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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185302111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-02
- Tag1853-02-11
- Monat1853-02
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1853
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Leipziger Tageblatt Mld Anzeiger. 42. Freitag den 11. Februar. 1853. Bekanntmachung. Der städtische Lagerhof, für steuerfreie Güten, bereits seit dem Monat Oktober v. I. eröffnet, kann von jetzt an in feinem vollen Umfange in Betrieb gesetzt werden, nachdem zufolge einer uns vom Königl. Hauptsteuer-Amte allhier ge machten Mittheilung das Königl. Ministerium der Finanzen genehmigt hat, daß auch zollpflichtige Güter aller Art daselbst auf Lager genommen werden. Die von der Königl. Zollverwaltung genehmigten Bedingungen, unter welchen Güter zum Lagerhofe gebracht werden können, sind im Bureau desselben einzusehen. Die Bekanntmachung unserer Lagerhosordnung wird sofort erfolgen, sobald dieselbe die uns bereits in Aussicht gestellte Allerhöchste Bestätigung erhalten haben wird. Wir bringen Vorstehendes im Interesse des handeltreibenden Publikums hierdurch zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, den 10. Februar 1853. Der Ikath der Stadt Leipzig. Koch. Humbug und Sarnum*). „Aber was ist denn eigentlich Humbug, wer ist Barnum?" Humbug ist groß und Barnum ist sein Prophet. Sie schütteln unbefriedigt den Kops, wiederholen Ihre Frage und doch kann ich sie kaum anders beantworten. Ich könnte freilich noch hinzufügem der Humbug ist die Poesie des Amerikaners, durch ihn wird ein Gegenstand gewissermaßen in Verse gebracht und in Musik gesetzt; er ist der Rhythmus und die Melodie zur Alltäglichkeit des amerikanischen Leben-. Aber auch damit ist wenig oder nichts gesagt und was nützt Ihnen das? Sie sind damit um keinen Schritt weiter, Sie haben höchstens eine Umschreibung, eine aus dem Wesen deS Ganzen herausgerissene Bestimmung, aber keine Definition, und ich gestehe Ihnen offen, ich kann sie Ihnen beim besten Willen nicht geben. Oder haben Sie etwa eine Definition für „e8pr!t"? Nein! Sie können das Wort nicht einmal übersetzen, denn eS entspricht nicht immer unserem „Geist" und ist eher der Parfüm des Geistes, jener geistige Duft, der Sie im Augenblicke entzückt und eben so schnell wieder verfliegt. Versuchen Sie einmal einem Nichtdeutschen das Wort „gemüthlich" zu übersetzen, geschweige denn zu erklären! Hier hören alle Mittel und Hülstquellen der Sprache, hier hören alle Kategorien auf und hier fängt — wenn ich so sagen darf — das Sprachgefühl an; hier muß die Logik des Gedankens der Realität der Sinne, deS Fühl- und Greifbarm das Feld räumen, vielleicht eben deshalb, weil in jenen Beziehungen sich da- Wesen oder wenigstens eine wesentliche Seite deS Volkscharakter- ausspricht und dieser nie a priori construirt werden kann. Oder wird wohl Jemand den gemuthlichen Deutschen oder dm französischen komme ä'esprit begreifen und verstehen, wenn er nicht Jenen in der Kneipe kannegießern und seine Fürsten- und Familienliebe treiben, oder wen« er nicht Diesen in einem Pariser Salon schimmern oder glänzen sieht? Und Sie lernen den Humbug nie verstehen, wenn Sie nicht nach Amerika kommen, denn diese- ist so gut da- Land deS Humbug-, als Deutschland das Land der Gemüthlichkeit und Paris die Stadt des «sprit ist. *) Ans „Atlantische Studien von in Amerika lebenden Deutschen." Unter diese« Titel ist jetzt das erste Heft einer Schrift bei H. Wigand in Güttingen erschienen, welche große- Interesse zu erregen verspricht. Bei der nahen Verbindung, in welche Nordamerika in Folge der so starken Einwanderung mit Deutschland bereit- getreten ist, glaubt der Einsender dieses, den Lesern d. Bl. ganz besonders gefällig zu sein, wenn er sie gerade über einen Hauptzug de- amerikanischen Charakter- aufklären läßt, über welchen schon so viel und so Unglaubliche- hier gesprochen worden ist. Der Korrespondent in den „Atlantischen Studien" scheint ziemlich gut beobachtet zu haben. Ich will aber jetzt mit Hinweglaffung aller gelehrten Definitionen versuchen, Ihnen auf rein empirischem Wege wenigstens einen an nähernden Begriff des Humbug- und Bamum's zu verschaffen, denn dieser ist der personisizirte Humbug und jener der idealisirte Barnum. Lassen Sie uns zuerst den fleischgewordenen Humbug in der Person des Herrn Phineas T. Barnum betrachten. Wenn Sie in New-Pork von der Batterie aus den Broadway hinaufgehm, so sehen Sie zur rechten Hand, an der Ecke von Ann- street, gegenüber dem Park und dem Astorhause, dem unstreitig großartigsten Theile der Stadt, ein hohes, palastartige- Haus. Seine Wände sind mit den wilden Bestien aller Zonen bemalt, seine Fenster und Dächer zeigen die Fahnen, Flaggen und Wappen aller Völker der civilisirten und uncivilisirten Welt, und sein Altan ist Tag und Nacht von einer Musikbande besetzt, von der man aber wegen des Lärmens auf der Straße keinen Ton hören kann. Bei Nacht brennt an der den Broadway und Park beherrschenden Ecke sogar eine künstliche Sonne und zeigt dem unten stets gaffenden und harrenden Volke die „Mammuths-Inschrift": Barnums Museum. Dies ist der Tempel, welchen der größte Mann seiner Zeit dem Gotte seines Jahrhunderts erbaut hat. Stehe still, Wanderer, neige Dein Haupt in Ehrfurcht und beuge Dich drei Mal vor dem nimmer ruhenden und rastenden Geiste dieses großen Mannes, der dem Volke seine liebsten und tiefsten Geheimnisse abgelauscht und in diesen Hallen transcendentalisirt hat. Ja, ich wiederhole es: „Der Humbug ist groß und Barnum ist sein größter Prophet!" Indessen gab es eine Zeit, da war PhineaS T. Bamum weder groß, noch seine halbe Million werth, da gehörte ihm noch nicht jene- stolze Gebäude, da war er noch nicht Eandidat für die GouverneurSstelle des Staates Connecticut, da zierte sein Bild noch nicht die Dollar-Bills einer Bank. Nein, da war Bamum noch ein bescheidener Kürschner-Gesell, der kaum selbst einen Dollar besaß; da hatte er noch nicht erkannt, wa- die amerikanische Welt im Innersten zusammenhält, da hatte er noch nicht vom Baume der Erkenntniß gegessen, noch nicht vor dem allmächtigen Dollar gekniet. E- ging ihm aber wie allen Genies. Jahrelang bewegte er sich in Kreisen, die nicht für ihn geschaffen waren, auf engen Bahnen, die durch die Alltäglichkeit deS gemeinsten Erwerbsschlendrian- liefen. Aber Bamum - unruhiger Geist ließ sich nicht lange an die Krippen der Gewohnheit fesseln, er durchbrach vielmehr, im harten Kampfe gestählt, die Schranken de- Zufalls und stand plötzlich, leuchtend wie ein Meteor, vor den Augen de- staunenden Publikums. Wa- kümmert uns darum auch der mythische Barnum, der Bamum vor seinem öffentlichen Auftreten? Mag er nun im Staate Eonneeticrrt zu Danbury oder in einer der sechs übrigen
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