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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185303168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-03
- Tag1853-03-16
- Monat1853-03
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1853
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Leipziger Tageblatt Ml- Anzeiger. ^ 75. Mittwoch den 16. März. 1853 Sladtlheaterzu Leipzig. Die vorgestern zum Benefiz der Herren Regisseure Behr, v. Othegraven und Rudolph stattgehabte fünffache Vorstellung hatte in jeder Beziehung den besten Erfolg. Erstens war das Haus, zum Beweise, daß man in Leipzig Verdienste anzuerkennen gern bestrebt sei, sehr gefüllt; zweiten- wurden die Stücke ohne Aus nahme mit dem entschiedensten Beifall ausgenommen. Das größte Interesse zog Theodor Apel's zweiactiges Lustspiel: „Junge Männer und alte Weiber," an sich. Es ist eine sehr saubere, gewandte und bühnenaeschickte Arbeit. Für die Literatur besitzt sie weniger Werth. Der Dichter wurde zwei Mal stürmisch gerufen ; so die Darsteller nach jedem Acte. Unter denen zeichnete sich ganz beson der- Krau Eicke aus. DaS Stück war von Herm v. Othegraven vortrefflich inscenirt. Derselbe spielte die Rolle des vr. Schuh macher meisterhaft. — „DaS Lied an die Freude" von Fr. Schmidt hat sich in dm Worten „lyrische- Drama" recht gründlich bezeichnet. Es ist ein harmlose-, sehr liebliches Gemälde, da- «er hier unk da zu sehr an Brette leidet. Herr Rudolph glänzt« vor den übrigen Darfteil«« nt- Schiller, dm er äußerlich so vollständig copttte, daß er dreist einem Maier hätte Dienste leisten können. Sein Spiel war sehr edel, und sein Vorttiw des Liede- an die Kerube am Schluß ist eine wirklich vollendete Deklamation. Durch vortreffliches Spiel zeichneten sich noch Fräul. Schäfer, Frl. Huber, Frl. Liebich und die Herren Böckel, Behr und Pauli aus. — „Die Ochsenmenuett" endlich mit ihrer höchst reizenden edlen Haydn'schen Musik ist nicht minder freudig als eine gute Bereicherung des Repertoirs zu begrüßen. Die Rolle des ungarischen Ochsenhändlers Istock, in der Herr Behr auf da- Geschickteste nicht blos die Nation, sondern auch die Volksclaffe charakterifirte, ist der wichtigste Gegenstand der Operette. Herr Stürmer als Haydn, Fräulein Mayer als Therese, Herr Schneider als der fürstliche Secretair, Frau Eicke als Bar bara und Herr Cramer als Jantsi verdienen nach Verhältniß ihrer Aufgabm zur Theilnahme an einem und demselben Lobe be rufen zu werden. Die Lieder wurden von Frl. Mayer und den Herren Behr und Schneider vortrefflich vorgetragen. Das Stück war besten- inscenirt. — Endlich ist des Frl. Roth und de- Herm Granzow zu erwähnen, welche zwei Tanznovitäten producirten und damit so gefielen, daß sie bei der einen, wie bei der anderen stürmisch gerufen wurden. — Zuverlässig hatte der Abend denjenigen Genuß recht vollständig gewährt, den da- zahl reich versammelte Publicum zu erhaltm gehofft hatte. Möge die allgemeine Theilnahme an ihrer Benefizvorstellung die Herren Re gisseure auffordern, in ihrem schwierigen Amte mit gleicher Kraft uno Freudigkeit weiterzustreben! Hi Hermann Sothe und die Mnemonik. "" Zweiter Artikel. In unserer geliebten lävsi» war'-, wo Hermann Kothe vor nun fast acht Jahren seine glänzende Bahn al- Mnemoniker begann, — und in Leipzig, der kritischen Wetterscheide und dem scharfen Prvdirstein de- Rust und inneren Gehalt- einer großen Persönlichkeit in der Welt, der Wissenschaft und der Kunst, errang der Mnemoniker in diesen Tagen (wie freilich überall, wo er auf getreten) durch seinen öffentlichen Vortrag einen vollkommenen Triumph, welcher den hohen Enthusiasmus de- kritischen, aber bei wahrer Größe der Erscheinung der Virtuosität und des Genie eben so genial empfänglichen Leipzigs beurkundete. Der Saal des Hotel de Pologne war bei Kothe's erstem Lehrvortrage vorgestern Abend bis auf den Quadratzoll von Zuhörern gefüllt. Wie sehr auch die Entfaltung der wunderbaren Virtuosität des Hm. Kothe bei der Handhabung seines Systems in dem Probevortrag uns staunen ließ, so wurde dieses Staunen zu bewußter Bewun derung des seltenen, ja einzigen Geistes dieses Mannes gesteigert, als wir vorgestern Abend durch die von Herrn Kothe begonnene Darlegung seines Systems der Mnemonik mit wahrhaft drastischer Ueberraschung uns Schritt vor Schritt in die innerste Werkstatt de- reproducirenden Geiste-, der Gedächtnißthätlgkeit, eingeführt sahen, und mit der zur höchsten Potenz erhobenen Schnelle de- Gedankens dem Mnemoniker in seinem Vortrage zu folgen hin gerissen wurden. Während wir ihm zu folgen versuchten, me in o ri r t e n wir bereits, und wahrlich, schlagend frappant be rührte selbst Denjenigen, der auf das: nil ackmirari! bei seinem Eintritte in den Saal geschworen, die greifbare Thatsache, daß die Ludolph'sche Zahl, oder die Verhältnißzahl de- Durchmesser- eines KreiseS zur Peripherie (->) bereit- von uns bi- auf 59 Ziffern gemerkt war, während wir noch über die hingeworfene Notiz des Mnemonikers, wie über einen Scherz lächelten: „Sie wissen schon diese Zahl!" Haben wir im ersten öffentlichen Vortrage Hermann Kothe'S Gelegenheit gehabt, — nachdem wir uns von dem bewußtlosen Staunen über das gigantische Gedächtniß desselben loszumachen versuchten — vor Allem die von Herm Kothe gegebene Wiederholung aller Ziffern, Wörter, Sprüchwörter, Namen, Briefe u. s. w., welche der Mnemoniker sich imprimirte, zu bewundern, so erproben wir gegenwärtig an uns selbst: daß Kothe's Methode geeignet ist, uns nicht nur für einen Augenblick zur Entfaltung eines interessanten Gedächtniß spiels zu befähigen, sondern daß sie an sich nachhaltig wirkt und ihrer Natur nach wirken muß, wie Jeder, welcher sich den vorgesternabendlichen Vor trag zurückruft, beweisen kann. Der Referent ist so glücklich, ein mehr al- mittelmäßiges Naturgedächtniß zu besitzen, bekennt übri gens, daß dasselbe ihn beim Memoriren nach Kothe's Vortrage um so vollständiger im Stich gelassen haben würde, als Herm. Kothe's Vortrag, und, wie wir spätersahen, mit gutem Grunde darauf berechnet erschien, die Capacität eines Naturgedächtnisses als unzureichend erscheinen zu lassen. Es ist ein alte-Wort: quoä cito üt, eito perit! Was schnell gemacht ist, vergeht schnell! Als indeß der Referent heute Mittag sich Kothe's ersten Lehrvortrag vorstellig macht, ist Ref. gewiß mit Hunderten von Kothe's Zuhörern in einem Falle, die Wörterreihe, beginnend mit: Feuer, Trommel, Münzen rc., und: Matrose, die Segel, unbeständig rc., sammt den Zahlen, welche diese Wörter nach dem Consonanten-Schema in sich schließen, vor wärts und rückwärts zu recitiren und die Zahlen für die Con- sonanten zu substituiren. Ebenso bin ich überzeugt, daß ich die von Kothe gegebenen Combinationen, Verbindungen und Be ziehungen schwerlich vergessen, jedenfalls aber wieder willkürlich Hervorrufen können werde, obgleich diese Verbindungen, Be ziehungen u. s. w., was wohl Beachtung verdient, mir nicht originell, sondern nur von mir acceptirt sind. Viel weniger aber noch sind jene Wörter, Begriffe, Zahlen u. s. w. für mich ver geßbar, wenn meine Persönlichkeit durch eigene Arbeit mit eigenen Jdeenassociationen, Contrasten u. si w. mnemonisch thätig wird. Wie bei jeder großen Erfindung, herrscht bei Kothe's System die Bürgschaft für Größe und Dauer in der Einfachheit der
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