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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185303246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-03
- Tag1853-03-24
- Monat1853-03
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1853
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^ 83. 1853. Leipziger Tageblatt Mid Anzeiger. Donnerstag den 24. März. Vas Fest der vereinigten Schriftsteller und Künstler*). (Äingesendet.) Am 15. März wurde hier von einem engern Kreise ein Festabend im Hotel de Pologne veranstaltet, der eine so große Oeffentlichkeit bekommen hat, daß auch ein öffentlicher Bericht über denselben kaum fehlen darf. — Seit Anfang dieses Winters haben nämlich auf Betrieb des Schriftstellervereins an einem Abend jeder Woche zwanglose Zusammenkünfte von Schriftstellern und Künstlern statt- gefunden, die zur anregenden Unterhaltung und gegenseitigen Annä herung bestimmt, diesem Zwecke reichlich entsprochen haben. Einmal im Monate brachten die Theilnehmenden ihre weiblichen Angehöri gen mit, für deren Unterhaltung alsdann durch launige Vorträge, durch Deklamation und Gesang, durch Ausstellen von Kunstwerken und von interessanten Seltenheiten Sorge getragen wurde. Das Gefallen an diesen Abenden äußerte sich so allgemein, daß für die letzte derartige Zusammenkunft in diesem Winter eine solche Unter haltung in größerem Maßstabe beschlossen und vorbereitet wurde. Einem gemeinsamen Abendessen sollte Scherz vorangehen, der durch dm Eintrittspreis aber etwa erhaltene Ueberschuß zur Unterstützung zweier Bedürftigen (eines Künstler- und eine- Gelehrten) verwen det »erden. Gehr natürlich wurde der Wunsch laut, daß die Be- rhkiltgung daran auch manchem geschätzten Gönner der Kunst und Wissenschaft, manchem persönlichen Freunde und gem gesehmen Manne außerhalb des engem Kreises freigestellt werden möge, und diese Meinung fand allsettige Beistimmung. An Stoff gebrach eS nicht, wie sich von dem Geistesrelchthum der betheiligten Personen erwarten ließ; viel eher hatte man Ueberfülle abzuwehren. Ebenso wenig mangelte entgegenkommende Bereitwilligkeit. Mit derjenigen Heiterkeit, die in der Belustigung der Freunde ihr Vergnügen sucht, die sich selber an der einem eignen Spaße zur Seite gehenden Komik ergötzt, wurden die Vorbereitungen angegriffen und eine so originelle Zusammenstellung bewirkt, wie sie wohl in Cöln und München vielleicht ebenso gut, vielleicht besser Vorkommen mag, in Leipzig aber unser- Wissens, wenigsten- seit vielen Jahren nicht geboten wordm ist. Der mühevollen Oberleitung unterzog sich mit unverdrossenem Eifer und großem Geschick Herr vr. Kühne, theil- gefördert durch die rege Beihülfe Anderer, theils gehemmt durch die natürlichen Schwierigkeiten. Nach einem ernsten Worte zur Er öffnung wurde mit den chinesischen Instrumenten, die Herr Ger st Lcker von seiner Reise um die Erde mitgebracht, dem „Anklong" Musik aemacht. In einer echten chinesischen Melodie, die Herr Ter stacker in Java aufgefaßt und mit einem komischen Texte versehen, hatte Herr Kapellmeister Netzer die Begleitung arran gier, der, seinen Freunden unerwartet, am Tage vor dem Feste Leipzig verließ, um einem auswärtigen Rufe zu folgen. Einige der ersten musikalischen Künstler handhabten den Gong und Anklong kunstgerecht. Referent kann die- wenigsten- im Allgemeinen hin sichtlich de- Charakters bezeugen, da er chinesische Matrosen, die zu ihrem Vergnügen musicirten, zu ihrem Gesang musikalische In strumente handhaben hörte. Schön sollte und konnte diese Musica nkcht sein, sondem dem Charakter der chinesischen Musik getreu und deshalb nach unfern Begriffen komisch; die- aber war sie im höchsten Grade. Ein darauf folgende- Puppenspiel grotesker Art (gedichtet von Mahlmann) bot ganz eigenthümliche Schwierig keiten für die Darsteller und ward nach unserer bescheidenen Mei nung ganz vortrefflich ausgeführt. Um an dergleichen Gefallen zu finden, muß man mit einigem Humor entgegenkommen und so weit in der deutschen Literatur bewandert sein, um vorkommende An spielungen und Bezüge zu verstehen, und vor allen Dingen noch einige Naivität aus den Lebensstürmen gerettet haben. Für bla- sirte Menschen ist dergleichen nicht-. Mehr Beifall schienen daher elf lebende Bilder zu finden, von denen Berichterstatter leider nur wenig schauen konnte. Sechs ernste waren angeordnet von Herrn Maler Merkel und Herrn Prof. Flor; fünf satyrische von Herrn Gerstäcker. Den Beschluß machte ein komische- Gesangstück, welches Frau Prof. Kinkel gedichtet und componirt hat, lebendig ausgeführt und von großer Wirkung. So offen in der „Probe der Vögel" die Ironie gegen die Sucht sich hervorzudrängen und dirigiren zu wollen dalag, so ist sie doch Manchem entgangen. Sehr erfreulich war die Harmonie, die sich unter allen Mitwirken den erhielt. Indessen machte sich doch ein anderer Uebelstand geltend. Der mehrfältig Seitens befreundeter Personen, zu deren Ansicht da- Umlaufschreiben nicht gelangt war, geäußerte Wunsch, Theil zu nehmen, so wie einige Zufälligkeiten von nicht vorau-berechneter Tragweite, verliehen nämlich dieser Festlichkeit einen Grad von Oeffentlichkeit, der nicht in den ursprünglichen Absichten ge legen hatte und manche Unzuträglichkeit nach sich zog. Schon vor dem Beginne zeigte sich dies, indem ein störender Mangel an Plätzen eintrat, welchem abzuhelfen die wohlgetroffenen Anordnungen einiger maßen verrückt werden mußten. Es erfolgte eine Füllung de- Saale-, die mit Unbequemlichkeiten für Manchen verbundm war. Die Bekannten waren auSeinandergeriffen, der Gedankenaustausch zwischen den Aufführungen verhindert. Jene 6 lebenden Bilder, den Kennern der Jliade und Aeneide leicht verständlich, erforderten vor einem gemischten Publicum eine Erläuterung. Die Pause, welche zur Vorbereitung des nächsten Bildes nöthig war, hatte man theil- weise zur Unterredung bestimmt, damit die Ermüdung, welche die ununterbrochene Passivität mit sich bringt, nicht einreiße. Gespräch war unmöglich und die Pausen wären drückend geworden, wenn nicht mit raschem Entschlüsse Frau Vr. Reclam, Herr Behr, Hr. Schneider, Hr. Krause und Hr. JadaSsohn noch einige unvorbereitete Musikstücke eingelegt hätten. Noch unzuträglicher gab sich der Vereinigung von Vertretern der Kunst und Wissen schaft der Charakter eines mit Laien gemischten Publicum- in dem Verhalten einiger Gäste wider die Toaste von Vorstehern kund. Bei dieser Sachlage war es recht gut, daß einige humori stische Zugaben, welche bei Tafel den ernsten Trinksprüchen folgen sollten, ausgelassen worden waren. Die- sind Bemerkungen, welche au- mehrfachen Rücksichten nicht überflüssig schienen. Dieser oder Jener von den Mitwirkenden, der mit Vergnügen innerhalb eine- Kreise- von Vertrauten und Bekannten Stoff zur Belustigung giebt, Mte vielleicht auS Rücksicht auf gangbare Vorstellungen gerechte- Bedenken getragen, mit seiner Person in einer öffentlichen Vorstellung, zu der Jedem für Geld der Zutritt offen steht, vor zutreten und seine scherzhafte Leistung einer öffentlichen Kritik zu unterstellen. E- springt in die Augen, wie verschieden in beiden Fällen da- Sachverhältniß ist. Wer in einer Gesellschaft durch Scherze erheitert, möchte oft um keinen Preis vor aller Welt seiner Würde das Geringste vergeben. — Daß, als der veränderte Stand der Gesellschaft bemerkbar wurde, von den Mitwirkenden in Rück sicht auf den wohlthätigen Zweck kein einziger sich zurück zog, keiner da- Ganze störte, da- war eine danken-werthe Aufopferung, die rühmend hervorgehoben werden muß! Im nächsten Jahre dürfte freilich ein solches Fest nur im geschloffenen Kreise begangen werden. — Gehässige Brurtheilungen Etngegangen den 22. März
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