich nur zu viele. Die hiesigen Lady's sind da- Gegentheil von den Männern, Putzen und Wischen ist ihre ganze Arbeit; aber sie werden auf erzogen wie die Treibhauspflanze und sind wenigsten- der Halbgott, denn mit der Frau zu gehen und ihr den Korb tragen zu lassen, würde ein gewaltiger Äerstoß sein; wo denn auch die Männer viele Markteinkäufe selbst machen, die feinsten Gentlemen mit dem Korbe am Arm. Auch Bildhauer in Holz, Ovrver ge nannt, gehören hierher. Von dm Uebrigen kann ich nur wenig erzählen, doch mögen sie den ersteren gleich stehen. Buchbinder meister giebt es nur wenige, und kleine dazu. Ueber den Stand der eigentlichen Buchbinder, gegenwärtig OortLAonmeckor (p»per dox mairsr) könnte ich nur wenig sagen, glaube aber, daß selbige nicht besondere- Glück machen, denn die Druckereim haben auch selbst ihre Buchbinder, ebenso die Handlungen, deren eine (Harper) die geringe Anzahl von 1600 Menschen beschäftigt. Im Uebrigen wird gearbeitet wie in England, und in Händlung-büchern ver langt man sogar noch mehr, wovon man daher auch sehr aroße Etablissement- hat. In der Bibelanstalt, die auch gegm 400 Arbeiter
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