Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185303202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-03
- Tag1853-03-20
- Monat1853-03
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1853
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ 7«. Sonntag dm 20. März. 1853. Das catorische Schiff von Lricson. Au dm neum Entdeckungen oder wenn man will Erfindungen auf dem Felde der praktischen Wissenschaft, welche Scharfsinn und Genialität durch empirische Auffassung der Naturerscheinungen für den Verkehr nutzbar gemacht haben oder in ihren Consequenzen große Nützlichkeit verheißen, gehört jedenfalls die von Ericson bis zu ihrer jetzigen Vollenduna gebrachte Anordnung, die Expan- sionSkrast der atmosphärischen ruft in einer Weise als bewegendes Mittel zu benutzen, durch welche zunächst der modemen Schifffahrt ihre Lebensfrage beantwortet wird. — Als Fulton 1807 sein erstes praktisches Dampfschiff auf dem Hudson herstellte, hatte er Großes geleistet; einem lange ersehnten Bedürfnisse war abgeholfen worden, man konnte unabhängig von Wind und Strömung dem Laufe der Schiffe durch mechanische Kraft jede gewünschte Richtung geben. Es war eine Substitution des Windes, die dem mensch lichen Willen gehorsam, obschon in ihrer Erzeugung kostspielig war. Wir wissen, welchen Impuls Fulton dadurch der Schifffahrt ge geben. Jndeß mit der allgemeiner werdenden Benutzung dieser mechanischen Einrichtung wuchs auch das Bedürfniß einer großem Oekonomie beim Aufwand« de- Brennmaterials. — Nachdem Lames Matt die Dampfmaschinen verbessert, indem er durch Kondensation de- Dampfe- die Luftleere mit zu Hülfe genommen, ai«G man zu dm Verbesserungen der Feuerungen selbst über. Die Dampfkessel haben in dem letzten Jahrzehent großen Verbesserungen unterlegen; man hat mit demselben Aufwand an Material jetzt w»HL.da- Vierfache an Dampf erreicht; aber bei der immer allge meiner werdendm Anwendung der Dampfschiffe für große Leistun gen und lange Fahrtm wird nicht allein die große Last, welche diese Schiffe an ihrem eigenen Brennmaterial tragen, sondern auch die Ausgabe dafür so fühlbar, daß gewiß eine Verbesserung, die diesem Üebelstande Abhülfe verspricht, im Allgemeinen mit großer Befriedigung aufgmommen wird. Da- Ericson'sche Verfahren, wonach die einmal erzeugte Wärme immer wieder zur Anwendung kommt, verspricht dadurch nicht allein Oekonomie des Brennma terials, waß die Lebensfrage der Dampfschifffahrt geworden, sondem auch dem Schiffe eine größere Ladungscapacität an Frachtgütern und Passagieren. Die manuichfachen Berichte über die mit dem calorischen Schiff „Ericson" gemachten Probefahrten stimmen alle darin überein, daß das Schiff, obschon nicht die höchste Geschwindigkeit, aber doch S--10 engl. Meilen in der Stunde erreicht hat; ein Resultat, wel ches das sachkundige Urtheil über die praktische Anwendbarkeit des «uen System- feststellen muß, zumal wenn man hört, daß da- Schiff von 2200 Tonnen Gehalt und 600 Pferdekrast in 24 Stun den nur sechs Tonnm Kohlen »«-raucht, d. h. nur ungefähr den vierten Theil von dem, was andere Schiffe von derselben Größe in dieser Zeit nöthig haben. — Jedenfalls find die Resultate weiter« Probefahrten und namentlich lange Fahrten mit dem Eric so «Mn Schiffe abzuwarten. Es wird fich immerhin noch etwas dabei finden, was die neue Einrichtung modificiren mag ab« dies stößt die große Thatsache nicht um, die Ericson in die sem Falle praktisch bewiesen. Bedenke man nur, welche Gestalt und Einrichtung unsere Schiff-maschinen jetzt haben im Vergleiche mit denen, die Fulton zuerst anwandte. Dürfen wir uns über die Construction der Eric son'schtn Ma schine, so weit wir dieselbe au- Beschreibung und Skizze kennen «lernt habe«, rin Urtheil erlauben, so will es un- einigermaßen bedenklich erscheinen, die Cylinder allzugroß anzuwenden, da es doch schwer zu vermeiden sein möchte, daß sich der Boden der arbeiten den Cylinder,, worunter da- Feuer brennt, auf die Dauer nicht wirft oder zieht, wie die- bei großen eisernen Flächen, die nur an ihren Begrenzungen unterstützt und dem Feuer ausgesetzt sind, häufig der Fall ist, was dann große Undichtigkeiten oder gar Brüche herbeiführt. Zwar ist hier die dem Feuer ausgesetzte Fläche von unten sehr concav, doch schließt dies da- Bedenken nicht au-, daß sie bei anhaltender Hitze nicht Neigung finden sollte, ihre Form zu verändern. Jedenfalls ist hier aber die verwundbarste Stelle der ganzen Maschine. Den neuesten Nachrichten zu Folge ist das calorische Schiff wohlbehalten in Norfolk (Virginien) angekommen; es wird daher gewiß in nächster Zeit alle die Fragen, Bedenken und Vermuthun gen, welche von vielen Seiten und aus allerhand Gründen dagegen aufgestellt werden, durch sprechende Thatsachen beantworten. — Jedenfalls aber wird es Pflicht, nicht allein allen denkenden Tech nikern, sondern auch allen Freunden der Schifffahrt überhaupt diele neue Sache, die so ungemein wichtig für den Gesammtverkehr zu werden verspricht, mit Theilnahme und Interesse zu begleiten. Man will von einigen Seiten behaupten, Ericson sei nicht der Erfinder seiner Sache, er habe sie nur erst von Andern gelernt und sich dann zu eigen gemacht. — Dergleichen Urtheile sind flach und gewöhnlich; sie bleiben nie auS, wo das Genie vorwärts strebt. Da- aber ist der Segen der Überlieferungen, daß man von ihnen lernt. Wer die Steine zusammenfügt, die die Vorgänger behauen, und den Tempel aufrichtet mit Geduld und Beharrlichkeit, wenn ihm das Leben die Zeit dazu gönnt, der ist der Baumeister; es ist nun einmal nicht anders. Aber Alles zu entdecken oder zu erfinden aus den Elementarbegriffen, dazu ist das Leben eine- Men schen viel zu kurz. Verm ischtes. DieStadtderTodten. In verschiedenen Orten des König reichs Neapel sind wieder sehr erfolgreiche Nachgrabungen getroffen worden. Ein neues Pompeji scheint erstanden: Cavaliere Carlo Bonucci, Architekt und Generaldirector der Antiquitäten und Aus grabungen im Königreich Neapel, hat in der Nähe von Canosa, einer Stadt im alten Apulien (wenige Stunden vom Busen von Manfredonia im adriatischen Meer), die einst der Sage nach der griechische Held vor Troja, DiomedeS, gegründet, eine unterirdische Todtenstadt aufgedeckt. Der Eingang ist mit einer Reihe dorischer und jonischer Säulen aeziert, welche an die besten Zeiten der Kunst zwischen PerikleS und Alexander erinnern; er war in verschiedenen Farben bemalt und giebt eine wohl erhaltene Probe der polychro matischen Baukunst; in der Stadt, über welche Zeit und Tod ein ewiges Schweigen ausgebreitet haben, finden wir Straßen, die zu verschiedenen Gruppen von Wohnungen führen. Die Thüren der Häuser zieren elegante jonische Säulen. Signor Bonucci er zählt, daß er beim Betreten der Aimmer Alle- so'vorsand, wie es wohl vor 2000 Jahren gelassen worden. Die Wände waren mit goldbestickter Leinwand ausgeschlagen; Blumenguirlanden, verwit tert, aber alle ihre Formen bewahrend, hingen in Festons von der getäfelten Decke. Alle Sorten von Möbeln und kostbaren Vasen waren in der mannichfaltigsten und geschmackvollsten Weise ver theilt; Marmorstatuen, Büsten von Göttinnen und Priesterinnen in gebrannter Erde, herrlich bemalt, Vasen in großen Verhält nissen, auf welchen die interessantesten Scenen aus dem Privatleben und klassische Überlieferungen der Mythologie dargestellt waren.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite