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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185306029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-06
- Tag1853-06-02
- Monat1853-06
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1853
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Leipziger Tageblatt and Anzeiger. V. 153. Donnerstag den 2 ^u»i. Z853. Sladtthcaler. Nach längerer Zeit sahen wir, veranlaßt durch Frl. Engst'6 Gastspiel, Beethovens herrliche Oper, „Fidelio", wieder einmal auf unserer Bühne. Es ist allerdings schlimm, wenn das Theater einer Stadt wie Leipzig den Fidelio, dessen öftere Auf führung für jede größere deutsche Bühne eine Ehrensache sein sollte, nur dann geben kann, wenn von auswärts Hülfe kommt, daß wir hier nicht eine Sängerin haben, die zur Leonore nur einigermaßen befähigt wäre. WaS für Ursachen diesem wesentlichen Mangel zu Grunde liegen, wollen wir hier nicht näher untersuchen, gewiß ist aber, daß der Direktion nicht alle Schuld beizumeffen ist. — So sehr der wahre Kunstfreund es der Frl. Engst Dank wissen wird, daß sie die Partie der Leonore zu ihrer vierten Gastrolle wählte, so können wir doch nicht umhin zu sagen, daß diese Sängerin sich diesmal eine Aufgabe gestellt hatte, der sie noch nicht vollkommen gewachsen ist, daß ihre Leonore hinter den Rollen, in denen wir sie bisher gesehen, zurückblieb. Eine leichte Indisposition schien uns nicht wenig dazu beigetragen zu haben. Die große Arie mit den obligaten vier Hörnern: „Abscheulicher, wo eilst Du hin!" verlangt eine Sängerin, die neben den bedeutendsten natürlichen Mitteln die gründlichste künstlerische Durchbildung besitzt — dies Musikstück ist ein Probirstein für eine nach allen Seiten hin voll endete Künstlerin. Unter allen Sängerinnen, von denen wir bis jetzt diese Arie gehört, genügten unserer Ansicht nach nur die un erreichte Schröder-Devrient und Johanna Wagner den hier gerecht fertigten hohen Anforderungen.. Die Arie war an diesem Abende Frl. Engst'S schwächste Leistung; die Kerker-Scene im zweiten Acte jedoch, wo sie durch Herrn Behr so trefflich unterstützt wurde, war der Höhepunkt in ihrem diesmaligen Auftreten. Schade, daß auch an diesem Abende daS schon früher erwähnte, der Sängerin eigenchümliche Tremoliren mehrmals zu sehr bemerkbar wurde. Bei alle den genannten Mängeln erfreute Frl. Engst doch durch ihre jugendlich-frische, trotz der erwähnten Indisposition immer noch schönen Stimme und ihr im Ganzen gutes Spiel. Wir können daher die, später allerdings niedergekämpfte Opposition gegen eine junge talentvolle und reichbegabte Künstlerin nicht billigen, die bereits in wmiger schwierigen Partien auf unserer Bühne sehr AnerkennenSwertheS geleistet hat, und die eben durch die Wahl der Partie der Leonore ein ernstes, echt künstlerisches Streben bekundet, das Aufmunterung und vorläufige Nachsicht, nicht aber so laute Äußerungen von Mißfallen verdient. — Herrn B ehr'S Rocco ist jedenfalls eine der vorzüglichsten Leistungen dieses tüchtigen Sängers und Darstellers; er errang sich die gerechteste Anerkennung auch an diese« Abende. Herr Wide mann (Florestan) gab sich in seiner sehr schwierigen Partie viel Mühe und es gelang ihm, dieselbe genügend durchzuführen, trotzdem daß er sehr wenig bei Stimme zu sein schien. Der Pizarro war in den Händen deS Hrn. Brassin, dessen natürliche Mittel zu dieser Partie jedoch nicht ganz ausreichen, wenn wir auch nicht verkennen, daß dieser Sänger sich bemühte, seine Rolle so gut als möglich auszufüllen. Die übrigen Partien warm durch Krau Günther-Bachmann (Marcellina), Herrn Schneider (Jacqulno) und Herrn Schott (Minister) gut ver treten» — Bezüglich der Ehöre und überhauvt deS Ensembles blieb diesmal so Manches »u wünschen übrig. Man schien es sich etwas leicht gemacht zu haben und mit den Proben zu sparsam gewesen zu sem. «Lst dergleichen selbst bei dem untergeordnetsten Werke nicht zu rechtfertigen, so erscheint ein ungenügendes Einstudiren bei einem Meisterwerke ersten Ranges geradezu als eine Sünde gegen den Geist der Kunst. Wir wollen gern annehmen, daß nur in äußeren Umstanden, und nicht in einem Mangel an der einem Genius wie Beethoven schuldigen Pietät der Grund zu den genanntm liebet- ständen zu suchen ist. ' *h. Vcrm ischtes. Waldenburg. Bisher war unsere, inmitten von Fabrikorten liegende Stadt von fremden handwerksmäßigen Bettlem, Herum streichern und Bummlern, meist aus der Nähe, die daS Erbettelte oft sofort ganz oder zum Theil in Herbergen und Winkelschänken wieder durchbrachten, aller polizeilichen Ueberwachung ungeachtet, so sehr heimgesucht, daß dieselben ungescheut sogar in die Etagen wohnungen drangen und manchem der hiesigen Einwohner über 5 Ngr. wöchentlich abnöthigten, abgesehen von den dabei öfters vorgekommenen Diebereien. Diesem Uebelstande hat der hiesige Stadtrath mit einem Male dadurch ein Ende gemacht, daß derselbe unter dem 6. December v. I. durch Anschlag in den Herbergen und sonst eine Bekanntmachung erließ, wonach jeder einwandernde, mit einem ordnungsmäßigen, makelfreien Wanderbuche versehene Handwerksgeselle, mit alleiniger Ausnahme der, der sogenannten geschenkten Professionen, nach Maßgabe des Geschenk-, welche- ihm aus der betreffenden Jnnungscasse zu verabreichen ist, aus der Ortsarmencaffe mit einem ganzen oder einem halben Neugroschen unterstützt und dieses in dessen Wanderbuche bemerkt wird, alle legitimationslose und sonstige Herumtreiber dagegen als auslaufende Bettler und Vagabunden behandelt und resp. mit Gefängniß be straft oder mittelst Laufpasses in ihre Heimath verwiesen werden sollen, und alle Einwohner bei 2V Ngr. zur Armencaffe zu ent richtender Strafe verpflichtet sind, jeden ansprechenden Gesellen und dergleichen Bettler ab- und an die Polizeibehörde zu verweisen. Diese Maßregel ist von so gutem Erfolg gewesen, daß bis jetzt, wie von allen Seiten bezeugt wird, hier weder ein wandemder Ge selle beim Ansprechen betroffen worden ist, noch sonst ein fremder Bettler sich wieder hat erblicken lassen, und haben deren Zweck mäßigkeit nun auch diejenigen erkannt, von welchen, solche früher bezweifelt und bestritten worden ist. Die Sachsenzeitung meldete vor Kurzem: „Au- Gera wurde vor einiger Zeit an die Polizeibehörde zu Dresden gemeldet, daß daselbst zwei Individuen^ Doeberitz aus Dresden und Schizoid au- Aschieme, verhaftet worden seien, weil dieselben ohne gehörige Le gitimation betroffen wurden. Doeberitz und Schiwld ernährten sich damit, daß sie einen Hund, welcher nach ihrer Angabe ohne Vor derbeine geboren worden sei, an allen Orten wohin sie kamen, tanzen ließen. Die Behörde in Gera ließ den Hund untersuchen und es ergab sich nun, daß derselbe nicht ohne Vorderfüße gehören, dieselben ihm vielmehr gewaltsam herausgebrochen und alsdann das durch schnittene Fell zugenäht worden sei. Es wird daher nothwendig sein, wenn alle Behörden auf solche herumziehende Inhaber von Thieren gehörig Acht haben, damit solche niederträchtigen Thier quälereien entdeckt und auf s Strengste bestraft werden. Am Besten mit Prügel, wenn - geht!"
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