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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185303031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530303
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-03
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- Jahr1853
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1853
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Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ «2. Donnerstag den 3. März. 1853 Mah lcensus. Ohne besonderer Freund des sogenannten Ultraliberalk-mus zu sein, kann ich eS immer noch nicht begreifen, daß der Reichthum allein unS absonderliche Verstandes- und GeisteSgaben mittheile, daß reich und weise synonym sei. In unfern Zeiten hat sich (Gott und unfein guten Schulen sei Dank) die höhere Bildung so Bahn gebrochen, daß sie nicht mehr bloS das Eigenthum reicherer oder UHenannt höherer Stände, sondern aller Stände geworden ist. Warum soll nun, wie neulich ein geehrter Herr Einsender deS Artikels: „den WahlcensuS betreffend," eS wünschte, dieser, so wie er gegenwärtig besteht, eingeschränkt werden zu Gunsten der reichen und vornehmen Bürger? Ich besitze zu viel Achtung gegen die Gesetze, als daß ich so gering von dem jetzt bestehenden Wahl gesetze denken sollte, daß eS Ultraliberalismus in sich enthalte, oder zu demselben sichre, da eS doch eben so weit von demselben steht, wie von der Ansicht deS geehrten Herm Verfasser-; also zwischen ungezügelter Freiheit und der möglichsten Einschränkung die richtige Mtte hält. Für den Mißbrauch eine- Gesetze- kann freilich kein Gesedgeder, und Wahlrmttriebe hat eS wohl so lange gegeben, als eS üb«rharHt Wahlen gegeben hat, und diese wird e- auch bei der größte« EinschrLmuag dt- WahlcensuS ferner gebe«, so lange eS Wahlen und Menschen mir Leidenschaften giebt. Ja, spricht der Herr Einsender, die Begüterten müsse« ja mehr zahlen, also sind sie auch die rechten HauShalter de- Staats oder der Gemeinde, wamm sollen sie dmn nicht einen Vorzug, den Vorzug de- Allein- «LhlenS vor ihren ärmern, minderzahlenden Mitbürgem voraus haben? HauShalter de- Staat- sind aber alle steuerpflichtige Bürger, seien sie klein oder groß, denn wem viel gegeben, von dem wird viel gefordert; man wird aber auch den, welcher über Wenigem treu ist, über viel setzen. Nun, da sollen wohl die Reicheren gar keinen Vorzug haben? O ja! Ist eS nicht ein moralischer Vorzug für jeden Patrioten, ohne Murren und ohne Ehrgeiz mehr für das Vaterland oder für seine Gemeinde thun zu können, wie Andere? Oder, sind den Reicheren erhöhte Steuern als Lasten drückend, «erden sie dem ärmern Bürger nicht noch weit drückender sein? Hat darum etwa Letzterer nicht einm eben so richtigen Blick wie Ersterer im Staat-- und Gemeindeleben, wie uns tausend Bei spiele au- alter und neuerer Zeit hinlänglich lehren, indem sociale und kirchliche Reformen meist aus dem ärmeren Bürgerstande hervor gegangen find! Ich kenne zwar das römische Recht nicht, wie der geehrte Herr Einsender, der sich in diesem Falle auf dasselbe beruft, weiß aber, daß es unsere Zeit bei Seite gelegt hat, weil es ihren Anforderungen nicht Genüge leisten konnte und sich selbst überlebt hatte. Um mich aber auch auf etwas Historische- zu stützen, er »ähne ich «ur kurz den Fall, daß der arme Burger Sokrates ssveimal al- Archont (Rath-Herr) i« Aueopag (hohe» Rache Athen-) N seinem wollenen Kittel saß, ohne daß chn irgend Jemand ge- sia^: wie kommt e-, Du zahlst weniger Steuer« wie wir, folglich gehörst Du einer ärmern Claffe Bürger an, besitzest also eine ge ringere Bildung wie wir, also kannst Du nicht HauShalter de- btaats sein, nicht mit unS wählen, rathen und thaten?! Er lebte freilich in einem Staate, wo nicht der reiche Krösus von Lydien, sondern sei« Zeitgenosse Solon Gesetzgeber war, der vermuthlich so gut wie Bia- allen Reichthum bei sich trug. Oder erscheinen dem, den da- Geschick auf die höhere Stufe (nicht de- Glück- oder der Bildung, sondern) de- Reichthum- stellte, von seiner Höhe nicht Ist Dinge, als z. B. drückende Uebelstände und Lasten für dm Aermem, «Mn in der Liefe so klein, baß er sie für Bagatelle ansieht und bei gerechten Klagen in dir Worte ausbricht: eS wird so schlimm nicht sein, wie es die Leute machen; oder: die Leute machen's nur nicht recht. Gott sei Dank, wir haben noch viele reich Begüterte im Staate, die es wohl mit der Armuth meinen; aber sollte diese nicht gerade der ärmere Bürger am besten kennen und folglich wählen? Oder hat er wirklich so wenig Bildung und Urtheilskraft dazu im öffentlichen Leben? DaS im Allgemeinen be haupten zu wollen, hieße Schmach einem achtbaren Stande zu fügen, dessen Fehler ist, etwa- weniger Geld zu haben, wie Andere. Nun, spricht der geehrte Herr Einsender jene- Artikel-, da mag er sich mehr verdienen, daß er auch mit uns wählen kany, da- ist ein Sporn für ihn. Ist bald gesagt, aber bei unverschul deter Armuth durch Tod, Krankheit und andere Art Unglücksfälle in der Familie würde dieser Spom nur manchem armen Familien vater die Seiten wund drücken, ohne ihn vorwärts zu bringen; soll er deshalb aber als rechtlicher und gebildeter Bürger nicht Männer zur Regierung de- Gemeindewesens mit berufen helfen, die es wahrhaft gut mit ihm meinen! Solche Härte müßten aber die Cousequenzen de- Herrn Einsenders nach sich ziehe«, mit welchem ich übrigens ebenfalls die Pöbelherrschaft Haffe, zu welcher unS aber nicht der jetzt bestehende Eensus, sondern bloS dessen Ausdehnung und Erweiterung führen könnte, nämlich dessen Ueber- tragung auf Alle, seien sie Bürger oder Nichtbüraer, wenn sie «ur über zwanzig Jahre alt sind und in keinem Zuchthause ge sessen haben. Da indessen meine Meinung weder maßgebend fein will noch kann, bitte ich mir darüber die Belehrung gründlicher unterrichteter Männer aus. I. L. Unsere jüngsten Erfahrungen*). Den Akltern unserer Zöglinge zur freundlichen Beachtung mitgetheilt. Im Vertrauen auf die Wahrheit des alten Spruche-, der „einem guten Worte eine gute Statt" verheißt, mag das nach stehende wohlgemeinte Wort au-gehen au- der Schule, und sich einen Weg suchen in da- Haus, zum Herzen treuliebender Aeltern. Die unabweisliche Veranlassung dazu ist unS in der maßlosen, sich täglich steigernden Genuß- und Vergnügungssucht ge geben, welche, wie es uns scheinen will, mehr als je vorher auch der Kinderwelt naht mit ihrem giftigen Hauche und in ihr die letzte Erinnerung an da- verlorne Paradies der Menschheit zu zerstören droht; denn wer ein Kind vorzeitig einführt in die vermeintliche Kreudenwelt der Erwachsenen, der kürzt ihm eben so viel die Zeit und denGenuß de- reinsten Glücke-, dessen Nachglanz selbst die schneeigen Gipfel de- höchsten Menschenalters noch mit rosiäem Schimmer z« umkleiden vermag. Ja, eine rein verlebte, unverkürzte, ungestörte Kindheit ist ein Segen für da- ganze Leben. — Und den wolltet Ihr, liebende Aeltern, Euren Lieblingen, den Unterpfändern gött licher Gnade, Euch zur Pflege anvertraut, um von ihnen Rechen schaft abzulegen am Lage deS Gerichte-, — den wolltet Ihr Euren theuer erkauften Kindern verkümmern, um Eurer Eitelkeit und Eurer Schwäche willen? — Nein, da- sei feme von Euch! Und wenn Ihr dazu versucht würdet durch den leidigen Geist der Zeit, der Euch entwöhnen möchte von dm stillen, da- Herz allein befriedi genden Freuden der Häuslichkeit und Natur: so gebt der Mahnung der Schule, Eurer Freundin und neuen Gehülfin im heiligen Werke *) Au» Nr. 6 de» II. Jahrganges der Mittheilungen der allgrm. Bürgerschule zu Leipzig.
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