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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185303084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530308
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-03
- Tag1853-03-08
- Monat1853-03
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1853
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I85S Leipziger Tageblatt und Anzeiger. H7. Dienstag den 8. März. Ueber die Serufswahl der Änaben. Wenn überhaupt jederzeit, so dürste es gerade wohl jetzt nicht am Unrechten Orte sein, auch in diesem Blatte einige anregende Gedanken zu weiterem Nachdenken über diesen Gegenstand zu geben. Denn jetzt steht ja wieder die Zeit bevor, in welcher Knaben die Schule zu verlassen und sich irgend einem Berufe für das ganze Leben zu widmen in Begriff stehen. Wer wüßte aber nicht, daß gerade hinsichtlich der Berufswahl so oft und vielfach gefehlt wer den kann und auch wirklich so oft Mißgriffe geschehen? Fragen wir aber nach der Quelle diese- Uebelstandes, so ist es wohl die Lauheit so mancher Aeltern in dieser Angelegenheit ; eS gilt ihnen gleichviel, waS der Sohn werden will ; sie überlegen zu wenig, ob ihr Kind ernstliche Neigung, die nöthige» Fähigkeiten, Geistes- und Körperkräste dazu habe und dergl. mehr, oder ob dasselbe nur aus einer leicht möglichen Verlockung de- kindlichen Verstandes sich dazu entschlossen. Dann meinen gewöhnlich solche Aeltem, daß es ihre Pflicht sei, den freien Entschluß nicht zu be schränken. Mag daS auch in einem gewissen Grade richtig und nothwendig sein, so dürfen doch die vernünftigen Vorstellungen der Aeltem nie ganz fehlen, und werden leicht und oft einen andern eben ft freie« Entschluß de- Kindes erwecken, welcher doch wohl dem ersteren vorzuziehen ist. Dann würden wohl weniger Klagen «hört werden von solchen, die sich in ihrem Stande unglücklich Men, dann nämlich, wenn sie die Nachtheile desselben und dessen Schattenseiten erst recht erkannt haben, auf die sie früher Niemand aufmerksam gemacht hat. Andemtheils ist es aber auch der Stolz mancher Aeltem. Ihr Sohn soll etwa- „Großes" werden und sich über ihrm Stand erheben, er solle, meinen sie, sich nicht auch so plagen wie der Vater; sie haben aus irgend welchem Grunde einen Haß gegen de- Vater- und alle andem Gewerbe, deshalb soll der Sohn lieber Kaufmann, Beamter, Gelehrter oder so etwas werden. Recht schön, ihr Aeltern, die ihr so denkt; aber habt ihr nur diesen und keinen gewichtigeren Grund? Warum verachtet ihr den Handwerksstand? Seid ihr auch schon überzeugt, daß eure Mttel und de- Sohne- Fähigkeiten zur Erreichung eure- höher» Zweckes ausreichend sind? Glaubt ihr, daß es in den höhem Stän den, wie man e- nennt, an Leutm fehle? Meint ihr, daß da der Unterhalt immer ohne alle Beschwerden erworben werde und man leicht ohne Fleiß hoch emporstewen könne? Eine anderweitige Veranlassung zu Mißgriffen in der Bemfs wähl ist wohl auch zu suchen in dem hier und da noch austauchen de» Kastengeiste; denn nur gar zu häufig findet man, daß auch der Sohn des Vaters Beruf ergreifen muß ; ich sage muß, denn schon dem zarten Kinde wird davon vorgeschwatzt und Liebe dazu beigebracht, der ganze Unterricht wird schon darauf zugeschnitten und somit dem Kinde oft, wenn auch mit der größten Zartheit der Entschluß ab - und aufgenöthigt, der keineswegs ein freier zu nennen ist. Kann aber mit der scheinbarm Neigung auch immer die nö- thige Fähigkeit in jeder Weise mit beigebracht «erden? Kann nicht so erst recht Mancher in spätem Jahren sich unglücklich in seinem Berufe fühlen, wenn bei ihm da- Gelbstbewußtsein erwacht und er sich sagm muß, daß er hier nicht an seinem Platze sei? Es ließen sich wohl noch viele Ursachen diese- Uebelstandes an führen, doch ist gewiß schon da- Gesagte zur Anregung femem Nachdenkens eines jeden Betheiligten hinreichend. Und wer könnte wohl läugnen, daß dem nicht wirklich oft so sei? Wer müßte nicht hierin dm Grund finden davon, daß in jedem Stande wmiger brauchbare Mitglieder gefunden werden, währmd auf der andem Seite manche- Talent nur noch im Stillen schlummert, für die Welt aber verloren gegangen ist? Dem wird nun wohl verschiedener unabwmdbarer Umstände und Verhältnisse wegen nie ganz abzu helfen sein, wohl aber könnte es dahin kommen, daß diese Erschei nung immer seltener werde. Und pewiß wäre dies möglich, wenn Aeltern mit größtem Fleiße und größtmöglichster Gewissenhaftigkeit, fern von allen parteilichen Vorurtheilen, die Newungen und Fähig keiten ihrer Kinder eben so wie ihre eigenen Wünsche, Ansichten und Mittel erwägen würden. Es lag gar nicht im Plane des Schreibers, der so gern über Gemeinnütziges denkt und spricht, diesen so wichtigen Gegenstand in diesen wenigen Zeilen zu erschöpfen, er hatte vielmehr nur die Absicht, denselben in Anregung zu bringen. Die Lectüre eines für Knaben höchst lehrreichen Buchs*), welches ganz besonders in sei nem Schlußwort viele- Beherzigenswerthe über die Berufswahl enthält, war ihm die erste Veranlassung, diese Sache in wenigen Zeilen, für welche er den Leser um freundliche Aufnahme und Be- urtheilung bittet, zur Sprach? zu bringen, mit dem Wunsche be gleitet, daß die Feder eines vielleicht Geübteren und Erfahrneren dieselbe weiter au-beuten möge. — 8. *) 48 Werkstätten von Handwerkern und Künstlern oder Schauplatz des bürgerlichen GewerbfleißeS. Zürich, 1853. Leipzig bei Hermann Fritzsche. - ' Leipzig-Dresdner Eisenbahn. Der eben erschienene Geschäftsbericht für 1852 ist ein ungemein günstiger. Wenn trotz der großen, aus dem Betriebe zu deckender Extraausgaben für Brückenreparatur, neue Wagen und vier neue Lokomotiven von zusammen circa 108,000 Thlrn., ungeachtet der so sehr vermehrten Züge (mehr als doppelt so lange Bahnen), dennoch eine wiederum höhere Dividende der Actionnaire wartet, so zeigt dies, welche Kraft dem Unternehmen einwohnt und welche hohe Divi dende eine den Reservefonds weniger sorgsam hütende Verwaltung herausschlagen könnte. Neben fortwährend in großartigem Maaß- stabe wachsenden Einnahmen genießen aber die Actionnaire der Leipzig- Dresdner Bahn die Gewißheit größtmöglicher Solidität. Wie sehr der Verkehr im Aunehmen ist, zeigt schon das einzige Factum, daß, trotzdem da- durch Getreidetransporte außerordentlich begünstigte vor jährige erste Quartal da- ganze abnorme klus von über 50,000 Thlrn. gebracht hat (früher waren eS bi- höchsten- 6000 Thlr.), die dies jährigen ersten drei Monate doch im Ganzen kein 51irm« zeigen möchten. Ein Fragezeichen erlauben wir uns aber bei h. 5 „Magdebur ger Bahnstrecke" im diesmaligen Geschäftsbericht. Es zeigt sich da ein angenommenes klua gegen 1851 von 10,100 Thlrn. Nun brachten aber schon die speciell bekannt gemachten Einnahmen de- ersten Halbjahres ein klns von 9400 Thlrn.; dazu die angegebene Differenz vom vorigen Jahre 2367 Thlr. gerechnet, giebt bereit- 11,700 Thlr. Don den beiden letzten Quartalen hat die Magde burger Verwaltung bisher keine Abrechnung ertheilt. Daß dieselben ein Aäinu« gebracht haben sollten, erscheint nach den vorhandenen Daten unglaublich; gewährten dieselben aber ein den ersten sechs Monaten entsprechende- klu8, so würde der Unterschied zwischen Angabe und wirklicher Einnahme ein sehr bedeutender sein (circa 11,000 Thlr. k1u8). Erlaube man uns zum Schluß noch ein paar Wünsche auszu sprechen. Der eine, an die Direktion, lautet: daß es derselben
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